BELL WITCH – mirror reaper

Bell Witch, die dritte … dieses Mal aufs Ganze. Ein einzelner langer Track kathartischster Doom. Dass man hier Geduld mitbringen sollte, versteht sich von selbst, bzw. wenn man für ausufernde doomige Gefilde nichts übrig hat, kann man auch gleich wegbleiben. Mit Epic- oder traditionellem Sound hat das wenig bis gar nichts zu tun. Langsam bedeutet hier wirklich langsam, zäh bedeutet verdammt zäh und karg bedeutet ein bis auf das allerwesentlichste reduziertes Soundbild, runtergeschält bis auf die Knochen. Bell Witch sind ein Duo – Dylan Desmond an Bass und Vocals, sowie Jesse Shreibman an Drums und Vocals – minimalistisch, so wie die Musik. Die, nichts für schwache Nerven, hier und da auch mal soundtrackhafte Epik beschwört, wenn der Bass allein über Minuten hinweg minimalistische Melodien spielt, um dann wieder in infernalischer Distortion auszubrechen. Nicht immer ist alles düster und hoffnungslos – manchmal schaffen die Melodien tatsächlich das Soundbild aufzulockern. Die Vocals bleiben meist in den tiefen Grunz-Regionen, in der zweiten Hälfte kommt jedoch noch cleaner Gesang dazu. Gerade in der zweiten Hälfte dieses monumentalen Tracks stehen Melancholie und Ambient-eske Momente im Mittelpunkt und im starken Kontrast zu den Lärmausbrüchen des ersten Teils. Aber auch das ändert nichts daran: „Mirror Reaper“ ist harter Tobak und nichts für schwache Nerven. Wer mit Bands wie Ahab, Esoteric, Evoken, Usnea und Khanate etwas anfangen kann, darf sich in dieser Platte verlieren. Alle anderen Obacht, denn mit einmal kurz reinhören ist es hier nicht getan.

P.S.: Gründungsmitglied Adrian Guerra verstarb während des Schreibprozesses – einige bisher nicht verwendete Gesangspassagen wurden noch für „Mirror Reaper“ verwendet.

P.P.S.: Das Artwork ist ein absoluter Hingucker – hier möchte man eine dickes Gatefold-Vinyl Cover in der Hand halten.

Tracklist:
01  Mirror Reaper (As Above)
02  Mirror Reaper (So Below)
Wertung: 8,5/10
Autor: Bert Meierjürgen