PORTRAIT – the host

Die Geschichte von Portrait haben wir mit vielen Höhen und auch vielen Tiefen erlebt. Höhepunkte waren ganz sicher ihre Auftritte in Schweden vor ein paar Jahren, sowie der Vollblast auf dem Stormcrusher Festival 2015. Tiefpunkt dagegen auf der Tour mit Ram, stimmlich angeschlagen und leider zu wenig eingespielt. Doch schaut man auf ihre Diskographie, reiht sich nach ihrem Debüt ein Oldschoolklopper nach dem anderen ein … bis uns das neue, sechste  „The Host“ zu Ohren kam. Ein Konzeptalbum diesmal. Bislang hatten die Schweden auf ihren Alben Nummer zwei bis fünf immer drei/vier Oberknaller von Songs, der Rest war zumindest gut. Diesmal sind es auch nur drei Songs, die aus den insgesamt 14 herausstechen, allerdings zwei bloß gute und ein sehr gutes. Der Rest ist in den stattlichen vierundsiebzig Minuten leider nur Durchschnittsmaterial. Wie immer gibt es cooles Geriffe, annehmbare Vocallines, aber nichts holt dich ab. Wahrscheinlich konnten sich die Songwriter mit ihren sehr wohl vorhandenen Inspirationen bei der Umsetzung des Albumkonzepts zu wenig auf die geile Portrait-Formel fokussieren.

Zu den beiden guten Tracks gehört der Eröffnungsspeedster „The Blood Convenant“, der nach dem Intro schon was reißen kann. Das andere nur gute Stück ist der Abschließer „The Passions Of Sofia“, der noch aus den „At One With None“ Sessions, der Platte zuvor stammt und mit seinen nun zusätzlichen Akustikparts ein würdiger Finaltrack einer Portrait-Platte geworden ist. Sehr gut wurde „One Last Kiss“ an Trackposition fünf, den man mit seiner leichten Epic immer wieder hören will und der ein fettes Ausrufezeichen setzt. Der beste Track der Scheibe. Nur ob sich deswegen die Anschaffung lohnt? Das ist das schlechteste Portrait Album seit dem Debüt!

Und dann erschienen die Printmedien mit reihenweise Lobhuldigungen der einzelnen Redakteure. Na klar, denn überall, wo sich Metaller Gruppieren, gibt es irgendwann Konsenzmeinungen, nachdem einzelne Fans die Klasse einer Band schon viel früher für sich entdeckt haben. So viele Daumen hoch, nur, weil es ja ein Konzeptalbum ist und daher durchdacht und sehr gut sein muss? Unsere Ohren jedenfalls stießen auch nach mehreren Durchläufen auf erschreckend wenig eingängiges bis sehr gutes Material. Unfassbar für diese Band. Was ist da los, fehlt ein wichtiger Songwriter? Das wohl nicht, liegt aber vielleicht wirklich am Pressen in ein Albumkonzept.

Dann schrieb mein Kumpel mir, er habe die Scheibe nun einige Male gehört. Sie sei jedes Mal gewachsen und gefalle ihm nun richtig gut. Tja, dann bleibe ich wohl mit meiner Meinung erstmal alleine. Allerdings weiß ich auch, was ich in den Durchläufen selbst gehört habe, nämlich nichts, was der sonst genialen Band an Klasse angemessen wäre. Daran hat sich nach gut zehn Durchläufen bei mir auch nichts geändert. Sollte die Band demnächst live kommen, werde ich im Zwiespalt sein, ob ich hingehe. Bock habe ich nämlich im Moment dazu keinen. Mal sehen was passiert, jedenfalls kommt mein bereits ausgeschnibbelter Logopatch erstmal nicht auf meine Kutte. Schade.

Wertung: 6/10
Autor: Joxe Schaefer