VICIOUS RUMORS, MAVORT, GREYDON FIELDS

Essen, Don’t Panic, 08.05.2025


Da ist sehr schönes Wetter draußen, und der Metaller geht dahin wo es laut ist, was heute im Backstage Club vom Don’t Panic ist. Dort spielen als erstes von drei Bands die klassischen Metaller von Greydon Fields auf, die wir schon lange nicht mehr live gesehen haben. Die Band aus Essen feiert das Zehnjährige ihres Debütalbums „The God Machine“, von welchem der Titeltrack auch zum Zug kommt, wie auch „Us Or Them“ und der Plattenopener „Vengeance“. Die Audienz zeigt sich noch etwas steif, wird aber erst kurz vor Schluss etwas lockerer. Na gut, viel mehr Action macht der Fünfer auf der kleinen Bühne auch nicht vor, aber rein musikalisch kommt alles schon ziemlich überzeugend! Gemessen an der Lautstärke des Beifalls scheint die Audienz nach „Otherworld“ aber zufrieden zu sein. Und das war’s nach immerhin 37 Minuten.


Ebenfalls aus dem Pott kommen Mavort, die nicht ganz so Oldschool aufspielen, wie wir das heute vom Headliner erwarten. Ein Gitarrist spielt verletzungsbedingt im Sitzen, aber bekommt Applaus dafür, dass er trotzdem auftritt. Der Fünfer groovt sich durch recht melancholisches Neunzigerzeugs und der Shouter mit der kurzen Scheitelfrisur und sehr gut geputzten Schuhen hat was von Pearl Jam Sänger Eddie Vedder, kann auch etwas Weltschmerz wie in „Enemy Within“ in seine nicht unkräftige Stimme legen. Das neue „Rise And Fury“ greift auch auf einige Coreelemente zurück und ihr Sound bringt die ersten Reihen in Bewegung, wie zu „Bad Nature“. Der Bandliebling „Game“ geht noch einmal voll in Richtung Seattle erinnert mit den Ripp-offs etwas an Queens Of The Stone Age. Die Zeit reicht ganz zum Schluss noch für den neuen Song „Sulphur“, als die Raucher vor Ablauf aller fünfundvierzig Minuten schon rausgehen.


Im Falle von Vicious Rumors müssen wir feststellen, dass die Kalifornier sich trotz dauernd wechselnder Besetzung in den letzten Jahren live einen amtlichen Ruf erspielt haben. Mit wem Mainman Geoff Thorpe im Moment zusammen zockt, kommt in den nächsten Zeilen zur Sprache. Mit dem speedfreundlichen Opener „On The Edge“ ist gleich voll was los hier und es wird „Abandoned“ sofort hinterher geschossen. Was ein geiler Scheiß, so muss das! Die ersten Reihen bewegen sich mächtig, das haben wir hier zuletzt bei Intoxicated gesehen. Selbst das teils langsamere „Murder“ sorgt noch für ordentlich Bewegung. Dann steigt ein Mädel auf die Bühne und steht offensichtlich im Begriff, der Menge etwas sagen zu wollen. Der derzeitige Shouter mit der Sonnenbrille, ein Alice Cooper Lookalike, ist Chalice, der ihr sein Mikrofon vorhält. Sie würde uns alle lieben und sie wäre das erste Mal bei Heavy Metal dabei. Es folgt „Down To The Temple“ mit den geilen Larry-Punches, und bei „Hellraiser“ fällt auf, Chalice kriegt die bandtypischen Höhen sehr gut hin und auch die markanten Vibratos. Wir haben Geoff vor Jahren schon mal gefragt, wie viele gute Sänger er noch in Petto hat und bei Bedarf hervorzaubert. Geoffs Ansagen werden mit Hey-Rufen belegt und nachdem er seine Band vorgestellt hat, der Mann am Bass ist ex-Air Raid Tieftöner Robin, wird das getragene „Ship Of Fools“ mitgesungen. Aber natürlich erst, nachdem die Larry-Rufe für den bei den Fans sehr beliebten Longtimedrummer Larry Howe verklungen sind. „World Church“ bolzt so durch, dann sagt Geoff „Let The Garden Burn“ an und singt es unter Hey-Rufen zunächst selbst. Wretch haben für das Headbangers Open Air mal einen ähnlichem Titel geschrieben. Zum unverzichtbaren „Digital Dictator“ führt Larry in seiner Ansage die Kenntnisse seiner deutschen Sprache vor, dann folgt „Soldiers Of The Night“. Das neue Stück „Bloodbath“ spielen sie heute nicht. Nach Angaben von Geoff deswegen, weil wir es auf dem neuen Album „The Devils Asylum“ hören sollen. In Wirklichkeit ist es aber kurz vor elf Uhr, wo hier in der Location Schluss sein muss. Daher schließt sich in der auf achtundsiebzig Minuten komprimierten Highlightsabfolge nämlich nur noch „Don‘t Wait For Me“ an, das mächtig abgefeiert wird. Leider ebenfalls nicht gespielt wurden „Lady Took A Chance“ und „Minute To Kill“. Auch nicht „Immortal“ oder irgendwas vom „Warball“ Album, was wir aber nicht wirklich erwartet haben. Dennoch ein absolut gelungener Konzertabend, denn zu Vicious Rumors kann man immer gehen. Tun wir auch wieder!

Autor & Pics: Joxe Schaefer