VOIVOD – lost machine (Live)

Die Kanadier von VOIVOD mögen dem ein oder anderen Fan erst durch den Einstieg des ex-Metallica-Bassmanns Jason Newsted in den Fokus geraten sein, aber die Band kennt man eigentlich schon seit Mitte der 1980er und spätestens mit den beiden Alben „Killing Technology“ (1987) und „Dimension Hatröss“ (1988) mischten sie die Thrash-Szene damals mächtig auf. Wobei Voivod immer etwas Besonderes darstellten, schafften sie doch den schwierigen Spagat zwischen Thrashmetal und Progressive Metal. Mit dem 1989er Album „Nothingface“ wurde das immer deutlicher und in den 1990ern fügten sie ihrer Musik erfolgreich auch Einflüsse aus dem Industrial und später sogar Elektro hinzu. Irgendwie hatte man bei Voivod aufgrund der Texte immer den Begriff „Space Metal“ im Hinterkopf und tatsächlich erinnerten sie in den späten 90ern phasenweise entfernt an die guten, alten Hawkwind. Manch einer steckte Voivod in die Cyberpunk-Ecke, was aufgrund der Science Fiction-Geschichten in ihren Texten und der Punk-Einflüsse auf ihren frühen Aufnahmen auch sicherlich nicht komplett von der Hand zu weisen ist. Alles in allem machen diese diversen Einflüsse die Musik von Voivod zu einer hochinteressanten und von den Kritikern oft sehr gelobten Mischung, die aber aufgrund der oft fehlenden Eingängigkeit nicht für jeden Hörer leicht verdaulich ist. Der große Durchbruch in kommerzieller Hinsicht blieb den Kanadiern wohl deshalb verwehrt, auch wenn Voivod sicherlich eine große Fangemeinde ihr eigen nennen.

Wie dem auch sei, mit „Voivod Lives“ (2000) und „Warriors Of Ice“ (2011) gab es bislang erst zwei Live-Alben der Band. Es lag also nahe, die Fangemeinde nach neun Jahren mit frischem Livematerial zu versorgen. Die Aufnahmen des „Lost Machine“ betitelten Albums stammen von der Tour zu ihrem letzten Album „The Wake“ und wurden in heimischen Gefilden mitgeschnitten. Schlagzeuger Michel „Away“ Langevin dazu: „Wir haben das gesamte Live-Album bei der Show in Québec City im Sommer 2019 aufgenommen. Wir haben uns natürlich darauf gefreut, in unserer Heimat Québec vor unseren Familien und Freunden zu spielen.“ Und diese Spielfreude hört man dem einwandfrei produzierten Album deutlich an. Ich kenne eine ganze Reihe von Leuten, die Voivod sowieso für einen der geilsten Live-Acts überhaupt halten und bei „Lost Machine“ kann man durchaus erahnen, warum das so ist.

Der Sound ist satt, weil auch die Bässe sauber herausgeholt wurden und brachial. Progressiver Thrashmetal, wie man ihn sich wünschen kann. Vier Stücke des 2018er „The Wake“-Albums haben ihren Weg in die Songauswahl gefunden und mit „Post Society“ und „Fall“ sind zwei weitere Songs vertreten, die es bislang noch nicht auf einer Live-Veröffentlichung zu hören gab. Aber natürlich muss man auch nicht auf Klassiker wie „Overreaction“, „Voivod“ oder auch das geniale „Astronomy Domine“, im Original ja von Pink Floyd, verzichten.

Fazit: Ein sehr gelungenes Live-Album, das sich mit Sicherheit in jeder Sammlung gut macht und für Voivod-Fans sowieso einen absoluten Pflichtkauf darstellt.

Tracklist:
01  Post Society (07:50)
02  Psychic Vacuum (04:31)
03  Obsolete Beings (04:47)
04  The Prow (03:24)
05  Iconspiracy (05:21)
06  Into My Hypercube (05:24)
07  The End Of Dormancy (07:48)
08  Overreaction (05:11)
09  Always Moving (05:07)
10  Fall (06:38)
11  The Lost Machine (05:42)
12  Astronomy Domine (07:26)
13  Voivod (04:42)

Wertung: -/10
Autor: Wolfgang Haupt