Up The Hammers

Athen (GRC), Gagarin 205, 08.03.2024 – 09.03.2024


Zum allerersten Mal in der Geschichte des Up The Hammers Festivals sind neben der Warm-up Show auch beide Tage des Hauptfestivals ausverkauft. Bereits im Jahr 2017, als Cirith Ungol das letzte Mal auf diesem Festival gespielt haben, war der Samstag ausverkauft, aber beide Tage, das ist ein Novum. Dieses Novum hat leider die Konsequenz, dass der Einlass sich sehr in die Länge zieht. Aufgrund dessen habe ich praktisch den ganzen Gig von Coven Japan verpasst. Als ich die Halle endlich betreten konnte, sind die fünf Japaner gerade dabei, ihren Set mit den letzten Akkorden zu beschließen. Die Hütte ist trotzdem bereits anständig gefüllt, wollen doch viele die Band sehen. Der melodische, mit vielen doppelläufige Leadgitarren ausgestatteten, NWoBHM angehauchte Metal kommt dann auch gut rüber, wird sauber dargeboten und die Band ist sowohl agil als auch sympathisch. Einziges Manko: das holprige Englisch von Frontfrau Taka ist kaum zu verstehen.

Setlist: Land Of The Rising Sun; What Goes Around Comes Around; Return Of The Souls; Wings Of Glory; Brave Warriors; To Sanctuary; March Of The Voiceless.


Crom habe ich auf dem Swordbrothers Festival im September 2008 das erste und einzige Mal live gesehen. Damals war das ein Einmannprojekt mit Livemusikern, mittlerweile ist das Projekt zu einer Band geworden, auch wenn die Band immer klar das Baby von Hauptsongwriter und Sänger Walter Grosse bleiben wird. Ich habe seine Stimme immer als sehr angenehm empfunden und auch heute weiß sie zu überzeugen. Der epische, an eine melodischere Version von Bathory erinnernde Metal, hat mich seit dem Debütalbum des Quintetts aus Landhut nicht mehr losgelassen. Vor allem die Kombination aus melodischen Gitarrenleads (siehe z.B. „Hammer Of The Gods“ oder „Shields Of Gold“) und eingängigen Gesangsmelodien haben es mir angetan. Heute startet die Band mit „Into The Glory Land“ mit einem zügigeren Song in den 45minütigen Set. Auch wenn die Band in der aktuellen Konstellation erst seit 2023 agiert (Basser Hans und Gitarrist Ivan stießen erst im letzten Jahr zur Band), ist die Band eingespielt und tight. Der Schwerpunkt der Setlist liegt einerseits auf dem aktuellen Album „The Era Of Darkness“ (2023) andererseits zum Glück auch auf dem Debütalbum „Vengeance“ (2008). Schlussendlich wird jedes der vier Alben mit mindestens einem Songs berücksichtigt. Für einen Festivalgig macht die Band dadurch alles richtig. Der coole Auftritt wird mit einem meiner Lieblingssongs „Wings Of Fire“ vom Debütalbum beschlossen. Wie ich dieses Stück liebe, kombiniert es Heaviness mit Melodie! Es war cool, die Band nach über fünfzehn Jahren wieder mal live auf einer Bühne zu erleben.

Setlist: Into The Glory Land; The Restless King; Shields Of Gold; The Era Of Darkness; Hammer Of The Gods; Riding Into The Sun; Lifetime; Wings Of Fire.


