Ruhrpott Riot

Oberhausen, Helvete, 03.05.2025


Und wieder einmal geht es ins Helvete. Unfassbar, wie viele für Oldschooler relevante Konzerte hier im Moment stattfinden. Besonders heute, denn wann hat man schon mal ein komplettes Billing nach ziemlich exakt dem eigenen, momentanen  Geschmack? Eröffnen dürfen heute die Speed Metaller von Revvenger. Schon ein Grund, früh hier zu sein. Denn wenn schon mal eine Band angesagt wird, die in der Region nicht an jeder Steckdose spielt, gucken wir uns die auch an. Die Allerdings sind mit „Heavy Metal Mania“ schon dabei, als wir in den Keller kommen. Eine krude Angelegenheit, denn es rumpelt noch ein wenig im Gesang und den Soli, aber das kann sich schon bald ändern. Dann wird es vielleicht optisch auch nicht mehr so statisch wirken. Das Quartett wagt sich dennoch an Maidens „The Trooper“ ran, worin sie die Rhythmen jedenfalls nicht verhauen.


Den Rabauken von Riotforce, heute auch als Veranstalter auftretend, haben wir kürzlich schon einmal beigewohnt, als sie auf dieser Bühne zockten. Das war beim Easter Attack, direkt nach Eradicator. Heute bekleiden sie nicht den Headlinerposten, aber das ist bei der Qualität der Band und des Billings auch völlig Wurscht. Gleich von Beginn an ist richtig was los auf der Bühne. Davor braucht es noch etwas, aber schon zum zweiten Stück „Death Before Disinformation“ gibt es plötzlich doch schon einen kleinen Pit. Sehr aktiv arbeitet Gitarrist Alex an seiner Flying V, über dem Kopf und hastenichgesehn, und springt zu „Satanic Rock ‚n‘ Roll“ auf das Drumpodest. Der Vierer macht gut was los und es wird jedenfalls wesentlich mehr gebangt als applaudiert, das ändert sich aber flugs. Nach Riotforce-Rufen wird noch zum Finale ein herbes „Hell Bent For Leather“ von Judas Priest gezockt, welches die Stagetime auf dreiundvierzig Minuten erhöht. Die groben Oldschooler gehören derzeit mit Justify und Corporal Shred zum coolsten Nachwuchs im Ruhrpott Thrash. Wir achten selbstredend auf die Ankündigungen ihrer nächsten Gigs.


Von den als Abräumer bekannten Reaktorblast hört man dieser Tage leider nicht mehr sehr viel, wohl aber von der anderen Band Malevolence. Dieser Vierer trägt passend Shirts von Sodom und Whiplash und macht mit ein paar Slowdown Phasen Dampf im Oberspeed Death Thrash, der schon sehr fit Schwung in die Hütte bringt. Auch ein Verdienst ihres sehr aktiven Bassers Desecrator Iwen und dem Gitarrenausflug ins Publikum. Die Duisburger treten so Arsch, dass vorne ordentlich gebangt wird und zünftige Hey-Rufe ertönen. Mal sehen, wann ihre bereits ein Jahr alte EP „Danger Of Death“ ein nachfolgende Veröffentlichung bekommt, am besten gleich ein Album.


Sehr gespannt sind wir auf die punkig hardrockigen Metaller von Wasted Maniacs, die wir bislang irgendwie noch nicht live gesehen haben. Dabei ist ihre aktuelle Scheibe „Attack Of The Pack“ bald schon zwei Jahre raus. Leider wird es bei dem Trio vor der Bühne nicht ganz so voll wie bei der Band zuvor, aber es rockt. Auch wenn ihr Bass mit grünen Saiten bestückt wurde. Sie kloppen sich durch höhere Geschwindigkeiten, wechseln munter die Seiten, machen Laune und animieren zum Mitmachen. Gesangselemente wie ‚Ohohos‘ nerven nicht wie im Powermetal, sondern gehören bei den rockigen Parts auch dahin. Die beiden Fronter wirken wie sehr vertraut, spielen Kopf an Kopf zu „Blackout“ (keine Coverversion einer Band aus Hannover) und weisen Songtitel wie „Came For The Chicks“ vor. Es wird vom Band aus dem Back schon zur Umbaupause Black Sabbath angespielt, doch dann folgt mit „Heavy Metal Freak“ doch noch eine Zugabe und die Spielzeit erhöht sich auf über fünfzig Minuten.


Dass die Bonner von Fabulous Desaster derzeit ziemlich gut drauf sind, durften wir in der jüngeren Vergangenheit schon mehrfach erleben. Und weil es vom grad stattfindenden ‚A Chance For Metal Festival‘ rüberschallt, wo sie am Vortag alles in Schutt und Asche legten, rechnen wir auch heute wieder mit so etwas wie einem Abriss. Der Vierer hat richtig Bock und zeigt sich abermals sehr gut eingespielt. So entsteht ein Pit nach dem anderen, und neben dem bewährten „Trenchmouth“ bekommen wir schon mal den Titeltrack „Crucify This“ vom neuen Album auf die Omme. Leider ist das neue Vinyl am Merch noch nicht abgreifbar, doch nach sieben Jahren Wartezeit ist das dritte Album  tatsächlich endlich am Start. Shouter Jan nutzt zwischen den Songs die Gelegenheit, mit den ersten Reihen anzustoßen. Andere Teile von Getränken bilden bereits Pfützen auf dem Boden und zum Pulk von „Against The Wall“ ist das schön nass und glitschig vor der Bühne, geht aber auch trotz Crowdsurfer noch safe ab. Zwar wird „Midnight Fistfight“ als letzter Song angekündigt, aber „Thrash Metal Symphony“ noch nachgeschoben. Geil auch die sympathische Ansage von Basser Andi: „Ich habe keinen Bock auf die Heimfahrt gleich!“ Auf jeden Fall gehören Fabulous Desaster zu den Besten Livebands, die der Thrash Metal aus deutschen Landen derzeit zu bieten hat. Darauf ein fettes Prost in das Rheinland!

Autor & Pics: Joxe Schaefer