AHAB, HEXER, BEYONDITION
Oberhausen, Helvete, 15.02.2019
Der Eröffner kommt aus Duisburg und nennt sich Beyondition. Für diesen dürfen wir knochentrockenen Death Metal ins Logbuch eintragen. Dafür, dass es heute gnadenlos ausverkauft ist und erst um 20:00 Uhr pünktlich beginnt, bleibt anfangs noch ein Hubschrauberlandeplatz vor der Stage. Dass satte HM-2 Gemahle macht vom ersten Ton an Laune, und das Quartett zieht die ersten Reaktionen aus dem sich noch füllenden Keller. Dabei bleiben die Binnenhafenstädter so melodielos wie möglich und bauen teilweise Cleanvocals und Slowparts mit ein. Gemessen am Applaus gefällt das der Menge und unser Jensenmann will auch etwas Sodom drin gehört haben. Ob das dran liegen könnte, dass der dauerbangende Gitarrist eine Sodom Gürtelschnalle trägt und die Band ihr 2017er Tape von Andy Brings produziert bekommen hat, wäre eine etwas sehr weit hergeholte Behauptung. Ihre dreißig Minuten Stagetime als kurzweilig zu bezeichnen dagegen eine Feststellung.
Für die nächsten fünfunddreißig Minuten schwenkt die Tieftonhärte zum Stoner Doom um. „Cosmic Doom Ritual“ heißt das aktuelle Album, Hexer ist der Name der Band und Dortmund ihre Heimatstadt. Hände und Gesicht mit Schwarz und Silber versehen, beginnt ihr Tastenmann an seinem Pult am Bühnenrand mit einem lauterwerdenden Brummen. Die Beleuchtung, heute dominiert beim Lichtmann zu allen drei Bands die Farbe Blau, wird noch weiter runtergedimmt und ein üppiges Kontingent an Räucherstäbchen an Pedalen und Instrumenten sorgt dafür, dass auch die Nase etwas von der angestrebten Atmosphäre abbekommt. Das wirkt glücklicherweise nicht ganz so penetrant wie bei Attic, jedoch kann sich der Riechkolben sogar bei einem Toilettenbesuch erholen. Tiefmelodisch bauen sich ohne viel Vocalseinsatz immer mehr unterste Klanggewölbe auf und ihr eindimensionaler Groove drückt sich durch die ersten Reihen, in denen man bei niedrigsten Luxwerten synchrones Kopfnicken im Publikum erkennen kann.
Als Wassergeplätscher aus der Konserve kommt, fällt der Startschuss für den Headliner. Für die Fans ein unverzichtbarer Termin, sich von den Funeral Doomern Ahab in die Tiefe ziehen zu lassen. Beinahe hätte das heute für Spätzünder nicht geklappt, denn die Heidelberger hatten mit ihren beiden Supports schon eine Woche vor dem Event ein ‘Sold Out’ zu vermelden. So steht man im Helvetekeller sehr eng beieinander und lauscht gebannt, wie Plätschern zu Meeresrauschen mutiert und viele lange Seichtphasen zu Wutausbrüchen. Letztere können endlich bei allen Musikern optisch als solche erkannt werden, sogar zu mittelhohen Soundbergen, da man sich sonst nur minimal bewegt. Ausgenommen hintern Schlagzeug, wo für jeden Punch weit ausholt wird, Beats intensiv zelebriert werden und wo sich auch dann mitbewegt wird, wenn grad kein Schlag zu tun ist. Die Audienz feiert still mit und erst aus dem Beifall heraus sind noch einzeln besonders begeisterte Fans zu hören. Ansagen zu den Songs macht niemand, man muss die Lieder schon selbst erkennen, was offensichtlich beim Klassiker „The Hunt“ auch passiert. Der Track wird sofort zu den ersten Klängen bejubelt und es soll das letzte Stück im regulären Set sein. Nach zwei Zugaben verabschieden sich die Süddeutschen unter lang anhaltendem Applaus. Wer nicht nur in den fast einhundert Minuten von Ahab, sondern auch bei Beyondition und Hexer zuvor im ausgelassenen Partymodus war, für den mag das Konzert heuten keinen Sinn gemacht haben. Wer jedoch die entsprechende Stimmung dafür verspürte, was besonders beim Publikum in den beiden vorderen Dritteln bemerkbar war, der geht breitgrinsend nach Hause.
Autor & Pics: Joxe Schaefer