Das Album „Astronomica“ zählt sicher nicht zu meinen absoluten Lieblingen in der Crimson Glory Diskographie. Auch wenn das Album sicherlich nicht schlecht ist, kommt es halt bei Weitem nicht an die zwei Klassiker heran. Bei der Band Astronomica handelt es sich um das neue Soloprojekt von Wade Black, der bekanntlich das erwähnte Crimson Glory Album eingesungen hat. Ich bin mit sehr gemischten Gefühlen an diesen Gig herangegangen, muss aber sagen, dass mich Herr Black heute positiv überraschen kann. Einerseits kommt er sehr sympathisch rüber, andererseits, und eigentlich viel wichtiger, klingt seine Stimme transparent und druckvoll, was für einen Künstler, der ziemlich lange weg vom Fenster war, nicht selbstverständlich ist. Die Setlist stellt eigentlich ein Crimson Glory Coverset dar, wobei neben den zu erwartenden Songs des Astronomica Albums auch mit „Where Dragons Rule“ und „Red Sharks“ zwei meiner absoluten Crimson Glory Lieblingssongs zum Zuge kommen. Und auch bei diesen zwei Songs macht Wade alles richtig. Zum Einen singen die fanatischen griechischen Fans natürlich lauthals mit, zum Anderen singt Wade die Songs wirklich gut. Die beiden Songs, vom pünktlich zum UTH Festival erschienen Album „The Awakening“, namentlich die beiden melodischen Rocker „Protectors Of The Realm“ und „Destiny“, fügen sich musikalisch zwar gut in den Set ein und wirken nicht als Fremdkörper, sorgen jedoch für einen merklichen Stimmungsabfall im Publikum. Wenn man als Zuschauer mit wenig Erwartung an einen Gig herangeht, kann man nicht wirklich enttäuscht werden. Und genau so habe ich die Halle nach diesem Gig zum Biernachtanken auch verlassen. Ehrlich gesagt, hat mir die Stimme von Wade live deutlich besser gefallen als auf dem Album, und so stellt die Performance der Band eine positive Überraschung dar. Die wenigen Kritikpunkte liegen in den Spielfehlern der Saitenfraktion und nicht wie eher erwartet in der Stimme von Wade Black. Wenn sich die fünf Amis besser eingespielt haben, dürften auch diese Fehler ausbleiben.

Setlist: March To Glory; War Of The Worlds; Touch The Sun; Edge Of Forever; Destiny; Protectors Of The Realm; Cydonia; Astronomica; Where Dragons Rule, Red Sharks.


Sacred Steel kommen, sehen und legen das Gagarin in Schutt und Asche. Heiligs Blechle im wahrsten Sinne des Wortes. Was für ein Brett und was für eine Setlist! Das Besetzungskarussell hat sich bei den Schwaben bekanntlich kräftig gedreht, so dass ich gespannt auf dieses neue Line-up bin. Die Band wirkt spielfreudig und ist bereits erstaunlich gut aufeinander abgestimmt. Angetrieben von einem kaum zu haltenden Matze, legt das Quintett mit der furiosen Triplette „Metal Is War, „Battle Angel“ und „Wargods Of Metal“ eine kräftige Duftmarke zum Auftakt des Gigs und macht klar, dass das Kampfgeschwader um Frontsirene Gerrit heute keine Gefangenen machen will. Leider ist der Gitarrensound deutlich zu leise, was den Genuss der genialen Songauswahl leider etwas schmälert. Denn im Vergleich zu meinem letzten Sacred Steel Gig auf dem Masters Of Metal Festival in Wohlen (Schweiz) im März 2019 ist die heutige Setlist eine wahre Offenbarung. So liebe ich die Songs „Master Of Thy Fate“ oder „Faces Of The Antichrist“ innig und kann mich nicht mehr daran erinnern, ob und wann ich beide an demselben Konzert genießen durfte. Die Songauswahl lässt wirklich kaum Wünsche offen und lässt mich als Fan der ersten fünf Alben der Band mit einem breiten Grinsen im Gesicht zurück. Die Band hat genauso viel Bock, die Halle abzureißen, wie das Publikum, so dass man sich gegenseitig anstachelt. „Mit Leather, Spikes And Chains“ kommt auch ein neuer Song vom demnächst erscheinenden Album zum Zuge, der Stimmungsabfall war dabei schon deutlich spürbar. Klar, man kennt den Song nicht, auch wenn er schon seit längerem bei Sacred Steel Gigs gespielt wird, und mit den unzähligen heute gespielten Klassiker kann der Song einfach nicht ganz mithalten. Mit dem obligaten, brutal ins Publikum gefeuerten „Heavy Metal To The End“ endet eine ausgezeichnete Darbietung einer Band, die heute alles richtig gemacht hat. Ich hätte gerne noch mehr gehört, aber die Zeit war leider schon rum, und Sacred Steel mussten Platz machen für die nächste Band. Die Reise nach Athen kann die Band definitiv als Erfolg werten, die fünfzig mitgebrachten Sondershirts sind auch ratz fatz weg.

Setlist: Metal Is War; Battle Angel; Wargods Of Metal; Leather, Spikes And Chains; Master Of Thy Fate; Open Wide The Gate; The Sign Of The Skull; Storm Of Fire 1916; Sacred Bloody Steel; Carnage Victory; Faces Of The Antichrist; Heavy Metal To The End.


Sumerlands kannte ich bis vor drei Tagen nur vom Namen her. Am vergangenen Dienstag spielte die Band jedoch auf ihrer regulären Tour mit Eternal Champion in Aarau (Schweiz), wobei meine Freunde von Sin Starlett als Opener fungierten. In Aarau habe ich die Band dann erstmals akustisch richtig wahr genommen, befand den Sound aber nicht als meinen. Nett auf Platte, aber nicht so die Livemucke. Nach dem UTH Gig muss ich diese Meinung leicht revidieren. Ich werde nie ein großer Fan der Band werden, aber live sind sie wirklich gut und vor allem das Energiebündel und Sänger Brandan Radigan kann definitiv was. Einerseits ein guter Sänger, andererseits ein kommunikativer und sympathischer Frontmann. Brandan und Drummer Justin DeTore sind dann auch die einzigen Mitglieder von Sumerlands, die nicht auch noch bei Eternal Champion aktiv sind. Die beiden bisherigen Alben „Sumerlands“ (2016) und „Dreamkiller“ (2022) werden gleichberechtigt mit je fünf Songs berücksichtigt, so dass eine cooler Überblick über die bisherige Schaffensphase geboten wird. Diese zehn Stücke sind auch Bestanteil der Setlist der bisherigen Tour und der Gig in Athen wird lediglich um das abschließende Stone Dagger Cover „The Siege Of Jerusalem“ ergänzt. Drummer Justin und Sänger Brandon waren vor Ihrer Zeit bei Sumerlands bei Stone Dagger engagiert und haben mit der Band nur ein Demo 2013 veröffentlicht, obwohl die Band immer noch aktiv zu sein scheint. Cool, dass man den Song heute mit in den Set aufgenommen hat, auch wenn die Mehrheit der Fans einen weiteren Sumerlands Song bevorzugt hätte. Super gute und sympathische Musiker, die ich mir gerne bei Gelegenheit wieder live anschauen werde. Ich freue mich allerdings mehr auf das „Savage Oath“ Album, welches Mitte März erscheinen wird, wo Brandon ebenfalls das Mikro schwingt.

Setlist: Twilight Points The Way; Heavens Above; Dreamkiller; The Guardian; Haunted Forever; Blind; Edge Of The Knife; Spiral Infinite; Seventh Seal; Force Of A Storm; The Siege Of Jerusalem.


