ASPHYX – necroceros

Die Holländer (plus Drummer Husky aus Koblenz) Asphyx gehören zu den Pionieren ihrer Zunft, und stehen seit je her für schnörkellosen, old-schooligen und tonnenschweren Death Metal mit gelegentlicher Doom-Schlagseite. Besonders charakteristisch sind natürlich noch die extremen Vocals von Martin van Drunen. Der sympathische Fronter ist und bleibt für mich der Inbegriff des Todesmetall-Shouters! Erwartungsgemäß hat sich stilistisch auch 30 Jahre nach dem Debüt im wesentlichen nichts geändert, wobei “Necroceros” hier und da durchaus aufhorchen lässt. Sofort aufgefallen ist mir die geile Produktion, die dieses Mal deutlich organischer und wärmer klingt als sonst, ohne dabei an Druck einzubüßen. Und auch beim Songwriting haben Asphyx hier und da mal ein wenig über den Tellerrand geschaut.

Der Opener “The Sole Cure Is Death” ist cool, aber noch relativ unspektakulär. Das folgende “Molten Black Earth” ist ein ganz anderes Kaliber und das erste Highlight der Scheibe. Mit seiner erhabenen Melodie und den in der zweiten Songhälfte dargebotenen, ultrafetten Doublebass-Teppichen könnte dieser Song in ähnlicher Form fast von den (leider nicht mehr existenten) britischen Göttern Bolt Thrower stammen. Auch das schleppende “Mount Skull” und der kurze Headbanger “Knights Templar Stand” überzeugen. Das dann folgende “Three Years Of Famine” ist mit gut siebeneinhalb Minuten das längste, und auch das beste Stück des Albums. Sehr düster und atmosphärisch, überrascht der Song durch einen genial eingebauten, ruhigen Akustikpart, den man so von Asphyx noch nicht gehört hat. Auch der weitere Verlauf dieses Über-Songs ist geprägt von tollen Melodien, die Gänsehaut verursachen. Ganz starkes Teil!

Nach so viel Harmonie gibt es mit dem schnellen “Botox Implosion” erstmal ungebremst einen in die Fresse. Hier kann man die Nackenmuskulatur einer amtlichen Belastungsprobe unterziehen. Bei den ebenfalls hochkarätigen “In Blazing Oceans” und “The Nameless Elite” dominiert wieder vorwiegend getragenes Tempo. “Yield Or Die” kommt ohne größere Vorkommnisse über die Runden, bietet aber soliden Headbanger-Stoff. Das Finale markiert dann der siebenminütige Titelsong, bei dem Asphyx in Sachen Epik, Heavyness und Atmosphäre nochmal alle Register ziehen. Besonders geil ist der nur minimal instrumentierte Anfang, der einen guten Spannungsbogen aufbaut, der sich bis zum Schluss hält.

Ein würdiger Abschluss eines Albums, das die Messlatte für kommende Death Metal Releases in diesem Jahr auf beachtliche Höhe legt! Zu erwähnen ist hier noch das wie immer geniale Cover-Artwork von Axel Hermann. Ein Album einer Kult-Band braucht eben auch ein Cover eines Kult-Künstlers! Was soll ich noch sagen… die Zielgruppe kann hier blind zuschlagen, und auch wer Asphyx bisher vielleicht zu einseitig fand, sollte ruhig mal ein Ohr riskieren.

Wertung: 9/10
Autor: Felix Schallenkamp