Bewitched By Evil

Oberhausen, Helvete, 27.10.2018


Es ist kurz vor Halloween und wir begeben uns ins Untergeschoss des Helvete in Oberhausen, wo das allen völlig egal ist. Während sich die Location langsam füllt, machen sich die Recken von Night’s Blood startklar, die wir nun zum zweiten Mal auf dieser Bühne sehen. Seit ihrem opening Gig beim Unholy Metal Mayhem im Mai letzten Jahres trümmern die Ruhrpottler noch etwas wuchtiger, gut bemerkbar im treibenden „Starless Night“ oder in „Fire“. Ihr Shouter hantiert mit seinem halben Mikrofonständer wie mit einem Prügel und bringt immer wieder ein markantes „Uh!“ mit unter. Von ihrem in Kürze erscheinendem Debütalbum „Black Arts“, mischen sich definitive Kracher wie Pariah mit in die Setlist mit den für Nackenwirbel gefährlichen Taktwechseln zu unbedingten Bangpassagen. Im scheppernden Sound hört man sogar den Bass metzeln. Soweit alles tutti. Gebremster wirken dagegen die langen Pausen zwischen den Songs. Solche Lärmeinbrüche hemmen die in Fahrt kommenden Banger, die lieber weiter was auf die Ohren kriegen wollen und schon ungeduldig werden. Dennoch waren das sehr aufwärmende vierzig Minuten. So kanns weitergehen!


Aus Süddeutschland reisten Blackevil an, ihren Schwarzthrash im Pott zu verstreuen. Und das Vorhaben gelingt, denn gekreuzte Hälse, gereckte Fäuste und massig  Arschtritt bringt die Fans in Bewegung. Man trägt Nieten, Ketten, Stretchjeans und Patronengurte, aber auch Westernstiefel. Deathinfektor, der langmähnige Gitarrist und Zusatzgrowler, habe geile Haare, bekommt der Verfasser dieser Zeilen geflüstert. Das wäre wichtig zu erwähnen, die Mädels wollten das wissen. Okay, wenn das so ist, dann lassen wir das auch nicht wegfallen. Shouter und Linksbass mit dem Pseudonym Abyss bringt zu voluminösem Brüllgeschrei helle Screams mit ein, bleibt auch in den Ansagen unclean und nutzt die Zeit zwischen den Songs, die hier größtenteils mit Rückkopplungen gefüllt werden, zum Anstoßen mit den Fans in den ersten Reihen. Durch „Heavy Forces Marching On“ und dem rhythmischen „Seven Bridges, Seven Gates“ wird der letzte Longplayer gefeatured, der “The Ceremonial Fire” titelt und aus 2017 stammt. Die Location ist zwar nicht ganz gefüllt, jedoch stehen alle Gäste vorn dicht vor der Bühne und keiner am hinteren Ende des Raumes, fett! Die Begeisterung ist anzuerkennen, zumal die Audienz dem Trio auch noch eine Zugabe rauskitzeln kann.


Wer gleich an den Namen Evil Invaders denkt, wenn der Begriff Extremspeed fällt, der hat möglicherweise das Quartett noch nicht live gesehen, das als nächstes auf die Meute losgelassen wird. Hexecutor bringen den Hochgeschwindigkeits-Prügelthrash aus Rennes in den Helvetekeller und schicken sich schon früh an, alles zu zerlegen. Es werden straighte Marschierparts bis hin zu chaotischem Gerüpel an obersten Tempogrenzen in die Gehörgänge gedroschen, nahe am Überschlag. Teile des Drumkits wackeln bedrohlich, und in den ersten Reihen fliegen die Haare. Shouter Jey baut sehr helle Screams mit ein und schwenkt den Hals seiner Flying V nahezu permanent. Die Franzosen liefern Doppelhalsgepose am Fließband, über mangelnde Action kann man sich also nicht beschweren. Das epische “Phalanx Of Damnation“ stellt als das Flaggschiff ihres “Poison, Lust And Damnation” Albums nur ein Beispiel ihres hohen Energielevels; abgefeiert wird der ganze Set. Vom Zuschauerzuspruch soll sich Anreise gelohnt haben.


Last but not least stehen Witching Hour auf dem Billing. Für viele der Hauptgrund der Anreise, für die Fans ein unverzichtbarer Pflichttermin. Die Metallica-Freunde aus dem Saarland servieren mit doppelter Fender-Strat- Attacke, sieht man in extremeren Genren auch nicht oft, das endlose Riffgewitter. Schön mit Rückkopplungen zwischen den Tracks ziehen sie ihre Speed wie an der Schnur. Breaks und Tempowechsel beinhalten keine Pegelkabsenkungen, Entspannung im Lärmvolumen gibbet nicht. Die Abmoshqualität hat auch Crowdsurfer zur Folge. Zu Songs wie “Dark Unholy Night”, “Black Countess” und dem sehr wohl bekannten “Nuclear Winter” (!) kann man eben nicht stillstehen, wie natürlich auch beim obermelodischen “Barbed Wire Lust”. Das Highlight zum Abschluss funktioniert ohne Ansage, denn die Action im Saal erfährt ad hoc noch eine Steigerung. Das hätte jetzt gerne noch so weiter gehen können, weil es läuft ja wie geschmiert. Besser, man ist heute abend dabei gewesen, Verpasser dürfen sich in den Allerwertesten beißen, zumal die anschließende Aftershowparty nichts offen lässt. Gut, dass die heutige Nacht eine Stunde länger ist…

Autor & Pics: Joxe Schaefer