BENEDICTION, KEITZER, DARKNESS SURROUNDING

Coesfeld, Fabrik, 26.07.2024


Wir sind ja sonst selten zimperlich, wenn es um Eintrittspreise geht, und manchmal ist ein höherer Preis auch gerechtfertigt, aber wenn zwischen Vorverkauf und Abendkasse auf einmal neun Euro liegen, ist das schon sportlich. So dicht gedrängt voll wird es heute nicht, der untere Floor füllt sich aber stattlich, denn die Empore wurde nicht geöffnet. Pünktlich zur Tagesschau wird das Intro des Openers abgespielt. Darkness Surrounding haben wir zuletzt in Lüdenscheid vor Goat Of Mendes live gesehen und heute dürfen sie wieder mit ihrem gothicangehauchten, midtempoliebendem Modern-Death eröffnen. Die Gitarristin mit den weiten Hosen bändigt eine Schecter und sorgt sich nebenbei um cleane Engelsvocals, die Growls gleichwertig zu unterstützen. Das hat so was von den Schweizern Darkwell, falls die noch jemand kennt. Die Band, die auch weiße Logostrickmützen am Merch hat, bekommt noch nicht allzuviel Licht ab, dass es Fotografen schwer haben. Der Fünfer zockt Älteres wie „Restless“ und „Once Torn, Now Reborn“ aber mit Levergy“ und dem zügigen „Porträt Of Solitude“ hören wir in ihrer Dreiviertelstunde auch Stücke vom nächsten Album.


Seit 25 Jahren stehen Keitzer aus Münster für Death und Grind. “Wir sind Keitzer!” tönt es selbstbewusst und ab dafür. Die Westfalen rattern fiesgrummelig durch ihren Set. Und wenn wir sagen rattern, dann meinen wir auch rattern. Das Fundament grollt angenehm basslastig, das Getränk im Becher schmeißt Wellen. Das knallt alles schön in einem durch, Breaks und Pausen sind was für Weichflöten. Sowas bekommt natürlich ordentlich Applaus aus allen Ecken der Fabrik, deutlich mehr, als hätte die Band nur eigene Familien und Fans mitgebracht, die nur in einer Ecke stehen. Der Fünfer hat auch ein neues Stück im Set, welches auf ihrer im September erscheinenden Platte stehen soll. Oft haben sie es wohl noch nicht gezockt, denn sie müssen dafür zweimal ansetzen. Aber dann funktioniert es und trotz ein paar wenigen Rhythmuswechseln, es waren tatsächlich welche drin, passt das ganz gut zum älteren Material. Nach dreiundvierzig Minuten hören wir aber doch nur zählbare Rufe nach Zugabe, die dann aber auch ausbleibt. Okay, Zeit für ne geile Funghi, die schmeckt hier nämlich super!


Und wenn du glaubst, das war jetzt schon obere Kante, dann hast du die Rechnung ohne den Headliner gemacht. Das Schöne bei Benediction ist nämlich, die werden auch gerne von Freunden gehört, die sonst kein Death Metal konsumieren. Der Grund unserer Anreise, der grad sein Fünfunddreißigjähriges feiert, lässt sich auch nicht lange bitten. Noch während des Intros kommt Dave als letzter auf die Bühne und zack – gibt es auffe Fresse. Logischerweise geht sofort das Gemoshe los, endlich zu voller Lightshow. Haare fliegen, Bierbecher auch, und Arme recken sich nach jedem Track bis in die letzten Reihen. Nach “Visions In The Shroud” bemerkt Dave das ‘Heineken’ Werbelogo auf seinem Handtuch und kommentiert das: “Fuck that shit“. Er nimmt lieber “…one of these” und greift sich ein Krombacher aus dem Kasten am Drumkit. Im Anschluss folgen “Progenitors Of A New Paradigm” von “Scriptures” und auch “The Grotesque”. In der Ansage zu “Suffering Feeds Me” erklärt Dave, den Song zwar null mitgeschrieben zu haben, “but i love singing it!” Irgendwann fragte Dave in seinen sympathischen Ansagen: “You love us, don’t you? Na klar tun wir das, haben wir auch bei seiner kurzen Zeit bei den befreundeten Bolt Thrower getan. “I Bow To None” vom “Transcend The Rubicon” Album lässt auch keine andere Stimmung zu, und während die Menge “Shadow World” und “Dark Is The Season” abfeiert, wie überhaupt den ganzen Gig. So nähern wir uns irgendwie schon dem Finale. Der langsamere MTV-Dauerbrenner “The Dreams You Dread” darf nicht fehlen wie das Doublebassmonster “Stormcrow”. Nach „Magnificant“ schließt sich der Zugabenset mit “I” direkt an, ohne dass der Fünfer die Bühne verlässt. Dass die Briten uns mit gut zweiundachtzig Minuten Spielzeit beglückt haben, kann man in den zufriedenen Gesichtern der Audienz ebenso wie die noch nicht ausgesprochenen Absichten erkennen, künftig bevorzugt weitere Benediction Konzerte zu besuchen. Denn heute zum Beispiel tobt im Norden das H:O:A, aber wir waren hier in Coesfeld!

Autor & Pics: Joxe Schaefer