Neben Sacred Steel sind Visigoth die klaren Gewinner des heutigen Abends was die Publikums Resonanz betrifft. Wenn eine Band zwei Alben veröffentlicht hat und gleich mit je dem besten Song dieser beiden Alben ihren Set eröffnen kann, dann macht sie in der Regel nichts falsch. So war das auch heute und die Hütte brennt von Beginn weg. Sänger Jake ist bestens bei Stimme, was leider bei der letzten Tour, die ich 2019 gesehen habe, nicht immer der Fall war. Und ein Visigoth Gig steht und fällt mit seiner Stimme. Das fanatische, griechische Publikum kennt jede Songzeile und singt diese lauthals mit, so dass bei mir die Gänsehaut nicht mehr verschwinden will. Die Setlist lässt für meinen Geschmack absolut keine Wünsche offen und die Saitenfraktion ist gewohnt spiel- und bewegungsfreudig. Über „Blood Sacrifice“, „Traitor’s Gate“ und „The Revenant King“ prügelt sich das Quintett aus Salt Lake City kontinuierlich in Richtung des vermeintlich letzten Songs namens „Iron Brootherhood“. Aber, Manolis hat andere Pläne, und hat als Organisator (wie in der Vergangenheit auch schon gemacht) verlangt, dass die Band ihren Übersong „Steel And Silver“ nochmals zum Besten gibt. Dafür muss man aber zuerst den Drummer „wiederbeleben“, der ziemlich ausgepowert zu sein scheint. Nach reichlicher Wasseraufnahme geht’s dann los mit der „Reprise“ und so wurde der Song nochmals mit voller Energie ins Publikum gefeuert, und dieses geht nochmals richtig durch die Decke. Ein würdiger Abschluss eines tollen Co-Headliners. Es ist schon cool zu sehen, was aus einem Keep it True Opener von 2017 heutzutage geworden ist. Die Band schaue ich mir jederzeit wieder gerne an!

Setlist: Steel And Silver; Dungeon Master; Mammoth Rider; Outlive Them All; Abysswalker; Necropolis; Blood Sacrifice; Hammerforged; Traitor’s Gate; The Revenant King; Iron Brootherhood; Steel And Silver.


Jack Starr’s Burning Starr habe ich bereits auf dem Keep it True im Jahr 2013 gesehen, wo er mit Todd Michael Hall einen Sänger in seinen Reihen hatte, der nicht nur bei mir für eine heruntergelassenen Kinnlade sorgte, sondern eigentlich jeden der Anwesenden begeistert hat. Todd ist seit einigen Jahren nun die beeindruckende Frontsirene von Riot V (siehe letztjähriges UTH). Daher war klar, dass diesmal jemand anderer das Mikro schwingen würde, aber Hitten Frontmann Alex Panza, der auch schon das aktuelle Album „Souls Of The Innocent“ (2022) eingesungen hat, macht seine Aufgabe ausgezeichnet und verleiht den Songs mit seiner Stimme eine genauso gute Note wie dies Todd in der Vergangenheit tat. Aufgrund der harten Party Aktivitäten der vergangene Tage (man wird nicht jünger), gehen wir nach wenigen Songs nach Hause, obwohl die Darbietung der Band wirklich sehr gut ist. Einerseits sind wir ziemlich platt und andererseits ist die Virgin Steel Phase mit Jack Starr nicht meine bevorzugte. Daher kann ich heute nach einem Mitternachtsessen und einem abschließenden Gin Tonic endlich mal relativ früh in die Federn, ohne dabei denken zu müssen, etwas verpasst zu haben.

Setlist: Blaze Of Glory; Day Of The Reaper; The Flame That Never Dies; I Am The Sinner; Sands Of Time; Guitar Solo; Brun The Sun; Metal City; Go Down Fighting; Danger Zone; Don’t Say Goodbye (Tonight); Drum Solo; Land Of The Dead; Fakse Messiah; No Turning Back!; Fight The Thunder; Conspiratos Sanctos; Evil Never Sleeps.


