German Swordbrothers Festival

Hagen, Kultpoia, 09.03.2019


Zum achten Mal findet das German Swordbrothers statt, nur diesmal im netten Kultopia. Nachdem es in des Festivals Heimathalle etwas warm geworden war, und die Brandrenovierungen im Lükaz zu Lünen noch über die erste Jahreshälfte andauern, musste schnellstens ein Ersatz her. Das Kultopia in Hagen wurde auserkoren, definitiv eine authentische Location für Heavy Metal. Was das Billing angeht, war es in der Vergangenheit ja so, dass das GSBF das Hauptaugenmerk auf Bands aus der Heimat gelegt hat. In diesem Jahr dürfen diese den vorderen Teil des Billings ausfüllen.

Den Start machen um 17:00 Uhr die zuletzt in den Spielplan gerutschten Morbid Jester aus Dillenburg. Obwohl die Wurzeln der Power Speedster bis in die Achtziger zurück reichen, wäre sicher ein späterer Slot für den Fünfer adäquater gewesen. Nur haben sie Mühe, zu dieser frühen Tageszeit das gesamte Publikum in Bewegung zu bekommen. Dazu muss schon etwas mehr hau ruck aufgebracht werden, was auch gelingen kann, zumal man hier beim GSBF auf genau das richtige Publikum trifft. Der Druck kommt schon, auch im langsameren Mittelpart von “Never Neverland” und immerhin gehen einige Arme hoch. Der Fünfer zockt sein Programm und Shouter Allan kennt jede Pose. Damit ernten sie nach fast vierzig Minuten gerade mal etwas mehr als Höflichkeitsapplaus.


Zeit für das kopflose Biest. Die letzte Scheibe der Ulmer um ex-Evil Priest Gitarrist Ingo Neuber geht bis in das Jahr 2011 zurück, heißt „Forced To Kill“ und es wird davon neben dem Titeltrack früh das feine „Black Rider“ angezettelt. Leider zeigt sich die Flying V doch ganz schön schief, aber immerhin groovt fett der Bass. Die roughe Singstimme hat ein Ablesegerät am Mikrofonständer und gibt damit keine gute B-Note ab, was aber nicht allein dafür verantwortlich ist, dass bei Headless Beast die Stimmung eher weiter runter geht. Schade, denn das Material kann mehr. Gehen wir lieber mal etwas den Pansen befüllen. Nur bleibt der Wunsch nach etwas Essbarem hier leider unerfüllt, denn nicht mal auf die angekündigten Frikadellen will man hier im Kultopia vorbereitet gewesen sein. Schade, aber zu Fuß Richtung City ist eine Dönerbude erreichbar.


Zuletzt im September 2018 auf dem Heavy Metal Maniacs Festival in Amstelveen hat uns der Liveauftritt von Steel Shock ziemlich geflasht. Was für eine geile Scheiße, wie knackig und riffig in die Fresse die Mannen um Gitarrist Matjo von Vortex schlagen konnten. Um es gleich vorweg zu nehmen, die Holländer schicken sich an, auch hier in Hagen einen Triumphzug zu feiern, denn Shouter Nima stiftet schon während des Intros zu Hey-Rufen an und Matjo feuert danach zum Opener “Hammer Battalion” sein erstes Riff sofort vom vorderstem Bühnenrand in die Echtmerallermeute. Ketten am Drumkit und Rauchsäulen unterstreichen optisch eine erdige Performance. Natürlich ist auch “Blade Of Flames” in der Setlist und während des Stimmens der Klampfen probt Nima mit der Audienz schon mal die ‘Fighting For Metal’-Chöre zum mitshouten ein, was super funktioniert…well done! Zwar ist er nicht hundertprozentig bei Stimme, kann aber liefern. Leider soll sich auch diese Band an die vorgegebenen Spielzeiten halten, dass nach dem hervorragenden “Shockwave Of Steel” laute Rufe nach Zugabe unbeantwortet bleiben müssen. Aber es gelingt ihnen im Abschlussjubel noch ihre nächsten Konzerte anzukündigen, wie das am 22. März im Siegener Vortex. Großes Kino. So geht Heavy Metal, weiter so!


Auf dem letzten Brofest, das war im Februar 2017, hat der Verfasser dieser Zeilen das “Rising” Demo dieses Quartetts auf Seven-Inch erworben. Ich sei der einzige, der das Ding gekauft habe, erklärte mir der Händler, als er grad nach dem Headliner einpackte. Kaum zu glauben, dass gerade das Fachpublikum dort vor Ort an diesem Schmachtfetzen vorbei gegangen ist. Nun, zwei Jahre später gibt es mit der “Lyrids: Warning From The Reign Of The Untold” eine weitere EP der Italiener, die natürlich hier vor Ort sofort eingetütet wird. Allein schon die Tatsache, dass dieses südeuropäische Doppel-V sogar einen späteren Slot auf dem GSBF zugesprochen bekam, macht neugierig. Wer die Jungs von Platte kennt, stellt fest, dass das Quartett live ebenso urtümlich wie die Hölle kommt, weswegen die Audienz auch gleich am Kabel dreht. Offensichtlich können die sich zu merkenden Vultures Vengeance mit genialer Mischung aus dunkler Mystik, viel Dynamik und reichlich oldschhol Metal grad alles. Auch der Bass vor “Into The Cave“, die B-Seite der aktuellen Seven-Inch, kommt sehr cool. Die wenigen hohen Schreie sitzen und das psychedelische und episch lange Solo von Tony wird zum Shirtkauf genutzt. Epik macht sich breit und eben aus dem Grund flasht ihr plötzliches Auftrittsende besonders. Der Vierer erntet Granatenapplaus und darf jederzeit wiederkommen, alle Daumen hoch!


