AUDREY HORNE – waiting for the night (live)

Manchmal gibt es Zufälle, die gibt es gar nicht. So auch bei dem aktuellen Release von den norwegischen Hard Rockern Audrey Horne. Gerade habe ich mir bei meinem CD-Dealer meines Vertrauens dieses Scheibchen bestellt, um ihn in diesen schweren Zeiten von Ladenschließungen etwas zu helfen, da schickt mir doch der Joxe genau diese Scheibe mit den Worten: „Hast Du da Bock drauf die zu schreiben….?“. Haha, natürlich habe ich das und so komme ich sogar vor der Lieferung noch in den Genuss, mir das erste Live Album der Bergener auf die Ohren zu tun.

Nun, wer Audrey Horne kennt, weiß, dass gerade ihre energiegeladenen Liveshows eine Besonderheit sind. Inzwischen durfte ich den Fünfer schon einige Male live bestaunen und selten ging ich mit solch einem breiten und zufrieden Grinsen aus der Location, wie bei Audrey Horne. Alleine schon für das Cover mit Frontsirene Torkjell vor einer lila Hallenbeleuchtung und Glitzer ist den Kauf ja schon wert.

Nach kurzen Audrey Horne-Sprechchören gibt es mit „This Is War“ gleich das erste von insgesamt sechzehn Schmankerl auf die Ohren. Die Setlist liest sich wie ein Best-of mit Krachern wie „Audrevolution“, „Youngblood“ und der Hymne „Black Out“. Wer vier solche Gute-Laune-Tracks nacheinander durchzockt, hat jetzt schon gewonnen. Aber das ist ja erst der Anfang! „Pretty Little Sunshine“ und das treibende „Out Of The City“ stehen dem ja in keinster Weise nach und steigern den Suchtfaktor noch. Einziger Wehrmutstropfen, der mir bis jetzt aufgefallen ist, ist das doch recht leise Publikum des Heimspiels. Da hätte ich mehr erwartet und das sagt der Norddeutsche, wo ein anerkennendes Nicken quasi schon als Eskalation gilt.

Dennoch ist die Stimmung genial und überschwänglich. Da dieses Livealbum aus zwei Shows in Bergen 2018 zusammengeschnitten wurde, ist natürlich auch der überwiegende Teil der Interaktion mit dem Publikum in Landessprache, was dem Ganzen noch einen sehr sympathischen Touch verleiht, auch wenn man außer den Songtiteln kaum was versteht. Der Sound ist für ein Livealbum echt super und Audrey Horne haben es geschafft, ihren energiegeladenen Spirit erstklassig auf Scheibe zu bannen. Den Mittelteil zieren dann eher die ruhigeren Songs, wie die Powerballade „Sail Away“ oder das schleppend, doomige „Weightless“. Zum Ende hin legt das Quintett dann wieder eine ordentliche Schippe drauf. So darf natürlich bei keiner Show das obligatorische „Waiting For The Night“ fehlen, das dann auch vom gesamten Publikum mitgegrölt wird. Wahnsinn – was für ein geiler Livesong, der an Power kaum zu überbieten ist und für mich eigentlich immer den Höhepunkt jeder Audrey Horne Show darstellt. Als weiteres Highlight folgt dann noch der „Redemption Blues“ und als Rausschmeißer „Straight Into The Grave“ und schon ist nach rund achtzig Minuten der Spaß vorbei. Bei mir wird diese Scheibe wieder im CD Schacht festwachsen, da bin ich mir sicher.

Für mich hätten ein bis zwei Songs nicht zwingend auf diesen Rundling gemusst, das tut dem ganzen aber keinen Abbruch. Wer also daheim gerade an Lagerkoller leidet und für den, der den Gang auf das für uns schon zur Selbstverständlichkeit gewordene Konzert vermisst, ist mit dieser Scheibe bestens bedient. Zumal es das gute Teil auch mit einer Blu-Ray gibt und man sich damit das Konzertfeeling ins eigene Wohnzimmer holen kann. Wer auf die durchgeknallten norwegischen Power Hard Rocker steht, muss bei diesem kurzweiligen Album sowieso zuschlagen, da führt kein Weg dran vorbei.

Wertung: -/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen