MANFRED MANN’S EARTH BAND

Olsberg, Konzerthalle, 01.11.2024


Irgendwann ist immer das erste Mal. Tatsächlich haben wir es bis heute nicht geschafft, physisch einmal einem Liveauftritt der Manfred Mann’s Earth Band beizuwohnen. Dabei gab es in der Vergangenheit einige Möglichkeiten. In der Vorhalle beim Merch sind neben einigen neuaufgelegten Tonträgern schwarze Shirts ohne Backprint und chice 10-Euro Patches im Angebot, doch schauen wir uns erstmal die pünktlich um 20:00 Uhr startende Vorstellung ohne Vorgruppe an. Und was hier noch direkt auffällt, die Location mit dem Ideenreichen Namen ‚Konzerthalle‘ ist komplett bestuhlt. Alles sitzt, selbst die Mischer sitzen an ihrem Pult. Na ja, die meisten hier sind auch deutlich älter als wir, sehen zumindest im Halbdunkel so aus. Auf eine Lightshow wird übrigens weitgehend verzichtet und bei leicht abgedunkeltem Saallicht performt. Manfred sitzt hinter einem noch überschaubaren Pult von Keyboards, wo meist nur sein Hut drüber schaut, und lässt sich noch von einem Keyboarder mit Umhängetasten unterstützen. James heißt der Mann, der sich mit dem in Südafrika Geborenen die Duelle zuspielt. Das sitzende Publikum ist aber ab den ersten Takten vom Opener „Captain Bobby Stout“ schon voll da und klatscht mit. Die gut eingespielte Band zockt im soulig jazzigen Jamcharakter, was man deutlich beim an sich knalligen Gassenhauer und 1979er Singleerfolg „Don’t Kill It Carol“ bemerkt. Es wird uns ziemlich schnell klar, was jüngere Liveaufnahmen der Band bereits prophezeiten. Davon, dass die Songs nicht mehr so nah an den originalen Studioaufnahmen gebracht werden. Was man es beispielsweise noch vom grandiosen Mittachtziger Livealbum „Budapest“ her kennt, hat sich zu Gunsten von abwechslungsreichen Ideen und einiges an Spielfreude verabschiedet. Auf der Bühne stehen aber imemrhin mit Gitarrist Mick Rogers, Drummer John Lingwood und Mann drei alte erfahrene Haudegen, die schon in den Siebzigern in dieser Band zusammen zockten. Die Stimme, mit der man die meisten Manfred Mann Songs in Verbindung weiß, ist noch immer die vom längst ausgestiegenen Chris Thompson. Na klar fehlt so einer wie Chris, aber sein Nachfolger Robert Hart, der auch mal bei Bad Company war, bringt mit seiner rougheren Stimme eine andere, interessante Farbe rein. Und es steht ja noch Mick mit auf den Brettern, der so einiges ganz altes Material selber singt.

Doch erst erleben wir ein Keyboardduell in „Martha‘s Madman“, wo sich Manfred mit seinem Zusatztastenmann die Melodien zuwirft. Das Meiste geht auf der rechten Bühnenseite ab, Tasten gegen Micks sechs Saiten. Heute ist übrigens Roberts Geburtstag und Olsberg kriegt ein von Mick angestimmtes Happy Birthday auf die Kette. Die MMEB ist ja König der Cover, jetzt haben sie durch „Stronger Than Me“ auch eins von Melissa Etheridge  im Programm. Ein sehr softer Beginn zu „You Angel You“ , in dem Robert zusätzlich Akustikgitarre spielt, geht nach seinem Gitarrensolo in das natürlich wie im Original von Mick gesungene „Father Of Night“ über. Befremdlich auch, die markanten Leads eine Oktave tiefer zu spielen. Heute hören wir keinen seiner Songs wie in der originalen Studioaufnahme, sondern teils schon ein bisschen zu viel improvisiert. Seine Songs sind aber bekannt und können alles, aber keine Stimmung komplett zerstören. Die Höhen kriegt Mick mit seiner Stimme nicht mehr ganz, trotz eines leiser gespielten Parts. Selbstredend stehen zu „For You“ einzeln Leute auf, und für „Blinded By The Light“ noch mehr. Manfred singt dazu den letzten Part vorn am Bühnenrand in Roberts Mikrofonständer selbst, was ihm einiges an Applaus einbringt. Dabei dürfen wir festhalten, auch diese Generation Zuschauer filmt mit den Handys mit. „Davy’s On The Road Again“ rockt mal richtig, aber auch hier werden viele Keyboardimprovisationen eingebaut. Dann stellt Mick stellt die komplette Band vor und soliert ein zartes „Pretty Flamingo“, jedoch nicht, ohne das „Do Wah Diddy Diddy“ ihres sechziger Frühhits zu verwerten. Im abschließenden „Quinn The Eskimo (The Mighty Quinn)“ soll es ein kleiner Teil von James Browns‘ „Sex Machine“ sein. Nach satten einhundert Minuten wird das volle Licht im Saal wieder hochgefahren und die gut gefüllte Halle leert sich allmählich, während noch rasch so einiges an Pfand von in 0,3er Glasflaschen ausgegebenem Warsteiner abgeholt wird. Gut möglich, das der ein oder andere begeisterte Besucher auch zu den nächsten Auftritten nach Vallendar und Kusel fährt.

Autor & Pics: Joxe Schaefer