NECROPHOBIC – dawn of the damned

Die Schweden Necrophobic gehören für mich zu den ganz wenigen Bands, die nie etwas Durchschnittliches, geschweige denn Schwaches veröffentlicht haben – und das seit mittlerweile knappen dreißig Jahren. Im Spannungsfeld zwischen Black und Death Metal gehören sie zur absoluten Speerspitze und sind meiner Meinung nach gegenüber anderen Bands schon immer unterbewertet. Ihr mittlerweile neuntes Studioalbum tut dem keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. „Dawn Of The Damned“ gehört zu den stärksten Veröffentlichungen der Stockholmer überhaupt, und steht locker auf Augenhöhe mit den bisherigen Sternstunden „Darkside“ und „Hrimthursum“.

Besonders bemerkenswert ist die geniale Gitarrenarbeit, die so filigran, detailverliebt und melodisch in Szene gesetzt wird, dass einem gelegentlich mal die Kinnlade runter kippt – und das ohne dass der Gesamtsound an Härte und Dunkelheit einbüßen muss! Gehen wir aber mal ins Detail: Das Intro „Aphelion“ lässt eine sehr atmosphärische, düstere Stimmung aufkommen, und man hört förmlich, wie sich die Tore zu Hölle langsam, aber unaufhaltsam öffnen. Mit dem Opener „Darkness Be My Guide“ bricht selbige Hölle ungebremst auf den Hörer herein. Der Refrain fräst sich förmlich ins Gehirn, und Necrophobic zeigen hier ganz klar, wer in ihrem Subgenre das Sagen hat! Mit „Mirror Black“ setzt sich der rasante Trip fort. Das geniale, stampfende „Tartarian Winds“ kommt dann mit gekonnt eingesetzter Bathory-Epic um die Ecke. Auch danach geht es weiter wie auf einer Achterbahnfahrt. Erwähnenswert ist auch „The Shadows“. Hier gibt es nicht einen Tempowechsel, die Rhythmus-Sektion hämmert sich konstant im gleichen, eher gemäßigten Doublebass-Tempo durch das Stück, während die teils fast hypnotischen Gitarren ihren Freiraum nutzen. „As The Fire Burns“ ist wieder absolut bandtypisch, aber ohne nennenswerte Besonderheiten.

Wer jetzt aber denkt, das Pulver ist langsam verschossen, der irrt sich gewaltig. Mit dem siebenminütigen „The Return Of A Long Lost Soul“ übertreffen Necrophobic sich selbst. Der kurze Akustikpart zu Beginn und die ganze Dramatik dieses Songs erinnern ein wenig an die großen Epen von Iron Maiden. Das erste Riff hat Feeling ohne Ende und lässt mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen, während ich an meiner Gänsehaut eine Muskatnuss aufreiben könnte. Es folgen weitere, sehr stimmig arrangierte Wechsel, bevor sich nach einem letzten ruhigen Part die Gitarristen endgültig in einen wahren Rausch spielen und sich gegenseitig wie in Ekstase die Soli um die Ohren hauen. Ein unfassbarer Song! So was können nicht viele. Weltklasse! Abschließend gibt es noch einmal schön straight was auf die Zwölf. „Devil’s Spawn Attack“ garniert den typischen Necrophobic-Sound mit einer ordentlichen Portion Teutonic Thrash, und niemand Geringeres als Schmier von Destruction gibt sich hier als Gast-Vocalist die Ehre. Eine sehr stimmige Kombi, die als würdiger Rausschmeißer bestens funktioniert!

Fazit: Necrophobic stellen mehr als eindrucksvoll unter Beweis, dass sie im Bereich zwischen den Stühlen Black und Death Metal eigentlich nicht zu schlagen sind, und so ziemlich alle anderen in ihre Schranken verweisen können. „Dawn Of The Damned“ ist für mich ein ganz deutlicher Anwärter auf das Album des Jahres – im härteren Bereich auf jeden Fall!

Wertung: 9/10
Autor: Felix Schallenkamp