BATUSHKA, HATE, SUMMONER’S CIRCLE, PARADISE IN FLAMES

Oberhausen, Helvete, 04.03.2023


Ohne in akute Staus von Rückreisen aus irgendwelchen Bundesligaspielen im Pott zu geraten, treffen wir pünktlich an der Location in Oberhausen ein. Es vergeht bloß noch ein wenig Zeit, einen hübschen Parkplatz für das Riesenauto zu finden. Na gut. Das gibt etwas Zeit zu philosophieren, wer heute den Support macht. Entweder es werden die auf dem Tourflyer angekündigten Paradise In Flames aus Brasilien, oder aber schon die Symphonic Death Metaller Ghosts Of Atlantis aus Ipswich sein, die am morgigen Sonntag den Tross in Trier supporten. Bis wir im Helvete-Keller ankommen, sind auf der Bühne bereits drei Mann und eine Sängerin zugange, ihr Material live einem gut gefüllten Venue vorzustellen. Bei geteilten Vocals gesellen sich zwischen roughen Shouts auch helle Cleanschreie und opernhafter Femalegesang. Dazwischen finden Synthiesamples Verwendung, aber es sind auch Rhythmen zum Kopfwackeln dabei und in den Schüben der Bassdrums kommt man dem Underground zusprechend glücklicherweise und sehr deutlich ohne Trigger aus. Spätestens beim letzten Song „Last Breath“ sollte klar sein, dies waren die Südamerikaner, dessen aktuelles Album „Act One“ ebenfalls von diesem Song abgeschlossen wird.


Die Umbaupause fällt recht kurz aus und so stehen Summoner’s Circle aus den USA zeitig auf den Brettern. Jetzt stehen inklusive Umhängekeyboarder sechs Leute auf der Bühne und ganz rechts im Dunklen steht noch eine schwarze Gestalt. Dann hätten sie eine Mannschaftsstärke wie der Headliner, doch wenig später entpuppt sich diese jedoch als bloß ein Tuch über einem Ständer. Kein Wunder, müssen wir bei etwas Rot und Gelb bei den beiden ersten Bands noch mit sehr wenig Licht auskommen, was dem Genre aber auch nicht unpassend in die Karten spielt. Bei voller Hütte findet ihr melodischer Black Metal gut Anklang, auch wenn manchmal wie in „Of Black Horizons“ einfach zu viel Piano mit drin ist. Ihr Shouter mit dem Pseudonym ‚Blind‘ gibt sich mit einer herrlich angerauten Stimme selbstsicher und holt sich die Aufmerksamkeiten des Publikums. Sein eingeforderter Zuspruch ergibt deutlich mehr Applaus und wir werden noch Zeuge eines irres geschnittenen Solos im Titelstück „Chaos Vector“, aber nur eine halbe Stunde Spielzeit genügte nur knapp, sich einen musikalischen Eindruck von dem Sechser zu verschaffen.


Nach der Umbaupause hören wir live gespielte Trommeln, unterlegt von Synthies vom Band, und es wird allen klar, jetzt wird es ernst. Flammende Feuerschalen links und rechts vorm Drumkit der polnischen Death/Blackmetaller von Hate fressen noch etwas von dem eh schon knappen Sauerstoff hier im Keller weg, aber die schnörkellose Soundwand aus Gitarren, Bass und Drums egalisieren alles. Was für ein geballter Hassklumpen, was für eine massive Abfertigung wir erfahren dürfen. Daher funktionieren animierte Hey-Rufe mit gestreckten Pommesgabeln bis weit nach hinten. Und endlich bekommen wir auch eine hellere Lightshow mit mehr als nur zwei Farben wie bei den Bands zuvor. Shouter und Gitarrist Adam steht wie ein Fels vor seinem Mikrofon, während seine Sidekicks links und rechts von ihm die Propellerhaare drehen lassen. Das wirkt in der fünfzigminütigen Spielzeit beachtlich intensiv und danach war es definitiv Pflicht, und bei Ignoranz eine Untat, sich am Merch mit Zeux einzudecken. Für uns sind es die beiden jüngsten Vinyls „Auric Gates Of Veles“ und „Rugia“ geworden. Sowieso völlig unverständlich, warum die noch daheim im Regal fehlten…


Um 22:50 Uhr legt dann der Headliner los. Bis der ganze Firlefanz on Stage aufgebaut ist, vergeht schon über eine halbe Stunde Zeit. Dazu gehören nicht nur Altar und Kerzenständer, sondern auch noch invertierte Holzkreuze und eine transparente Duschkabine vorne um das Schlagzeug herum. Das wirkt so auf der kleinen Helvete-Bühne noch sehr aufgeräumt und alle Sieben haben Platz. Mehr an Bewegungsradius ist bei ihrem starren Acting auch gar nicht erforderlich. Jetzt soll es nach einem Streit der Bandmembers gerade zwei Bands geben. Hier handelt es sich um die Batushka von Shouter Барфоломей. Wer jetzt gerade hier auf der Bühne steht, kann man eh nur schwer erkennnen, da alle unter den schwarzen Kutten noch ihre Gesichter mit schwarzen Tüchern verdeckt haben wie die Members von Midnight. Dazu treten sie Barfuß auf. Nachdem wir von einem Security-Mann unsanft zur Seite gestoßen wurden, damit eine Gasse im Pulk bis zur Bühne entsteht, schreiten dadurch die Bandmembers an uns vorbei und die Messe kann zelebriert werden. Shouter Барфоломей performt am Altar mit Kerzen in der Hand und wirft sie abgelöscht in die Audienz. Dann zündet er noch mehr Feuerschalen an und zelebriert alle erdenklichen Rituale, die man sonst aus der Kirche kennt. Bei dem sehr tief und simpel gehaltenen Sound, der sich monströs und auch melodisch aufbauen kann, kann auch ein bislang noch neuer Hörer einfach Zugang finden. Ob die achtseitige Rhythmus-Flying-V vollumfänglich eingesetzt worden ist, fiel jedenfalls nicht auf. Nach einer Stunde Spielzeit war dann im wahrsten Sinne des Wortes die Messe gelesen.

Autor & Pics: Joxe Schaefer