BECOMING WIND, DEPRAVED ENTITY, ONYXGATE

Schwerte, Rattenloch, 21.11.2025


Öfter mal was neues. Im Rattenloch waren wir noch nie zu Gast. Da musste erst das Programm ‚Ultima Nocte‘ erfunden werden, dass wir hier mal auftauchen, und zwar fast im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wir sprechen hier von einer ziemlich interessanten Location, nämlich einem stillgelegten Schwimmbad. Der Eingang liegt etwas versteckt auf der Gebäuderückseite, aber dafür die Getränkepreise nur knapp über dem Einkauf. Der Opener Onyxgate hat grad sein erstes Album raus, schlicht mit „I“ betitelt. Das verursacht mit klaren und zarteren Doomklängen eine melancholischere Stimmung, der Sängerin Martina den passenden Anstrich verpasst. Damit haben sie haben etwas von den alten Darkwell, falls jemand die Schweizer noch auf dem Schirm hat. Durch die langsamen und gern tiefen Klänge schneidet sich ihre helle und kräftige Singstimme, performt mit nicht zu viel Bewegung auf den Brettern. Die komplett in Schwarz Gekleideten und mit leichten Facepaints Versehenen können vor gut dreißig Leuten mit „Mother Willow“ die ersten Bewegungen der Anwesenden entlocken, aber mit Black Metal muss entgegen ihres beschriebenen Outfits nicht gerechnet werden. Das coole „Angel Of War“ mit seinem derberen Riff erkennen wir sofort wieder, dann wird „Mountain King“ erstmal richtig langsam. Ihr Anthem wird kurz vor Schluss gebracht und wir möchten noch die dynamischen und tighten Drums von Piotr erwähnen. Die Synths kamen zwar aus dem Back, aber egal. Wir sprechen hier von einem bemerkenswert gutem Auftritt, der noch eine Zugabe verdient gehabt hätte … und diese schließlich auch bekommt. Dann ist nach fünfzig Minuten Schluss.


Es folgt im Programm melodischer Klassikmetal, allerdings schon vor dem Backdrop des Headliners. Aber offensichtlich erwarten die Fans etwas von den Hagenern, denn es wird schon der Soundcheck beklatscht. In der jüngeren Zeit haben wir Depraved Entity ein paarmal live gesehen, meist im Freibad Bornekamp in Unna, aber erst einmal mit ihrem neuen Sänger. Der Mann stellt zum dritten Song „Heavy Metal Nation“ schon die Band vor, und es dauert etwas, bis der Drummer im Shirt von Slipknot den Kampf mit seinen Ohrsteckern gewonnen hat. Doch sonst passt alles und die Audienz bejubelt die Songs. Statt zu viel Action wird gern auf Rudelbildung gesetzt, die Songs des Programms auf die Besucher loszulassen. Nicht schlimm, dass vor der Bühne noch Platz ist, denn hier im stillgelegten Bad kann man aufgrund der Stufen von jedem Punkt aus alles sehen und mitmachen. Der Titeltrack ihres aktuellen Albums „Angels Of Sin“ soll schon als letzter Song fungieren. Rufe nach Zugabe werden diesmal nicht erhört, dass nach etwas über fünfundvierzig  Minuten Schluss ist.


Mal sehen, ob wir jetzt etwas Wind bekommen, bei der letzten Band des heutigen Abends. Das Publikum ändert sich zu Becoming Wind, es kommen die hinteren Reihen weiter nach vorn. Der Fünfer mit zwei Gitarren, ein Gitarrist hat sich weiter hinten neben den Drums positioniert, spielt hochmelodischen und nicht zu deftigen Metal und präsentiert sein Debütalbum „Chapter I: Ex Libris“. Nach dem ersten Song muss schon die Snare gewechselt werden, aber wen wundert es, dass hinter einer Schießbude gearbeitet wird? Dann schon covern sie „Schrei Nach Liebe“ von Die Ärzte. Als ob die Setlist von unten nach oben gespielt werden würde, die zugabetauglichen Hammerdinger bringt der Fünfer schon zu Anfang. Gitarrist Fabio performt weiter vorn am Bühnenrand und tritt mit Facepaint auf, Shouter Elija mit schwarzem Umhang. Etwas Fantasy haben sie auch musikalisch mit drin und bezeichnen „Silverfox“ als ihren Bard-Song. Die Vocals werden nicht zu laut gesungen, doch auch ein paar uncleane Shouts finden Verwendung. Bassistin Anna unterstützt mit Backings, und auch bei dieser Band hören wir Synthies aus dem Back. Diesmal werden die Rufe nach Zugabe wieder erhört und der Finaltrack „Ich Werde Wind“, auch ganz unten auf der Setlist als Zugabe deklariert, wird mit Schmiss und in deutscher Sprache auf díe Bretter gebracht und die Spielzeit ergibt jetzt eine Stunde. Sympathische Vorstellung dieses Fünfers. Mit dem Hinweis, dass „Ultima Nocte“ eine Reihe wird und öfter stattfinden soll, findet der Konzertabend unter Applaus sein Ende.

Autor & Pics: Joxe Schaefer