Thrash Speed Burn Evolution 3
Oberhausen, Kulttempel, 11.03.2022
Nach zwei Jahren Pandemie, in denen Konzerte nur sehr spärlich stattgefunden haben, steht nun das dritte Thrash Speed Burn Evolution an. Nach der 2G+ Regel und einer sachlich genauen Einlasskontrolle können im Kulttempel die Masken dem Gesicht fernbleiben. Die Location füllt sich zusehends und als Eröffner des heutigen Konzertabends begrüßen Cerebral Invasion die ersten Fans. Dem deftigen Fünfer durften wir bei ihrem ersten Auftritt im November letzten Jahres beiwohnen, übrigens auch in Oberhausen. Heute geht es um 18:30 Uhr los und man merkt gleich, dass die Jungs nur drauf gewartet haben, mal auf einer größeren Bühne zu stehen. Mehr Bewegungsradius tut eben allen gut. Mittendrin gabs eine erstklassige Version von Megadeth’s „Hangar 18“, da muss man sich erstmal rantrauen. Aber mit Growls kann man den Originalgesang auch nicht versauen. Dann erleben wir markante Gitarrenarbeiten von beiden. Nicht nur von Custard Mann Stefan, sondern auch von Taskforce Toxicator Dominik. Gemessen an der hohen Zahl Banger haben das also noch einige mehr bemerkt und so muss der fünfunddreißigminütige Auftritt als stark bewertet werden. Er war noch einen Deut besser als im November. Es geht also bergauf.
Bereits im Vorfeld flüsterte uns der im Publikum befindliche Goat Of Mendes Bassist, mal genau auf die Marler Einheit von Scraper zu achten, die ihr 2020er Debütalbum „Hunger Within“ vorstellen. Nebenbei erwähnt, war Bassist Simon mit der Shane von Napalm Death Frisur mal in Diensten von Cerebral Invasion und darf heute nach ihnen auf die Bühne. Ein ausgiebiger Linecheck, haben wir gelernt, geht dem Startschuss voraus und danach klingt es gleich sehr coremäßig. So bleibt es aber nicht dauerhaft, dafür schlägt uns eine ganz schöne Basswucht mit Punch in die Fresse. An dieser Stelle darf der neue Drummer Ralf von Eternal Dirge vorgestellt werden. Die leisen Ansagen vom Shouter haben wir gar nicht alle verstanden, aber soundmäßig ließ die Band nix vermissen. „Ja, man muss gar nicht hingucken!“ stimmte mir das Mädchen im Sister Sin Shirt neben mir zu. Und in der Tat hätte dem statischen Auftritt von vierzig Minuten etwas mehr Bewegung gut gestanden. Dafür ist beim Midtempomonster „King Of Nightmares“ durch viel straighte Rhythmiken der Mitmachfaktor in der Menge hoch.
Es handelt sich beim Namen der nächsten Band um keinen Schreibfehler, haha. Denn übersetzt heißt Bunghole schlicht und einfach Spundloch, aber Bock auf das Zeug aus dem Fass hatten wir schon vor ihrem Auftritt. Die aus den Trümmern von Slomind Hervorgegangenen haben noch immer etwas angestonerte Anleihen und Groove in ihrem Sound. Unser Jensenmann befürchtet, es würde panteramäßig werden. Immerhin liegt er damit dahingehend nicht falsch, dass der Vierer aus Düsseldorf ziemlich modern kommt, aber Rückkopplungen und definitiv ordentlich Roughness werden mitgeliefert. Und es ist von daher eh alles in Ordnung, weil die Meute mitmacht mit und scheinbar vorne an der Bühne jeder Gast ca. drei Quadratmeter Platz braucht. Die Oldschooler in der Audienz halten sich derweil zurück und stehen weiter hinten, was aber nicht heißt, dass da nicht mitgewippt werden darf.
Wir haben jetzt grad echt keine Ahnung, wie oft wir die belgischen Powermetaller von Fireforce in den vergangenen Jahren schon live gesehen haben. Da fallen uns das Swordbrothers und das Heavy Metal Maniacs Festival ein, wie auch ein Support von Crimson Glory in Essen. Jetzt wird ihr letztjähriges Album „Rage Of War“ präsentiert, und das kündigte bereits den neuen Sänger Matt Asselbergh an, der von den Franzosen Nightmare stammt und hier als Frontmann neben der Tätigkeit an der Klampfe auch gleich seine rauere Stimme unterbringen kann. Der Mann besetzt damit gleich zwei Posten neu und interagiert mit Gitarrist und Bandgründer Erwin auf allen Ebenen. Bock haben die zum Quartett Geschrumpften ganz offensichtlich, wie mit der Audienz interagiert wird und die Action bis zu Erwins Kniefallsoli reichen.
Einen ziemlich pfundschweren Auftritt von Eradicator haben wir noch vom Bäääm-Festival 2014 im Gedächtnis, an das sich auch noch der heute hier im Publikum abfeiernde ex-Metal Inquisitor Gitarrist TP leise erinnert, haha. Nur hat Gitarrist und Shouter Sebastian jetzt längere Haare als damals, und auffälliger eine kräftige Tiefstimme. Als das Intro abbricht, nimmt der Crashkurs seinen Lauf. Und wie das geht, weiß der Vierer genau, denn immerhin gibt es die Jungs aus dem Sauerland schon über fünf Alben. Sie entzaubern die Menge mit „Hate Preach“ und die logische Folge ist Gemische in der Audienz, ebenso wie bei „Born Of Hate“ und unserem Fave „Mondays For Murder“. Geiler Titel übrigens. Man verwurstet gerne Anleihen von Metallica, hat auch den Schluss von “Call Of Ktulu” mit eingebaut, doch für heute Abend geht der Oldschool-Pokal für den knackigsten Thrash zu Recht an diesen Headliner. Bereits im Vorfeld sind unsere Diskussionen ins Nirvana verlaufen, welches jetzt das geilste Album der Band um die Stöber-Brüder für die Heimfahrt wird, wo wir ja eh nur das aktuelle „Influence Denied“ als einziges an Board haben. Nach diesem Auftritt wäre das auch Meckern auf hohem Niveau, und wer sich ärgert, sie heute verpasst zu haben, tut das zu Recht! Wir freuen uns darauf, sie im September auf dem Ironhammer wieder abfeiern zu können. Und möge das TSB Evo 4 wie heute stattfinden dürfen!
Autor & Pics: Joxe Schaefer