Stygian Crown aus L.A. dürfen den heutigen Tag eröffnen, und da es heute keine lange Schlange am Eingang gibt, sind wir auch rechtzeitig da. Als Sängerin Melissa dann mit Teufelsmaske die Bühne betritt, befürchte ich schon Schlimmes. Aber einerseits ist gerade Karneval in Athen (der orthodoxe Kalander tickt anders als in unseren Breitengeraden), andererseits legt sie die Maske nach wenigen Takten ab und zur Seite. Der doomige Heavy Metal des kalifornischen Quintetts kann mich schnell überzeugen und vor allem die Stimme von Melissa weiß zu gefallen und auch zu überzeugen, weist sie doch ein breites Klangspektrum auf und hat auch genügend Druck, um die Halle ein erstes Mal durchzuschütteln. Die Band hat bisher zwei Alben veröffentlicht, „Stygian Crown“ (2020) und vor wenigen Wochen das neue Album „Funeral For A King“. Das neue Album steht dabei klar im Fokus, denn es werden bloß zwei Stücke vom Debütalbum berücksichtigt. Die fünfundvierzig Minuten vergehen recht schnell, auch wenn die Saitenfraktion etwas hüftsteif agiert. Heute Nachmittag ist es ein grundsolider Auftritt, der Lust auf mehr Livemusik macht.

Setlist: Funeral For A King; Bushido; Scourge Of The Seven Hills; The Bargain; Up From The Depths; Two Coins For The Ferryman; Strait Of Messina; Beauty And Terror.


Nach den eher langsameren und doomigen Songs von Stygian Crown ist es nun Zeit für eine amtliche Prise Speedmetal. Steel Inferno werden ihrem Namen gerecht und legen ein echtes Inferno ins Gagarin. Das Quintett aus Kopenhagen legt mit dem Opener und Titeltrack des aktuellen Album „No Escape“ (2022) gleich amtlich los. Generell liegt der Fokus des Sets auf diesem Album. Da dies das erste Album mit dem aktuellen Sänger Chris Rohstoff ist, macht das durchaus Sinn. Der Sound hat teils schon eine starke Slayer Schlagseite (siehe „Breakout“ oder „Jaws Of Evil“) ist sonst aber lumpenrein gespielter Speed/Thrash Metal und sowohl Publikum wie auch die Band haben mächtig Spaß. Das Stage Acting der Band ist gut, aber an der Kommunikation mit dem Publikum muss Sänger Chris noch feilen. Das ist teils schon leicht peinlich was er da in holprigem Englisch von sich gibt. Singen tut der Kerl aber gut, so dass ihm seine komisch gemeinten Ansagen verziehen seien. Nach dem schnellen „Siren Of The Air“ folgt mit „The Blitz“ ein neuer Song. Der Headbanger „Queen“ hat mir im Set der Dänen am besten gefallen. Mit „Aesthetics Of Decay“ kommt noch ein Song vom gleichnamigen Debütalbum zum Zuge, bevor wiederum einer neuer Song namens „Cathedral Run“ den durchaus ansehnlichen Gig beschließt. Die Fans sind nun sicherlich wach!

Setlist: No Escape; Breakout; Siren Of The Air; The Blitz; Queen; Jaws Of Evil; Caught By Her Web; Aesthetics Of Decay; First Strike; Cathedral Run.


Quartz gehören zu den Veteranen der NWoBHM, wurde die Band doch bereits 1977 gegründet. Nach drei Alben während der Primetime der New Wave of British Heavy Metal löste man sich 1983 auf. Im Jahre 2011 reformiert sich die Band, nahezu im ursprünglichen Line-up. Mit „Fear No Evil“ (2016) und „On The Edge Of No Tomorrow“ (2022) erscheinen nach der Reunion zwei gute bis sehr gute Alben. Wie so häufig auf einem Festival, muss man sich zur Essensaufnahme entscheiden, eine Band nicht sehen zu können. Und da ich die restlichen Bands unbedingt sehen will, müssen Quartz über die Klinge springen. Daher habe ich die Mehrheit des Sets der Briten leider verpasst, die wenigen Songs zum Schluss des Sets, die ich heute zu Gesicht bekomme, sind aber sehr gut, werden sehr sauber gespielt und werden vom Publikum nach allen Regeln der Kunst abgefeiert. Die Musikveteranen brillieren durch hochstehende musikalische Qualität und legen ohne Herumgehampel ein druckvolles Brett auf die Bühne des Gagarins.

