BLACKSLASH, IGNITION, SPITFIRE, KRUD
Wuppertal, Eventground, 08.02.2025
Es ist schon ein paar Tage her, als wir zuletzt im Underground waren. Das war vor ziemlich genau einem Jahr bei Night In Gales und Crypts. Heute findet hier die ‚Winter Metal Night‘ statt, und es beginnen die für Evil Tyrant eingesprungenen Krud. Die drei Latzhosen beginnen pünktlich mit dem Ruf „Wuppertaaal!“ und ab geht’s. Beim Geschrubbe löst sich gleich schon der Gurt der Flying V, dass Gitarrist Rotz den Song im Sitzen auf dem Drumpodest zu Ende spielt. Die beiden Frontleute teilen sich die uncleanen Vocals, Basser Knössel kommt tiefer. Zwar haben ihre Latzhosen auch was von Vogelscheuche, sind aber ganz klar das Erkennungsmerkmal von Krud. Auf jeden Fall funktioniert die lockere Kommunikation mit dem Publikum schon mal ganz gut. Drummer Dampfmaschine hat heute Geburtstag und bekommt von der Audienz ein Happy Bierthday gesungen. Der Dreier holzt grob und simpel sein corelastiges Groovezeug raus, ein störrischerer Eindruck geht auf das Konto vieler Breaks. Die Songs sind nicht zu lang, dafür fallen die Ansagen wesentlich länger aus. Dennoch ruft die halbe Audienz nach Zugabe, und tatsächlich wird noch „Roots“ rausgehauen. Das Cover von Sepultura beschließt dann auch nach zweiundvierzig Minuten den Set, aber nicht ohne ein kleines Slayerzitat eingebaut zu bekommen.
Mal sehen, was uns die Süddeutschen von Spitfire nun liefern. Auf dem Open Air in Rauschenberg vergangenen September kamen sie super an und haben uns abgeholt. Trotz wegen Krankheit daheimgebliebenem Basser haben sie die Reise nach Wuppertal auf sich genommen, um zu dritt den Eventground zu rocken. Dazu wechselt Shouter und Gitarrist Rico von Gitarre auf den Tieftöner und wir müssen uns mit nur einer Gitarre begnügen. Zwar gibt er an, in bestimmen Phasen hätte er lieber eine Gitarre in der Hand gehabt, aber die ungestüme Roughness der Band kommt trotzdem gut rüber. In ihrer munteren Performance nutzen sie gleich von Beginn an die ganze Bühnenbreite aus und ballern uns Highspeed um die Ohren. Leider bleibt die Location bloß gut halbvoll vor der Bühne. Die ersten Reihen moshen sich warm es kommt Spaß in die Hütte. Auch als „Know Your Demons“ losstampft, bleibt jedes Anticken der Becken deutlich hörbar. Das Finale wird diesmal nicht nur von „Spitfire’s Down“ gestaltet, sondern auch noch vom „Bomber“ von Motörhead, der erfolgreich seine Runde dreht. Das kommt zu dritt natürlich nicht unpassend und dem Original sehr nahe, auch wenn das Solo dazu hinterm Kopf gespielt wird. Trotz geschwächter Mannschaftsstärke kommen die Speedster auf eine Stagezeit von über vierzig Minuten, Respekt! Schade nur, dass ihr neues Vinyl „Trinity“ am Merch physisch noch nicht abgreifbar war.
Heute kommen wir endlich einmal in den Genuss, Ignition live sehen zu dürfen. Die Duisburger haben gleich erstmal Technikprobleme mit einer Gitarre, die aber zügig behoben werden. Der Opener „Ignite The Fire“ ihrer aktuellen Scheibe „Vengeance“ zeigt sich auch live als ein Draufklopper unter der Sonne. Der Fünfer legt auf den Brettern einige Meter zurück und hat ganz offensichtlich richtig Bock, wie der Midtempokracher „In Glory Or The Sand“ gezockt wird. Nur werden die Gitarren irgendwie zu leise gemischt, denn deutlich hört man nur Bass, Drums und Gesang. Mit der Zeit gibt sich das etwas, dass der kernige Metal mit etwas mehr Riffgebrate cooler rüberkommt. Durch Shouter Dennis bekommt die Menge Mitzugrölendes schnell so fest einstudiert, dass es auf Zuruf auch noch nach dem Song funktioniert. Nach siebenundfünfzig Minuten endet ihr Auftritt. Sehr schön übrigens auch, dass alle vier Bands Vinyl am Start haben, wenn auch nicht jede ihr aktuelles.
In der Vergangenheit haben wir die Donaueschinger von Blackslash schon häufiger live gesehen, zuletzt vor zwei Jahren auf dem kleinen Festival „Steel Held High“ in Braunschweig. Die Jungs sind immer eine Bank, so auch heute, denn wir hören Hey-Rufe schon vor Beginn an, als das Intro abgespielt wird. Die Menge ist heiß auf den Headliner und bereits zum Acting des grandios performten Opener „Empire Rising“ stellen wir fest, der Fünfer ist inzwischen eine ganz schön fette Nummer geworden. Selbstbewusst, spielfreudig und alles mit einer breitgrinsenden Leichtigkeit, die auch Wuppertal bemerkt, weil die Menge vorn um einiges dichter wird und keiner mehr hinten steht. Trotz eines leiseren Beginns von „Edge Of The World“ starten die Kutten vorn umarmtes Gebange. Zwar trägt nur noch einer in der Band lange Haare, doch es sind aber alle Metal wie Sau und suchen sich immer wieder für gemeinsames Gemoshe. Die exorbitant große Weiterentwicklung der noch immer in Originalbesetzung spielenden Melodic Metalband, die inzwischen eigentlich auf größere Bühnen gehört, hört man auch neuen Tracks wie „Tokyo“ vom neuen Album an, wie auch dem eingängigen und griffigeren Titelstück „Heroes, Saints And Fools“. Nach „Skyline Rider“ sagt Clemens, der Shouter mit dem weißen Mikrofonständer, den Mitgröler „No Steel No Future“ an, und für den Block der Zugaben und definitiven Rufen danach, gibt es die auch mit „Rock ‚n‘ Roll“ und „Steel Held High“ zwei abschließende Reißer. Nach achtundsiebzig Minuten hat sich die Band längst verabschiedet, doch es gibt noch immer Rufe nach Zugabe. Sänger Clemens später am Merch auf die oben beschriebene Entwicklung angesprochen, als das Vorgängervinyl für absolut fanfreundliche achtzehn Euronen den Besitzer wechselte, entgegnete uns bloß ein bescheidenes: „Wir haben geübt!“
Autor & Pics: Joxe Schaefer