BENEDICTION, DAEMONESQ
Essen, Turock, 30.04.2022
Meine Fresse, irgendwie ist das schon schweinelange her, dass wir zuletzt im Turock waren, und trotzdem kommt es uns so vor, als wäre es erst gestern gewesen. Viel hat sich in der Zwischenzeit nicht verändert, nur wurde mittlerweile die elektronische Verzehrkarte eingeführt, auf der man leider seinen aktuellen „Kontostand“ nicht ablesen kann. Vorher haben wir uns im Cafe Nord getroffen und uns die Mägen vollgestopft. Dabei will man gehört haben, dass die Gruftrocker von Wolfskull den krankheitsbedingt ausfallenden Support von Cerebral Invasion ersetzen werden. Andere wussten allerdings vom Einspringen der Essener Black Metaller von Daemonesq, die mit ihrer aktuellen EP „The Beauty Of Letting Go“ bei uns zum Release schon gut eingeschlagen haben. So passiert es dann auch und zu Beginn hallt Donner durchs Turock. Die Anlage gibt oberdeutlich spürbar Bässe ab, dass die Hosenbeine flattern, als das Quintett mit zwei Gitarren auf der mit LED-Beleuchtung dekorierten Bühne in den Set einsteigt. Sogar vor den vibrierenden Fellen der Bassdrums sehen wir LEDs, denen jegliche Erschütterung wohl nichts ausmacht. Shouterin Rægina agiert mit großen Gesten unter einer Kapuze und sagt auch mit ihrer Black Metal Stimme die Songs an, während dazwischen das imposant massive Bassgebrumme eine Fortsetzung findet. Dunkle Stimmungen werden entfacht und die Soli passend melancholisch rausgehauen. Das maskenfreie Publikum darf coole Gitarrenarbeiten erleben, wie schöne und atmosphärische Alarmleads in “Let Go“. Das exakte Drumming kommt von Corni, den man von Onkel Tom kennt und hier eher unterfordert sieht, weil er beim Angelripper vorher mehr Bier trinkt. Heute bei Daemonesq ist es Wasser. Nur war die Show gefühlt zu schnell vorbei. Es waren kurzweilige zweiundvierzig Minuten gespielt, bis der Fünfer sich zum aus dem Back eingespielten Synthie-Outro verabschiedete.
In der Umbaupause war es Zeit, den Merchstand zu besuchen, wo bei Asphyx Drummer Husky sympathisch Shirts die Besitzer wechseln. Aber jetzt wird es ernst. Nicht nur, weil Gitarrist Darren ein Asphyx Shirt trägt, oder das geniale Album „Scriptures“ endlich live promotet wird, sondern weil die Britische Death-Einheit nun den Hammer kreisen lässt. Gestern auf dem Netherland Deathfest in Eindhoven sollen die Briten eine Macht gewesen sein, das schraubt die Erwartungshaltung heute noch höher. Viele der Gäste haben lange drauf gewartet, Benediction endlich wieder live sehen zu können, und das Warten sollte sich gelohnt haben. Der Sound knallt und in einer Reihe nebeneinander bringen die vier Frontleute auch optisch die Macht rüber. Als logische Folge dauert es auch gar nicht lange, bis Moshpits gestartet werden und der erste Stagediver springt. Die Stimmung ist also bestens und wir haben auch nichts anderes erwartet. In der Audienz treffen wir auf einige bekannte Gesichter, die man sonst auf der Bühne sieht, wie Warpath Sänger Dirk. Ihre `92er EP „Dark Is The Season“ wird mit „Foetus Noose“ berücksichtigt. Auch neuere Tracks wie „They Must Die Screaming“ und „Rabid Carnalty“ vom aktuellen „Scriptures“ Album verursachen ordentlich Mische im Saal. So ein Massengebange mit unzähligen Moshpits haben wir schon lange nicht mehr gesehen. Leider ist der noch vor der Pandemie zur Band zurückgekehrte Dave Ingram stimmlich etwas angeschlagen, wofür er sich bei der Meute auch anständig entschuldigt. Trotzdem absolviert er den Set mit einer anständigen Leistung und es tat der Stimmung keinen Abbruch. „Stormcrow“ und „We Are Legion“ hintereinander weg markieren schon fast das Showende. Zu „Magnificat“ mit brechend ballernder Bassdrum (haben wir eigentlich schon die Bässe hier heute Abend erwähnt?) ist sehr wahrscheinlich auch wegen Daves Stimmproblem nach bloß siebzig Minuten Stagezeit um Viertel nach Zehn plötzlich Schluss. Der Fünfer bedankt sich ordentlich und verlässt die Bühne. Dennoch sehen wir überall zufriedene Gesichter und wir hoffen, Benediction bald wieder live erleben zu dürfen.
Autor & Pics: Joxe Schaefer