Setlist: Stand Up And Fight; Chalie Snow; Bloody Fool; Wildfire; Night Of The Living Dead; Street Fighting Lady; Silver Wheels; Mainline Riders; Satan’s Serenade; Around And Around; Heaven And Hell; They Do Magic.


Die Bühne bleibt vorerst in britischer Hand, denn nach Quartz aus Birmingham folgen die Londoner von Phantom Spell. Ich muss zugeben, dass ich mit dem Material der Band um Kyle McNeill (Sänger/Gitarristen von Seven Sisters) nicht vertraut bin. Aber ähnlich wie bei Seven Sisters schafft es Kyle sehr schnell durch seine sympathische und authentische Art, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Die Band wurde 2021 gegründet und hat erst ein Album („Immortal’s Requiem“ (2022)) und eine EP („Tales From The Black Spire“ (2023)) veröffentlicht. Musikalisch sind Phantom Spell eine der besten Bands des ganzen Festivals und Kyles angenehme Stimme, die mir auch bei Seven Sisters gut gefällt, ist die Basis für die gute musikalische Performance der Band. Der melodische Heavy Rock trifft zwar meinen Geschmack nicht 100%ig, dafür ist der Sound zu Hardrock und zu keyboardlastig, aber hier sind ausgezeichnete Musiker am Werk, die ihr Produkt qualitativ hochstehend rüberbringen, so dass es sich trotzdem lohnt, den Set der Band anzusehen. Mit Palantíri kommt ein brandneuer Song zum Zuge, den, wie Kyle in der Ansage erwähnt, noch keiner zuvor gehört hat. Der Song wird Ende März als Split 7“-Single mit Wytch Hazel veröffentlicht werden. Musikalisch passen die beiden Bands sehr gut zusammen, daher ist diese Split-7“ sicherlich eine gute Sache. Die Band beschließt ihren tollen Set mit einem ihrer stärksten Songs – dem über siebenminütigen, sehr abwechslungsreichen und schön gesteigerten „Blood Becomes Sand“. Eine tolle Darbietung einer wirklich guten Gruppe.

Setlist: Dawn Of Mind; Up The Tower; Dragon’s Dream; Seven Sided Mirror; Keep On Running; Palantíri; Black Spire Curse; Blood Becomes Sand.


Evil Invaders beginnen dann mit gut fünfzehn Minuten Verspätung. Wenn man den Grund für die Verzögerung kennt (Virus auf dem Memory Stick mit den Soundelementen von Evil Invaders, der das gesamte Soundboard zum Erliegen bringt), darf man froh sein, dass man mit einer relativ kurzen Verzögerung davon gekommen ist. Die vier Belgier legen dann wie von der Tarantel gestochen los. Ich muss nicht zwingend ihre Tonträger im Regal stehen haben, aber live ist die Band immer wieder sehenswert, und ihre unbändige Energie zu erleben ist immer wieder erfrischend und für jedes Festival bereichernd. Speziell Frontmann Joe stachelt das Publikum immer wieder an. Als er als Konsequenz den Inhalt eines halbleeren Bierbechers mitten ins Gesicht bekommt, beklagt sich dieser nicht, sondern kommt zum Mikro und kommentiert es mit „genau so“! Man braucht wohl nicht zu erwähnen, dass ein Herr Mustaine den Gig nach einem solchen Zwischenfall abgebrochen hätte. Nicht so bei den vier Belgiern. Die Bierdusche scheint den Herrn gar noch weiter anzutreiben. Ähnlich wie bei Sacred Steel walzt sich die Thrash Maschinerie von Evil Invaders über die Bühne und fräst sich gnadenlos durch die Gehörgänge des Publikums. Unglaublich, welche positive Energie und Spielfreude die Jungs dabei versprühen. Diese Energie ist regelrecht ansteckend, und so geht vor der Bühne amtlich die Post ab. Es werden Songs von allen Alben der Band berücksichtigt, wenn auch der Fokus klar auf dem aktuellen Album „Shattering Reflexion“ (2022) liegt. Mit der Klassiker Doublette „Fast, Loud ‘n’ Rude“ und „Raising Hell“ geht eine fulminante Show zu Ende. Musikalisch waren Phantom Spell wohl besser, aber was das Stageacting und Moshpit vor der Bühne angeht, verlassen Evil Invaders als klare Sieger die Arena.

