Bergkamen Metalized Vol. 5

Bergkamen, Soundclub Yellowstone, 05.04.2019


Seit einiger Zeit kümmert man sich am ostwärtigen Ende des Potts vermehrt um den metallischen Untergrund. Ganz sicher kann der Metaller im weiten Umkreis heute Abend für lockere fünf Euro keine bessere Veranstaltung besuchen. Diesmal ist die Mischung des Billings wieder ziemlich interessant ausgefallen und eine ziemlich unbekannte Vereinigung darf den Anfang machen. Sicher haben wir Iron Law aus Soest bislang noch nicht auf den Brettern gesehen, doch man bemerkt schnell, dass der Fünfer genau den richtigen Spirit hat. Das geht ins Bein und man merkt ihnen beim Mitwippen kaum an, dass sie noch gar nicht oft live gespielt haben. Zu Songs wie „Fallen To Earth Ground“ und dem auf dem nächstes Album „Silver Lining“ erscheinenden „Firewind“ finden aufgestellte Podeste häufig Verwendung und man reiht sich gerne zu Doppelhalsgepose aneinander. Den fünf Kurzhaarigen wird mehr als höflich applaudiert. Das sieht doch schon mal alles gut aus; ein zu laues Cover von Ufos “Doctor Doctor“, das ohne seinen essentiellen Stampfbeat auskommen muss, reißt da nicht mehr viel nach unten. Well Done!


Für die nächste Dreiviertelstunde geht es mit Cryptic Lane aus Castrop Rauxel weiter. Mit ihrem nicht zu melodischen Hardrock fallen sie heute härtegradtechnisch etwas nach unten aus dem Rahmen; ihre Facebookseite beschreibt ihr Material sogar als Heavy Rock. Der kommt aber ziemlich transparent und Ami-Style, Punkt für die Protagonisten. Bevor wir den für die ferrarirote Hose ihres Bassisten und Sängers Rene wieder abziehen, bescheinigen wir dem Quartett aber mal, bei schnelleren Tracks mehr Bewegung in die Menge zu bekommen. Zum Beispiel bei dem als Ballade angekündigten „My Hairy Friend“ und dem erdigen „Kill The Oppression“. Cool und sehr ruhrpottlike auch, wie jemand aus dem Publikum mit Rene das Paderborner gegen ein Brinkhoffs tauscht. Es könnte schon etwas voller sein, hier im Yellowstone, denn dann würden sich mehr über das ansprechende Material der Ruhrpottler eine Meinung bilden. Aber ob das nun Not tut, das abgedroschene „Born To Be Wild“ zu covern, lassen wir mal dahingestellt, geht hier aber als bislang beste Coverversion durch … Erstmal, denn den Abschluss ihres Auftritts bildet ein schnurgerades “Rebel Yell” von Billy Idol, was eindrucksvoller die Tightness der Band vorführt, als die Coolness seiner Auswahl. Der Menge gefällt das und von daher haben Cryptic Lane alles richtig gemacht.


Drummer Daniel Müller macht seine Haare auf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er gleich trommelt. Den Fünfer von Goat Of Mendes haben wir letztes Jahr auf dem Frostbiter in Wuppertal live gesehen. Der noch angenehme Folkanteil in ihrem Sound sollte auch live von jedem Klassikmetaller verschmerzt werden können, zumal der Metalanteil überwiegt. Der Fünfer selbst beschreibt seinen Style als Wiccan Metal. Dazu gehört schon mal eindeutig cool hohes Tempo und nicht wenige Melodieläufe, was sich unmittelbar nach dem Intro offenbart. Shouter Surtur hat durch Mantel und Stock was von Gandalf und bekommt einiges an Vocalunterstützung von Gitarrist Marco, bei dem die Saiten bald meterlang aus der Stimmmechanik hängen. Im Gegensatz zum ersten Drittel ihres Auftritts kommt ab dem treibenden „Maiden Mother Crone“ das Feeling rüber. Zwar gibt es noch einen Hubschrauberlandeplatz vor der Bühne, aber es wird wild gemosht. Das funktioniert bei „A Tale Of Doom And Passion“ wie beim erdigeren Midtempostampfer „Samhain (A Visit From Beyond The Veil)“. Dabei versäumen die Abbangenden zwar Mitgrölambitionen, aber die  Audienz applaudiert sehr zufrieden und ruft nach Zugabe.


Das Finale bestreiten Witchtower aus Kalkar. Es wird wieder voll vor der Bühne und dafür hinten im Saal leerer. Der Fünfer um Depredation Gitarrist Benny legt markant  los. Der Frontvierer als eine Reihe Banger macht auch optisch schon was her und kann seine Freunde an höheren Tempi nicht verleugnen. Drummer Stefan spielt mit Kopfhörern, entledigt sich schon nach dem erstem Stück seines Shirts und trägt damit dazu bei, nicht sofort als Mario Barth Lookalike erkannt zu werden. Gefährliche wie treffsichere Paniksoli sitzen in „Nuke ’em All” und im Oberspeedster “Absolute Diabolic Dynamite“. Was noch sitzt, sind die Sprüche von Shouter Ralf: “Bock Auf Gehacke?” oder die Anspreisung der Tonträger am Merchandise, für die man ihn ansprechen soll: “Ich sehe vielleicht unseriös aus, aber ich hab die Platten!” Leider, leider muss „Serpent“ letztes Stück sein, wir hätten gerne noch länger den Klängen gelauscht und abgeschüttelt. Damit geht kurz nach Mitternacht ein hervorragender Konzertabend zu Ende. Lob an die Veranstalter, wir wollen zu Bergkamen Metalized Vol. 6 wieder am Start sein.

Autor & Pics: Joxe Schaefer