ANGELUS APATRIDA – same

Bei selbstbetitelten Alben ist das ja immer so eine Sache. Da muss alles passen: Sound, Songs, Message. Denn für gewöhnlich gehst du als Band damit ja anschließend quasi hausieren: “Hör dir das an, und du weißt genau, wie wir klingen!” Die Thrasher Angelus Apatrida machen das clever und nehmen diesen Meilenstein folgerichtig erst 20 Jahre nach der Gründung auf. Denn dann sollte man ja langsam wissen, wie man klingen will, oder? Die letzten Alben, die ich von den Spaniern gehört habe, waren das grandiose “Clockwork” (2010) und “The Call” (2012). Obwohl ich in der Zwischenzeit also zwei Alben, zwei Splits und etliche Singles verpasst habe, erkenne ich die Band sofort wieder. Das liegt nicht nur an den eingängigen Shouts von Guillermo Izquierdo, dem spanischen Chuck Billy. Auch der moderne Thrash klingt noch immer wie eine großartige Verneigung vor Bay-Area-Veteranen wie Testament plus ein bisschen Gitarren-Frickelei. Und das Beste: Hier gibt es von Anfang an ohne Umschweife auf die Glocke, denn Balladen sind eh für Loser. Passend zum Zeitalter hauen die Jungs diesmal unter anderem im catchy Opener “Indoctrinate” oder dem rasenden “The Age Of Disinformation” wieder sozialkritische Texte raus, die aber gefühlt noch angepisster rüberkommen. Dazu passen die wütenden Gitarren-Riffs richtig gut, zumal sie nochmal ein Mü tiefer klingen, als zuvor. Der Groove der Auskopplung “Bleed The Crown” erinnert einige Hörer gar an Panteras “Fucking Hostile”. Der Knicks verwundert aber kaum, weil Angelus Apatrida bereits auf ihrem 2006er-Debüt einen ähnlich geilen Schwung in der Platte hatten. In “Rise Or Fall” und “Childhoods End” klopft auch kurz mal der Hardcore-Punk an, um den man als Thrash-Band ohnehin schwerlich herumkommt. Schöne Mischung jedenfalls. Das selbstbetitelte Album von Angelus Apatrida ist modern, aber fett produziert und ballert demnach ziemlich saftig durch die Kopfhörer. Ein echter Hit fehlt leider und die Bassdrum klatscht mir persönlich ein bisschen zu wenig, das ist aber schon jammern auf höchstem Niveau. Viel mehr zu meckern finde ich an der Scheibe dann auch gar nicht. Das Ding hier ist – in Anlehnung ans Cover – eine echt gelungenes Thrash-Geschoss aus der Waffenkammer des Genres. Die Band liefert hier insgesamt ihr bislang sattestes und aggressivstes Album ab. Und um die Frage vom Anfang zu beantworten: Wenn ihr wissen wollt, wie Angelus Apatrida klingen (wollen), hört diese Platte!

Wertung: 8/10
Autor: Florian Forth