Seit geraumer Zeit sieht man auf einschlägigen Undergroundfestivals einige Shirts der Londoner rumlaufen. Die sieben Schwestern müssen wohl heiße Suppe ausschenken, wenn ihre Leibchen wie geschnitten Brot weggehen. In der Tat kann ihre aktuelle Scheibe „The Cauldron And The Cross“ einiges und wir dürfen gespannt sein, was die Briten heute auf die Bretter legen. Twinsoli mit Doppelhalsgepose sind ein Trade bei Seven Sisters, und davon servieren sie en masse. Die Halle füllt sich wohl deswegen schnell wieder und für den Geschmack des Publikums macht das Quartett offensichtlich einiges richtig. Beide Gitarren wechseln sich mit Soli ab, und schrauben den Melodieanteil so hoch, dass gefühlt mehr Soli als Riffs kommen. Shouter Kyle kann während des Stimmens seiner Gitarre gleichzeitig Ansagen platzieren und man darf sie als technisch anspruchsvollste Band bis jetzt bewerten, die aber eben auch mit viel Gefudel zu Lasten von Tiefe und Druck vorangehen. Wer davon nicht genug bekommen kann, checkt mal die Tourdaten, denn die Briten kommen demnächst mit Amulet auf Tour.


Zu den derzeit ziemlich angesagten Gatekeeper, die gerade die „Grey Maiden“ EP abgeworfen haben, haben wir vor einer Woche vom Hell Over Hammaburg nur Gutes zu berichten gewusst. Ein starker Headlinerauftritt auf der kleinen Bühne dort löste weiter Begeisterung für die Jungs um Traveler Sänger Jean-Pierre Abboud aus, und heute Abend hier im Kultopia sieht die Welt gar nicht anders aus. Wie in „Blade Of Cimmeria“ kommen die Kanadier insgesamt etwas folkig, ein wenig knochig, aber auch sehr metallisch. Jean liefert eine sehr charismatische Performance, läuft sehr viel umher und erzählt Ansagen so spannend wie kleine Geschichten. Das bedächtig startende „East Of Sun“ wird als sehr persönliches Stück vorgestellt und man bietet insgesamt eh schon wesentlich ernsteres Material als die Band zuvor. Die „Ninefold Muse“ und das schnellere „Warrior Without Fear“ machen da keine Ausnahme. Letztgenanntes soll gleich zum Mitsinger werden, ist aber tatsächlich letzter Song und trotz ordentlichem Applaus bleibt es dabei. Es gilt halt den Zeitplan einzuhalten. Unterm Strich eine der drei besten Bands des Festivals.


Eine weitere Band, die grad den Untergrund aufmischt, sind Sacral Rage aus Athen. Wer ihre aktuelle Scheibe „Beyond Celestial Echoes“ im Ohr hat, der kennt die gewöhnungsbedürftigen Höhen ihres Shouters Dimitris, welche von noch höhere Peaks getoppt werden. Das kommt auch live so. Ein anfänglicher Ausfall des Basses kann schon während des ersten Songs repariert werden. Das Quartett bringt mal mehr Arschtritt und zeigt sich weniger eingängig, stellt aber die heftigste Band heute. Das tut gut, die Höhen sitzen perfekt und der ganze Laden weiß das zu bejubeln. Leider ist es zu dieser späteren Stunde nicht mehr ganz so voll in der Halle, aber wer noch da ist, harrt auch aus. Es gibt Gebange und reichlich Fäuste oben und die ersten Reihen werden komplett von Bangern gestellt. Der Vierer frickelt und nagelt an höheren Härtegrenzen und ohne gleich komplett sperrig zu wirken, empfehlen sich Progideen und Schrägen der Gitarren letztendlich als interessant bis angenehm, was den Charm der Griechen ausmacht. Obwohl die Gitarre viel schrubbt,  bleiben dennoch ein paar Soundlöcher. Die Zahl der Intros vom Band muss bei mehr als sechs auch als hoch beschrieben werden, aber das Hauptproblem an sich ist, es bleibt nichts hängen. Für einen Headliner eines solchen Festivals zu speziell für die späte Uhrzeit, denn wenn insgesamt lieber mitgegrölt werden will, kann das schon etwas anstrengend werden. Alle anderen feiern das ab und gucken nach gut einer Stunde Spielzeit, in die Röhre, weil man gern noch etwas mehr von den Griechen gehabt hätte. Nun denn, freuen wir uns auf den Heimweg, wo wir mal wieder Vultures Vengeance aufdrehen können …

Autor & Pics: Joxe Schaefer