11. Bismarcker Rocktage

Gelsenkirchen, Kulturgebiet Consol,10.08.2018


Während die anderen grad auf dem Party.San verbrutz- und brakeln, treffen sich die Daheimgebliebenen mit dem guten Musikgeschmack in Gelsenkirchen, wo der windig-warme Freitag der Bismarcker Rocktage definitiv die Oldschool Metaller anspricht. Wer bislang noch unschlüssig war, der sollte bei Bekanntgabe des Tausches Secutor für die krankheitsbedingt ausfallenden We’rewolf den letzten Tritt bekommen haben, seinen Arsch von der Sonnenliege zur Bühne Kulturgebiet Consol zu bewegen. Die Koblenzer starten pünktlich um 18:00 Uhr mit ihrem Anthem und die Kutten und andere Thrasher kommen sofort in Bewegung, obwohl sich der Raum vor der Bühne erst allmählich füllt. Dass Roughshouter Bobby ein Eisenemblem vor seinem Mikrofon trägt, das Bandzeichen ausgestanzt, sollte bei seiner Statur auch länger als in diesen kurzen 35 Minuten machbar sein. Zum Schluss gehen zu “Thrash Or Die” standesgemäß alle Mittelfinger hoch, was auch für die Meinungsäußerung gültig sein könnte, dass diese Granatenband leider nicht länger spielen konnte.


In den Pausen spielen auf einer kleineren Bühne Spaßbands mit deutschsprachigen Texten. Die Erste darf man in all-female Subpop/Punk einordnen, die Zweite erdrischt sich das Prädikat ‘Klamauk’. Nix ernsthaftes für beinharte Metaller, aber wollen wir uns mal bei freiem Eintritt und okayem Getränkepreisen nicht beschweren. An dieser Stelle sei die prompte Bedienung am Bierstand erwähnt, zackige Thekenkräfte, die auch noch nach vielen Stunden mit einem Lächeln auf den Lippen für das leibliche Wohl sorgen. Auf der Hauptbühne machen sich derweil Fairytale spielfertig. Die in Recklinghausen heimischen Powermetaller kommen stellenweise schon ziemlich maidenmäßig, was an sich ja kein Minuspunkt sein kann. Sänger Carsten Hille, auch bei Javelin aktiv, bringt gern Sprüche und Einlagen seines eigenen Humors, was zwischen den Songs gut auflockert. Richtig cool auch das Witchfinder General Shirt ihres Bassers. Großer Dank geht aber an Ersatzdrummer Fabius, der sich das Programm mal eben draufgeschafft hat.


Für viele waren die fünf Berliner der Hauptgrund der Anreise, denn Space Chaser liefern immer Action, Riesenspaß zu Dauergebange. Der Fünfer ist einer der besten Thrash Metal Acts von deutschem Boden und bringt diesen Festivalplatz mal richtig in Bewegung; ein einziger Moshpit vor der Bühne. Ob Shouter Siggi inzwischen mal bei ‘Wer Wird Millionär’ die Vorrunde geschafft hat, kann grad keiner sagen, aber sein weißes D.R.I. Shirt findet Zuspruch. Dass ausgerechnet bei Space Chaser in ihren letzten drei Songs Soundprobleme auftreten, wo eine eh schon füllige Basslast zu einem monstermäßigen Brummen wird, ist Pech. Aber das sollte ein Soundmann in den Griff kriegen. Trotz Rufen nach Zugabe musste schon nach knappen siebenunddreißig Spielminuten Schluss sein. Und zack … Brummen weg. Endlich! Für Space Chaser sicher nicht ihr furiosester Gig, für den Härtegrad im Billing und Aufmischfaktor der Crowd aber enorm wichtig.


Obwohl keine der Bands mit eigenem Backdrop im Rücken auftritt, weiß bei Anblick der riesigen Pommesgabeln an den Seiten des Schlagzeugs jeder, dass die Südhessen als nächstes dran sind. Die erprobten Powermetaller von Dragonsfire dürfen zum Schluss ran, den Platz aufzumischen. Auch bei diesem Sechser wird der Funfaktor schon gleich nach dem Soundcheck groß geschrieben, denn Drummer Jan, wie immer im Supermann-Shirt, stellt vor Beginn die Frage, ob noch eine Zugabe gewünscht ist. Die Gemeinschaft um das Frittenbesteck greift inzwischen auf die Dienste von drei Gitarristen zurück, weil der ausgestiegene Matthias zurückkehrte. Weiterhin liefert nun Kumpel Peter am Bass die tiefen Töne. “Blood For Blood“, “Steel Eel” und “Devils Road“ vom ersten Album werden abgefeiert, aber nach einer Stunde Auftrittszeit zeigt die Uhr fast elf und „Speed Demon“ setzt den Schlusspunkt. Klasse Billing an diesem Festivaltag, eine solche Qualität wünschen wir uns nächstes Jahr bei den zwölften Bismarcker Rocktagen wieder! Ach ja, vorher sind wir noch alle eingeladen, beim Dragonsfire DVD-Dreh mitzuwirken, der am 29.12.2018 im JuZ Andernach zum Spektakel werden soll.

Autor & Pics: Joxe Schaefer