Setlist: Feed Me Violence; Mental Penitentiary; Hissing In Crescendo; In Deepest Black; Sledgehammer Justice; Forgotten Memories; Oblivion; Die For Me; As Life Slowly Fades; Fast, Loud ‘n’ Rude; Raising Hell.


Eternal Champion habe ich bisher dreimal live gesehen. Waren Keep it True (2017) und Frost und Fire (2018) gut bis gar sehr gut, war ich letzten Dienstag in Aarau etwas enttäuscht. Zwar stimmte die musikalische Qualität, aber der Set hätte durchaus länger sein dürfen. Und ja, das Manowar Intro „Fight The World“ ab Band ist schon irgendwie cool, aber muss dann gleich nochmal ein Intro von über zwei Minuten folgen? Generell hat es für eine Setlänge von einer Stunde zu viele Intros und Coverversionen. Am UTH beschränkt man sich zwar auf das Legend-Cover „Destroyer“ und ergänzt die Setlist um „Banners Of Arhai“ und die finale Zugabe „Retaliator“, aber für einen Co-Headliner ist das irgendwie zu wenig und auch Sänger Jason kann mich heute nicht wirklich überzeugen. Es kommen zwar die zu erwartenden Songs der beiden starken Alben zum Zuge, doch irgendwie war ich zum Schluss wie am Dienstag etwas enttäuscht bzw. bestätigt, dass man Eindruck von vor wenigen Tagen nicht ganz falsch ist. Bei „I Am The Hammer“ kommt wie immer das „Kettenhemd“ zum Zuge. Schon beeindruckend, dass man darunter noch anständig singen kann. Das anschließende „Skullseeker“ bringt dann die Halle richtig zum Kochen. Das abschließende Retaliator (vom 2015 Splitt Album mit Gatekeeper), welches nicht auf der regulären Tour gespielt wird, ist dann mein absolutes Highlight, welches den Gig doch noch versöhnlich für mich ausklingen lässt.

Setlist: Fighting The World (Intro); The Godblade (Intro); War At The Edge Of The End; Coward’s Keep; The Armor Of Ire; The Last King Of Pictdom; Destroyer; Banners Of Arhai; Ravening Iron; Worms Of The Earth; Shade Gate; I Am The Hammer; Skullseeker; Retaliator.


