BIRDFLESH – extreme graveyard tornado

Eine der unterbewertetsten Bands aus Schweden sind wohl Birdflesh. Das Trio aus dem südschwedischen Växjö ist mittlerweile seit achtundzwanzig Jahren aktiv. Mein erster Kontakt war damals 2004 auf dem legendären Fuck The Commerce Festival, welches zur damaligen Zeit jedes Jahr über das Vatertagswochenende, oder wie es in den östlichen Bundesländern heißt, Herrentag, die Festivalsaison einläutete. Nur zu gut kann ich mich an das Logo auf dem Flyer erinnern und dachte: Das sieht lustig aus, musst Du dir auf jeden Fall mal ansehen. Sagte mir nix, wie so viele Bands auf dem FTC. In besagtem Jahr ging es auf dem MZA Gelände dank des Wetters im wahrsten Sinne des Wortes hin und her. Es war kalt und regnete regelmäßig und ausgiebig, so dass wir damals sogar Glühwein tranken. Die FTC Crew war je nach Wetterlage damit beschäftigt, die PA von der Hauptbühne ins Zelt und wieder zurück zu schaffen. Wenn ich mich recht entsinne, traten dann Birdflesh leider nicht auf, es wurde gar gemunkelt, dass sie gar nicht vor Ort waren. Am schlimmstem war dies wohl für die vier oder fünf Crust Punk Schweden, die inklusive ihres Schäferhundes das gesamte Wochenende in ihrem Volvo Kombi verbrachten. Erst dieses Jahr wurde ich wieder durch das Stöbern auf dem bereits geschlossenen Flohmarkt des Tyrolens (Muskelrock) an diese Zeit zurück erinnert und fand in der angebotenen Privatsammlung von Bullet Saitenmagier Hampus drei alte Shirts und noch eine Neuauflage der The Ultimate Mosh und zack, war es wieder um mich geschehen. Inzwischen hatte ich mich natürlich mal mit der Band beschäftigt, das ist aber auch schon einiges her und so bestellte ich zwei (dann auch mal passende) Shirts und den aktuellen Rundling “Extreme Graveyard Tornado”.

Geboten werden hier vierundzwanzig durchgeknallte Grind Tracks in knapp achtundzwanzig Minuten Spielzeit. Dass die Jungs weder die Welt noch sich selber sonderlich ernst nehmen, ist für den Eingeweihten wohl kein großes Geheimnis. Das Trio prügelt sich erbarmungslos und dennoch groovig durch seine Spielzeit und hinterlässt nix als verbrannte Erde. Einzelne Songs hervorzuheben, spare ich mir an dieser Stelle mal, auch wenn ein Song wie “Grind Band” mit einem Saxophoneinsatz es eigentlich verdient hätte. Genau wie die Hommage an ihren ehemaligen Gitarristen Hampus in Form von “Bite The Mullet”. Die gerade mal fünfte Langrille der Schweden knallt wie gewohnt in brutalster Manie aus den Boxen und ist immer wieder für kleine Überraschungen und Aha-Momente gut. Den Jungs merkt man zu jeder Sekunde den Spaß an, den sie haben und das macht “Extreme Graveyard Tornado” zu einen echten Schmankerl. Trotz überwiegender Blastbeatattacken, schaffen die Jungs immer wieder geile Tempowechsel und Breaks in ihre Songs zu verbasteln.

Birdflesh haben weder den Grindcore neu erfunden, noch stechen sie durch Überproduktion aus der Masse raus. Die Jungs sind einfach total crazy und dass mit vollster Überzeugung. Wem Napalm Death zu ausgelutscht sind, oder wer Nasum ähnlich schmerzhaft vermisst wie ich, sollte sich auf jeden Fall mal Birdflesh zu Gemüte führen.

Wertung: 8/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen