F.K.Ü., SPACE CHASER, FIRST AID

19.10.2019 Hamburg, Bambi-Galore


Nachdem ich den gestrigen Ausflug in die Hansestadt Rostock gut überstanden habe und Nachts wieder zu Hause war, beginnt mein heutiger Tag mit einem anständigen Kaffee, um mal zügig auf Touren zu kommen, denn heute wird es nicht minder interessant und anstrengend. Zwar fahren wir nur eine gute dreiviertel Stunde zum Bambi-Galore, aber der Abend wird lang, da besagte Space Chaser heute unsere Übernachtungsgäste sein werden. Dabei fällt mir ein, dass ich mal schleunigst etwas alkoholisches Getränk für die private Aftershow besorgen sollte. Nach einer kurzen Einkaufsrunde und einem guten Frühstück machen wir uns bereit für einen weiteren thrashigen Abend der besonderen Art. Im Gegensatz zum Vortag spielen heute nicht nur F.K.Ü. und die Space Chaser, sondern auch die ebenfalls aus der Hauptstadt stammenden First Aid, die inzwischen in Hamburg auch keine Unbekannten mehr sind.

Unsere Fahrt verläuft ruhig und die gestern erworbene F.K.Ü. CD „Metal Moshing Mad“ stimmt uns erstklassig auf das von dem Bangers & Maniacs HMC veranstalteten Ereignisses ein. Der Parkplatz des Kulturpalastes, der das Bambi Galore beheimatet, ist heute aufgrund einer Doppelveranstaltung für die Tourbusse reserviert und für Besucher gesperrt. Nun gut, ein kleiner Spaziergang tut ja ganz gut. Vor dem Einlass stehen nur wenige bekannte Gesichter und auch nach dem Abstieg ins Bambi Galore sind nur wenige bekannte Gesichter am Start. Ok, es ist noch früh und der Einlass hat gerade erst begonnen. Also geht’s erst einmal hoch in den Gastsaal der Palastküche, dem Restaurant des Kulturpalastes, wo heute das Merchandise beheimatet ist. Das ist für mich wohl das erste Mal, dass ich in dieser Lokalität dem Job der Shoppingqueen nachgehe. Hier werde ich schon erwartet von Chaser Drumtier Matthias und dem mich freudig angrinsenden F.K.Ü. Merchandiser Roger, der mich nach meinem gestrigen Einkaufsrausch auch heute wieder vornehmlich berät und bedient. Ein großes Dankeschön nochmal an dieser Stelle an ihn.


Schnell noch ein kühles Astra an der Theke geordert und dann kann es auch schon losgehen. Mit „Lifetime Torment“ eröffnen First Aid um den sympathischen Fronter Chris Carl den heutigen Abend. Zaghaft fliegen die ersten Haare vor der Bühne und im Laufe der Zeit, die musikalisch von Songs wie „Horror Of War“, „Boozing Maniacs“ und „Fill The Void“ untermauert wird, steigt die Temperatur im inzwischen prall gefüllten ehemaligen Wasserspeicher in die Höhe. Vor und auf der Bühne wird schon mal um die Wette geschwitzt, aber First Aid spielen heute mehr als nur einen Openergig. Die Spielfreude des Fünfers ist blitzartig ins Publikum übergesprungen und macht mächtig Laune. Nach einer kurzen Verschnaufpause vor der Tür lasse ich mich von „Running Man“ und „Brass Knuckles“ die Frisur neu legen. Den Abschluss „Suicide Moshpit“ höre ich nur noch auf der Treppe auf dem Weg nach oben, die Lungen wieder mit Frischluft zu fluten. Die Jungs ballern sich tight und souverän durch ihre Setlist, ohne Gefangene zu machen.