Zur Verwunderung vieler Fans betreten Cirith Ungol die Bühne nur zu viert. Bekanntlich wurde Gitarrist Jim Barraza im Vorfeld bereits durch Night Demon Klampfer Armand John Anthony ersetzt. Aufgrund einer Erkrankung konnte aber auch Urgitarrist Greg Lindström die Reise nach Athen nicht antreten, so dass Armand die Axt alleine schwingen musste. Es gibt dann auch einige negative Stimmen nach dem Gig zu hören, wie „das sind nicht Cirith Ungol“, aber welche Wahl hatte die Band? Den Set zu viert durchziehen, oder ansagen? Absagen war für die Band keine Option und ich denke jeder der Anwesenden würde auch die Option als Quartett wählen. Und man muss neidlos anerkennen, dass Armand seine Sache richtig gut macht heute Abend. Obwohl er mit etwas Bammel in diesen Set gegangen ist, merkt man ihm nichts an und er zeigt eine top Performance wie sie eben nur absolute Profis hinlegen können. Hut ab! Die auf ein Quartett geschrumpfe Band startet mit „Velocity (S.E.P.)“, dem Opener des aktuellen Albums „Dark Parade“, in den Set, bevor mit „Join The Legion“ und „Blood And Iron“ die ersten Klassiker folgen. Der Mehrheit des Publikums ist die Bandzusammensetzung auf der Bühne egal und man feiert die Band nach allen Regeln der Kunst ab. Es wechseln sich dabei neuere Songs mit den Bandklassikern gut ab, und diese neuen Songs können neben den bekannten Klassikern durchaus bestehen. Als Cirith Ungol 2017 das letzte Mal das UTH geheadlinet haben, konnte ich Tim’s Gesang nicht hören, weil das Publikum lauter war! Diesmal konnte ich ihn besser hören, vielleicht auch, weil ich den ganzen Set auf dem Balkon verbracht habe. Dort oben ist der Sound besser und speziell den Gesang kann man dort besser hören. Die Band spielt sich routiniert und souverän durch ihren Headliner Set und eigentlich ist es sehr schade, dass eine solche top performende Band sich auf ihrer Abschiedstour befindet. Aber ja, manchmal ist es besser, freiwillig aufzuhören und nicht weil man aufhören muss. Es gibt genügend schlechte Beispiele (Ozzy ist nur einer von ihnen), welche den richtigen Moment verpasst haben, in Bühnenrente zu gehen. Cirith Ungol sind wirklich tight, Tim ist gut bei Stimme und der Sound ist ansprechend gut. Für die fanatischen griechischen Fans lassen sich Cirith Ungol wirklich etwas einfallen, denn „Finger Of Scorn“ vom 1984er Klassiker „King Of The Dead“, erfährt als Teil der Zugaben heute Abend tatsächlich seine Live Premiere! Der Song ist ja auch erst vierzig Jahre alt. Mit einer brutalen Version von „Black Machine“ endet ein sauber gespielter Gig vor einem enthusiastischen Publikum. Der 2017er Headlinerset am UTH war intensiver und brachialer als der heutige. Nichtsdestotrotz muss man den Hut ziehen vor der musikalischen Qualität der Band und vor allem vor Tim und Rob, die auch im fortgeschrittenen Alter noch zu guten Leistungen auf der Bühne fähig sind. Unter den eingangs erwähnten Umständen ist eine gute Performance noch erstaunlicher und erwähnenswert. Die notorischen Nörgler können mich mal.

Setlist: Velocity (S.E.P.); Join The Legion; Blood & Iron; Sailor On The Seas Of Fate; Atom Smasher; The Frost Monstreme; Fractus Promissum; Chaos Descends; Frost And Fire; I’m Alive; Forever Black; Looking Glass; Master Of The Pit; King Of The Dead; Down Below; Finger Of Scorn; Black Machine; Half Past Human.

Ein weiteres UTH geht somit erfolgreich in die Geschichtsbücher ein, und es war toll, wiederum ein Teil dieser Geschichte gewesen zu sein. Die Qualität der Auftritte war bemerkenswert, haben wir doch keine wirklich schlechte Band gesehen. Der Sound in der Halle hätte besser sein können, vor allem die Gitarren waren meistens zu leise. Auf dem Balkon, wo auch das Soundboard steht, war der Sound jeweils deutlich besser. Ein großer Dank geht an Panos und Manolis, die mit ihren Teams alles daran setzen, ein qualitative gutes Festival auf die Beine zu stellen. Das ist eine Höllenarbeit, die oft nicht genug gewürdigt wird. Ich freue mich bereits auf nächstes Jahr, wo mit Crimson Glory ein interessanter Headliner bereits bestätigt ist!

Autor: Steph Bachmann
Pics: Christina Alossi