Burn ‘d Born

Unna, Freibad Bornekamp, 25.07.2020


Bevor man einen Sturm von Anfragen befürchten muss, ob hier im Freibad wirklich vier Bands auftreten dürfen, steht auf dem Veranstaltungsflyer fett gedruckt “Ja, es findet statt”. Es gibt vor Ort keine Maskenpflicht und keine Bodenmarkierungen vor der Bühne, aber die Gäste halten auch so gut Abstand. Der Badebetrieb wird während der ganzen Veranstaltungszeit beibehalten und ein paar Langhaarige stürzen sich noch in die Fluten, während schon die erste Band loslegt. Assorted stehen für straight gerockten Metal mit ruppigen Riffs und treibenden Beats. Wer die schwedischen Bullet und die alte Accept-Schiene mag, ist trotz ein paar Stonerschüben bei dem Quartett genau richtig. An großer Action ist keiner der Mucker interessiert, wohl aber an Tightness. Ihr Shouter singt mit seiner kratzigen Brüllstimme wesentlich lauter, als er die Ansagen spricht. Eine Ballade ist im Set zu verkraften, zumal sie im Finale laut genug gespielt wurde. Das Publikum beklatscht jeden Song gebührlich und die ersten Banger finden sich vor der Stage ein. Die meisten Besucher verharren jedoch die ganzen 45 Minuten auf den zahlreich aufgestellten Gartenmöbeln.


Es wird etwas melodischer, als die Band mit dem nicht allzu schwer zu merkenden Namen Wildheart loslegt. Doch dass ich deren selbstbetiteltes 2016er Album grad noch im Durchlauf hatte, fiel mir erst nach ein paar Songs wieder ein. Zwischen der Zack Wilde Gitarre in Angriffshaltung und dem Cowboyhutbasser steht Sängerin Maike, deren zartere Singstimme im erdigen Hardrocksound nicht untergeht, sondern sich neben wenigen lieblicheren Töne einerseits auch mit roughen Applikationen andererseits behaupten kann. Ein paar Backing-Vocals gibts vom Drummer. Auf Nachfrage entscheidet sich das Schwimmbad für einen Doro Song und ein mehr als passabel gesungenes „All We Are“, mal unabhängig von der Songwahl bewertet,  lockt gegen Auftrittsende noch ein paar Leute mehr vor die Bühne. Nur, ob jetzt ein Song „Red Shoes“ heißen muss, kann nach dem fast einstündigen Gig diskutiert werden.


Bei Fullstack bekommen wir es mit einer lokalen Rockband zu tun. Und sapperlot,  die kräftige Singstimme des Vierers haut mit zwei Gitarren richtig was vom Sockel. Jetzt müsste eigentlich ein Ruck durch die Menge gehen. Tut er auch, wenn das Volk auch nur allmählich den Arsch hoch bekommt. Auf der Bühne wird so amtlich das Metalbrett gefahren, dass schon früh ein paar seichtere Töne umso mehr überraschen. Doch der Wechsel bestimmt ihr Programm. Langsameres hat genügend Punch, dass die Banger in Fahrt bleiben. So ernten die Mannen anständig  Applaus und schlussendlich bleibt noch Zeit für eine abgefeierte Zugabe. Schade nur für die später Erschienenen, aber wer Fullstack noch einmal sehen möchte, fährt am 08.10.2020 in den Rockpalast nach Bochum.


Zum Schluss kann man heute hier in Unna eine Besucheranzahl von ca. 150 – 200 Besucher schätzen, doch es trudelt noch immer Publikum ein. Möglicherweise auch Anhänger der letzten Band des Abends. Mal sehen was jetzt passiert. Es liefen ja schon so einige Shirts des Headliners übers Gelände, da sollte doch gleich die Post abgehen. Die Südwestfalen Depraved Entity haben ihr frisches Album “Queen Of The Night” mitgebracht, und als „Steel My Heart“ offgerippt wird, gehen in der Audienz die Hände hoch. Es wurde mächtig getanzt zum Melodic Metal des Fünfers und der angesagte Mitgröler „Life And Death“ entpuppte sich auch tatsächlich als ein eben solcher. Ganz offensichtlich kommt das Programm der Hagener ziemlich gut an und Rufe nach Zugaben lassen das langsame „Fuck You Goodbye“, mit den sie bei Radio Bob abgeräumt haben, und das zügige „The Prowling“ folgen. Depraved Entity sagen noch schnell ihren Gig am 05.09.2020 im Kultopia in Hagen an und um 22:00 Uhr ist nach über einer Stunde Spielzeit Sense. Einen Crowdsurfer haben wir zum Schluss gesehen, aber es ging coronaregeltechnisch gesittet ab, und vor allem ist trotz Action vor der Bühne der Rasen noch heile, das kennen wir von Open Airs ganz anders …

Autor & Pics: Joxe Schaefer