AMULET – the inevitable war

Amulet aus London legen mit „The Inevitable War“ ihr mittlerweile zweites Album nach „The First“ (2014) vor. Ich habe die Band, die seit 2010 aktiv ist, bisher zweimal live gesehen (Frost & Fire III in 2017 und Frost & Fire London 2018), und beide Male haben sie mich überzeugen können. Die neun Songs des vorliegenden Albums führen die Tradition der Urväter der NWoBHM geradlinig fort, und die Band steigert sich im Vergleich zu ihrem Debüt deutlich, was sicherlich auch dem Wechsel hinter dem Mikro zu verdanken ist. Vom Songwriting her erinnern mich die tollen, neuen Song teilweise stark an die jüngeren Veröffentlichungen von Satan, was beileibe keine schlechte Referenz ist. Zeitweise schimmern natürlich auch typische Elemente anderer Britischen Szenegrößen wie Maiden (oh ja!) oder Priest durch. Im allgemeinen sind dies zwar alles unverkennbare Einflüsse, aber Amulet wissen diese Einflüsse gekonnt in ein eigenes Soundgewand zu packen. Die düstereren, langsameren Momente des Albums (z.B. „Call Of The Siren“, „The Satanist“) erinnern mich jeweils etwas an die jüngeren Solowerke eines Bruce Dickinson. Trotz der retromäßigen Produktion wirkt das Album keineswegs altbacken, und überzeugt durch die einheitliche Songqualität.

Ein deutlicher Fortschritt stellt der ausgezeichnete Gesang des neuen Sängers Frederico Mazza (Asgard) dar. Die tolle Gesangsleistung setzt den starken Songs das Sahnehäubchen auf! Wer denkt, dass NWoBHM Alben heutzutage langweilig sein müssen, weil bereits alles in diesem Bereich gesagt wurde, der wird mit diesem Album eines Besseren belehrt. Generell will ich keinen Songs speziell herausheben, bewegen sich doch alle auf einem ähnlich hohen Niveau. Die Variabilität zwischen schnellen Songs („Shockwaves“), Midtempokrachern („Gateway To Hell“) und gar melodiösen Tracks („Burning Heaven“) zeichnet dieses Album aus. Das langsame, auf Akkustikklampfen basierende „La Noche De Las Gaviotas“ zur Albummitte ist eine willkommene Verschnaufpause, bevor es mit „Siege Machine“ wieder mit Zug weiter geht. Der Midtempostampfer „Poison Chalice“ bietet ebenfalls einiges an Abwechslung und erinnert vom Rhythmusaufbau her stark an Iron Maiden zu ihren Glanzzeiten. Zum Schluss werden sogar bluesmäßige Gitarren eingebaut. Sehr stark. Mein absolutes Album Highlight stellt der Rausschmeißer „Roundhead (I: Before The Battle / II: The Inevitable War / III: The Protectorate)“ dar, der mit seinen über acht Minuten in einer genialen Vielfalt daher kommt und sowohl ruhigere, wie auch stürmische und melodisch rockende Momente beinhaltet. Auch hier lassen Maiden wieder dezent grüßen. Dem Song scheint ein Konzept zu Grunde zu liegen, welches auf drei Teilen basiert, wozu auch der Titel des Albums gehört. Ein unvermeidlicher Krieg, welchen die Band erfolgreich gestaltet, und zum Schluss auch gewinnt. Alleine dieser ausgefallene Track rechtfertig den Kauf dieses tollen Albums, und offenbart die Qualität der Band. Dieser finale Kracher beschließt ein weiteres ausgezeichnetes Album des bisher überdurchschnittlichen Veröffentlichungsjahr 2019. Wer braucht bei einer derart qualitativ hochstehenden Breite an Undergroundalben die alten Helden noch? Ich sicherlich nicht…

Wertung: 9/10
Autor: Steph Bachmann