ATTIC – sanctimonious

Sie haben sich etwas Zeit gelassen, die zweite Scheibe zu bringen. Das voll eingeschlagene Debütalbum “The Invocation” hat tatsächlich schon fünf Jahre auf dem Buckel. Hat man so genau gar nicht mitbekommen, denn Attic waren live sehr präsent. Wie kurz vorm diesjährigen Rock Hard Festival das Coverartwork dieser Scheibe enthüllt wurde, bei Nicht-Metallern steht bloß Pfingsten auf den Kalendern, begannen die Fans mit den Hufen zu scharren. Der etwa zeitgleich erschienene Videoclip zum treibenden “The Hound Of Heaven”, einem kleinen Höhepunkt der Scheibe, schraubte die Erwartungshaltung noch höher. Nun liegt endlich das ganze Album in den Regalen, das mit zehn neuen Tracks plus einem Orgelintro und zwei solchen Intermezzi auf über eine Stunde Spielzeit kommt und damit für die lange Wartezeit entschädigt. Und das Schöne daran ist, alles ist von sehr hoher Qualität.

Nach dem bereits erwähnten, sehr typischen Intro und dem hereinbrechenden Titeltrack ist sofort alles klar, Attic sind wieder präsent wie gewohnt. Die Jungs aus dem Ruhrpott stecken sich den Rahmen eng, daher können Deja Vus auftauchen. “Sinless” ist zwar ein neues Stück, klingt aber wie schon mal von Attic gehört. Allerdings wollen die Fans das auch genau so, zumal diese Formel ja auch aufgeht. Dennoch gibt es ein paar Auffälligkeiten, wie zündende Akustikpassagen im hochmelodischen Midtempo von “A Serpent In The Pulpit” und später noch zum getragenen “Dark Hosanna”, sehr beeindruckend. Zwei Gitarren sorgen für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Riff und Melodie, während Meister Cagliostro alle Facetten seiner Stimme benutzt und für “Die Engelmacherin” mal mehr auf seine tiefe, kräftige zurückgreift. Trotzdem springen solch eingängige Brenner wie “Join The Coven” vom ersten Album den Hörer diesmal nicht an, sondern man legt mehr Wert auf Melodien im Vers, ähnlich wie auf der neuen Portrait. Das garantiert häufigeren Hörgenuss. Allerdings verhält es sich bei Platten mit über einer Stunde Spielzeit meist so, dass man sich müde hört. Das liegt hier nicht an weniger interessantem Songmaterial, denn es gibt nichts zu skippen. Obgleich eine Stunde für diese Musik schon anstrengend werden kann, aber es weiß jeder Attic-Fan, auf was er sich hier einlässt. Und dass sich das eher unscheinbarere “Die Engelmacherin” nach mehreren Durchläufen als der geilste Track erweist, spricht auch eine eigene Sprache. Die acht Minuten vom schnellen “There Is No God” markieren den krönenden Abschluss einer Pflichtscheibe für Fans des etwas dunkleren Stahls.

Wertung: 8/10
Autor: Joxe Schaefer

Label:VAN RECORDS
VÖ-Datum:18.08.2017
Running Time:63:58
Format:CD

Erhältlich bei:
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