THE WATCHER – out of the dark
Da denkt man, das Metal-Jahr 2024 ist gelaufen und macht sich langsam daran, die stärksten Veröffentlichungen zu resümieren, da stolpert man plötzlich kurz vor der Zielgeraden über dieses Ende November erschienene Debüt der Amis The Watcher. Da ich mich von der optischen Aufmachung angesprochen fühlte (Cover/Logo) hab ich einfach mal ein Ohr riskiert, und komme seitdem nicht mehr von „Out Of The Dark“ los. (Früher hat man so manchmal Platten gekauft – nur, weil das Cover geil war!)
Beim ersten Höreindruck denkt man erstmal fast, hier neues oder bisher unbekanntes Material von den Senkrechtstartern Night Demon zu hören, weil die Mucke stilistisch in eine ähnliche Kerbe schlägt und Sänger Paden Reed des Öfteren eine deutliche Nähe zu Jarvis Leatherby hat. The Watcher haben aber auch genug Eigenes zu bieten, und sind im Direktvergleich etwas atmosphärischer und mystischer. Angel Witch stehen ebenfalls oft Pate, so wie viele weitere Vertreter der NWoBHM. Der Opener und Titelsong überzeugt direkt mit seinem pumpenden, treibenden Rhythmus und dem sehr coolen und originellen Bass-Solo. Nach zwei klassischen und oldschooligen Metal-Songs gibt es dann die wunderschöne und gefühlvolle Akustik-Ballade „Exiled“, die von der Art her an Thin Lizzys „The Sun Goes Down“ erinnert. Der Mann am Mikro zeigt hier eine beeindruckende Leistung und lässt dem geneigten Hörer einen wohligen Schauer den Rücken runterlaufen. Nach dieser Ruhepause gibt es mit den beiden folgenden Stücken wieder hervorragenden Headbanger-Stoff alter Schule, bei dem Paden Reed von seiner sonst klaren und sehr warmen Stimme kurz mal in garstiges Gekeife wechselt, was er ebenfalls draufhat. Das Beste hat sich das Trio aus Boston aber für den Schluss aufgehoben. „The Final Hour“ mit seinen Maiden-Harmonien sollte jedem qualitätsbewussten Kuttenträger die Tränen in die Augen treiben, allerspätestens bei der erhabenen Spoken-Word Passage im letzten Drittel. Das Finale ist dann das knapp achtminütige „Thy Blade, Thy Blood“, welches das schwindelerregende Niveau des Vorgängers hält. Los geht es mit stampfendem Rhythmus, leicht doomig und sehr episch, bevor der Song umschlägt und mit seinen gottgleichen Gitarren-Abfahrten am Ende förmlich explodiert.
Meine Gänsehaut geht hier durch die Lederjacke! Wäre das ganze Album wie die beiden letzten Songs, würde ich hier die Höchstnote raushauen! Aber auch so ist dieses Debüt so hochkarätig, voller Feeling und authentischem Metal-Spirit, dass es sich bei mir im Rennen um das Album des Jahres in kürzester Zeit eine klare Favoritenrolle gesichert hat. Einfach nur geil!
Wertung: 9,5/10
Autor: Felix Schallenkamp
Label: | CRUZ DEL SUR |
VÖ-Datum: | 29.11.2024 |
Running Time: | 36:20 |
Format: | CD, Vinyl |
Erhältlich bei:
Idiots Records