Nach einer ausgedehnten Umbaupause, die fast jeder vor der Tür verbringt, geht es wieder in den Brutofen und die Space Chaser legen unter viel Applaus wieder mit „Thrashold“ los und haben sofort alle in ihren Bann gezogen. Der energiegeladene Mittelteil der Show mit Songs wie „Waves“, „Anthem“, „Atom Crusher“ und dem Riffkiller „Decapitron“ belastet jede Nackenmuskulatur auf das Äußerste. Fatal Embrace Saitenbezwinger und Ersatzgitarrero Tobias liefert einen super Job ab und fordert sogar das ein oder andere Mal das Publikum zum Mitmachen auf. Die Menge frisst dem Quintett um Front-Rampensau Siggi zu jeder Sekunde aus der Hand. Der  Saal ist am Kochen und es wird gebangt was das Zeug hält. Mir läuft die Suppe aus allen Poren, während ich vor der Bühne zu den nächsten Krachern „Virus“ und der Hymne „Skate Metal Punks“ alles raushole und mein Bier kommt schneller aus meinen Poren, als ich oben nachfüllen kann. Mit „Mother Of The Hatch“ und dem Showhighlight „Metro Massacre“ geht es auf die Überholspur. Zu Letzterem begibt sich Gitarrenhexer Leo als Crowdsurfer in die Massen und wird quer durch den Saal getragen. Alter, was für ein Abend. Selbst die vielen Zugaberufen werden noch mit „Interstellar Overlord“ belohnt. Von der super Stimmung im inzwischen ausverkauften Haus können die Fans in Rostock noch etwas lernen.


Der Zeitplan ist eh schon aus den Fugen geraten und so ist es auch für keinen schlimm, dass die Horror Thrasher und Headliner des heutigen Tages F.K.Ü. aus dem schwedischen Uppsala recht spät die Bühne betreten. Nach einer kurzen Vorstellung geht es wieder mit „1981“ und „Nightmares In A Damaged Brain“ ins Reich der kranken Phantasien. Dank des vollen Hauses haben die Vier auch heute sichtlich etwas mehr Spaß in den Backen, als am Vortag und thrashen sich durch Songs wie „Corpse Mania“, „Burial Ground“ und „Hate Your Guts (Love Your Brain)“ mit viel Spielfreude. Die Bühne ist inzwischen bedeckt von Bier, Wasser und sonstigen Flüssigkeiten, was Gitarrist Pete Stooaahl zum Verhängnis wird und er sich lang legt. Das bleibt aber heute nicht der einzige Ausrutscher. Fronter Larry Lethal schafft es sogar noch, den falschen Song anzusagen, wird aber von seinen Mitstreitern wieder schnell auf Spur gebracht und so gibt es nach einem weiteren Intro erst einmal „Friday The 13th Part 2“ und dann das bereits vorher angesagte „The Funhouse“. Sehr sympathische Sache und den Fehler professionell ausgebadet. Geiler Gimmick des Abends ist ein als Freddy Krüger verkleideter Besucher, der dann natürlich von Fronter Larry noch kurz auf die Bühne gebeten wird. Überhaupt machen die Jungs heute eine gute Figur. „Horror Metal Man“ und das Death Cover „Evil Dead“ setzen dann die letzten Kraftreserven frei und das Bambi bebt. Wie schon am Vortag zeigt die Setlist noch „Black Hole Hell“, „The Pit And The Poser“ und „Where Moshers Dwell“ an, bevor dann mit “Twitch Of The Thrash Nerve“ der letzte Song des Abends verklingt und die schwarze F.K.Ü. Fahne von Larry geschwungen wird. Mit viel Beifall verlässt das Quartett ebenfalls völlig verschwitzt die Bühne und ist sichtlich glücklich, ebenso jeder der anwesenden Metaller.

Ein geiler, wenn auch sehr heißer Abend im Bambi geht vorbei und vor der Tür trifft man sich noch auf ein Abschlussbier, während aus dem Restaurant noch gewöhnungsbedürftige Musik von Culture Beat und Udo Jürgens aus den Boxen kommt und Besucher sogar noch eine kleine Polonaise zelebrieren. Tja, wenn man nüchtern ist, ist das nicht leicht zu ertragen. Nach einer Kolonnenfahrt quer durch Hamburg gibt es in unserem Wohnzimmer noch besagte private Aftershowparty, wovon hier aber nicht mehr berichtet wird. Nur soviel: Nun kann ich auch endlich mal hemmungslos trinken … 2 Bier …

Autor & Pics: Tino Sternagel-Petersen