ARMORED SAINT, WARRANT

Essen, Turock, 10.08.2024


Beginnen wir dieses kleine Livereview mit den Worten meines Kumpels, dass man ins Turock auch mit nur einer Hose gehen kann … das lassen wir jetzt einfach mal so stehen. Doch bis kurz vorher im Netz konnte man sich die Hornhaut weggoogeln, aber es war kein Support zu finden. Als ob niemand wissen soll, wer heute Vorgruppe ist. Irgendwann tauchte dann doch mal der Name der Rheinländer Warrant auf, die wir in jüngster Vergangenheit häufiger live gesehen haben, zuletzt in Gladbeck. Auch heute müssen wir uns wieder die Frage gefallen lassen: „Habt ihr Bock auf Metal?“ Na klar, deswegen sind wir ja auch hier. Ihren Drummer haben die Düsseldorfer ganz links am Bühnenrand platziert, von dort aus kümmert er sich um hohes Tempo, zum Beispiel im Raser „Falling Down“. Schließlich soll das bald erscheinende Album „The Speed Of Metal“ heißen, doch die älteren Knaller wie  „Torture In The Tower“ und „Betrayer“ mit Doppelduellen sind heute die größeren Zünder. Und das alles, während draußen endlich das schönste Sommerwetter herrscht.


Wir sind uns gemeinsam ziemlich sicher, besonders die jüngsten Gigs von Armored Saint sind alle nicht einfach bloß sehr gut, sondern exzellent. Was ist da los, werden die jetzt immer besser? Geht das überhaupt, noch besser? Na ja, jedenfalls werden sie nicht jünger, haben in den letzten Jahren live immer mehr als bloß überzeugt und zeigen sich auch heute wieder sehr fit und agil. Auch bei diesen Temperaturen können wir es uns einfach nicht leisten, dieser Veranstaltung fernzubleiben, also wohnen wir der Auftretung von John Bush und Co brav bei. Vor dem Intro, ein klassisches diesmal, erklingt noch der Judas Priest Song „Delivering The Goods“ vom Band, dann erkennen wir vor dem fetten Drumkit von Gonzo Sandoval den anderen Metalgott, wie er sicher selbst sich nicht nennen würde. Das muss 2019 mit Metal Church gewesen sein, als wir den heutigen Headliner hier zuletzt gesehen haben, daran erinnert sich auch Sänger John Bush. Der springt heute in Weiß über die Bretter und jumpt auch gern bescheiden zum Bühnenrand, wenn grad nicht gesungen werden muss. Der Mann ist bestens bei Stimme und überzeugt voll, wie übrigens auch jeder dieser eingeschworenen Besetzung. Immer wieder der Blickfang sind die Bewegungsabläufe von Joey Vera, und die Stimmung ist auch gleich super. Mit ins Programm hat es „The Pillar“ von „Revelations“ geschafft, „Last Train Home“ dagegen ist gesetzt und wird mit längerem Vorspiel gezockt. Hier singt alles mit, ebenso wie im schon sehr früh gebrachten „March Of The Saint“, das von der Band andirigiert wird. Spätestens jetzt dreht alles durch und Armored Saint-Sprechchöre werden angestimmt. Nach seiner laut beantworten Frage, ob ‚Germany The Capitol Of Metal‘ wäre, folgt nach „Left Hook From Right Field“ das erwartete „Standing On The Shoulders Of Giants“. John stellt vor „Aftermath“ brav die Band vor, als würden wir die Protagonisten nicht kennen, singt von der Treppe und der Empore aus „Win Hands Down“, kommt ohne Shirt wieder und schmeißt „Can U Deliver“ und danach ein stampfiges „Reign Of Fire“ rein. Leider wieder einmal nicht „Creepy Feelings“, dafür wird  „Madhouse“ angesagt, doch natürlich nicht von Anthrax, für die John auch mal seine Vocals lieh. Bevor nach 95 Minuten ganz Schluss ist, bedient der sehr aktive Fronter mit Gonzos Zusatzsticks additional noch ein paar Becken. Natürlich sprechen wir auch diesmal wieder von einer exzellenten Show, dass niemand ein Prophet sein muss, um zu behaupten, der Fünfer wird hier bald wieder aufspielen!

Autor & Pics: Joxe Schaefer