BLAZE BAYLEY, ABSOLVA
Dortmund, Musiktheater Piano, 18.08.2022
Das im Jugendstil erbaute Musiktheater Piano befindet sich im Moment durch ein Gerüst mit Planen eingehüllt, jedoch nicht von einem Künstler, sondern von einer Baufirma. Darauf fällt der Blick der hier Parkplatzsuchenden heute Abend häufiger, bis die im Gebäude befindliche Gaststätte öffnet, um die wartenden Konzertbesucher mit Kaltgetränken zu versorgen. Wir erinnern uns, hier mal bei ungefähr vierzig Grad tapfer einem W.A.S.P. Konzert beigewohnt zu haben. Am heutigen Abend haben wir es mit insgesamt nur fünf Musikern zu tun. Bei Absolva aus Manchester handelt es sich um die Begleitband von Blaze, die mit „Fire In The Sky“, dessen Titelstück den heutigen Abend eröffnet, bereits ihr sechstes eigenes Album veröffentlich haben. Auf dem diesjährigen Der Detze Rockt Festival musste Gitarrist Luke Appleton für den ausgefallenen Basser den Tieftöner übernehmen und gab dabei eine absolut solide Figur ab. Musste er als Tieftöner von Iced Earth bis zu seinem Ausstieg eh dauerhaft. Beide Gitarristen, die Appleton Brüder, reißen oft zeitgleich ihre rechten Arme hoch. Das ist keine familiäre Sache, sondern rührt einfach daher, dass der jeweilige Song an jenen Stellen eines letzten Saitenanschlags grad danach verlangt. Songs wie „What Does God Know“ vom aktuellen Album machen mächtig Spaß. Die Audienz ist zwar weniger textsicher, aber voll bei der Sache. So funktioniert der Mitbrüllpart in „Refuse To Die“ gar nicht, aber nach Aufforderung von Shouter Chris „Just Make Noise!“ klappt ein einfaches „Yeah“ absolut voluminös. Dabei machen etwa 80% der Anwesenden mit, beeindruckend! Daher funktioniert das hier letzte Stück „From Beyond The Light“ mit amtlich gezockten Soloparts ebenso. Was für eine klasse Band, die hier fast eine ganze Stunde zocken durfte. Mit ein paar Gassenhauern mehr ein Garant für das nächste große Ding. Und der heutige Headliner kommt erst noch …
Das Programm des Headliners besteht heute hauptsächlich aus eigenen Stücken, während wir auf dem diesjährigen Der Detze Rockt Open Air noch Blaze Bayleys cooles Programm aus den Songs seiner Zeit bei Iron Maiden gesehen haben. Absolva sind nicht nur Profis, sondern auch absolut Könner. Nur zwanzig Minuten nach ihrer eigenen, nicht grad kurzen Show machen sie als Headliner weiter. Gitarrist und Shouter Chris tritt zur Seite und macht Platz für den Iron Maiden Shouter der Endneunziger. Blaze betritt als Fünfter die Bretter und entfernt die Schutzhülle von seinem Vintage-Mikrofon, bevor er den Opener „Ten Seconds“ schmettert. Der Koteletten-Mann bekommt die Menge jederzeit und nutzt das auch nahezu permanent aus, zwischendurch zum Jubeln zu animieren. Das pfundige „War Within Me“ muss unbedingt noch erwähnt werden, bis nach 35 Minuten Spielzeit mit „Virus“ der erste Iron Maiden Song gespielt wird. Was eine Macht. Gitarrist Chis zeigt mehrmals an diesem Abend, dass in ihm ein kleiner Dave Meniketti (Y&T) steckt, übrigens auch ein sehr unterbewerteter Sänger und Gitarrist.
Aus aktuellem Anlass wird Mister Steve Grimmet (R.I.P.) gehuldigt und kurz der Chorus von „See You In Hell (My Friend)“ angespielt. Aber mal ganz ehrlich, mit dieser Band kann Blaze alles machen. Einem weiteren intensiven Mitsingspiel folgt der zweite Maiden-Song „Man On The Edge“ und nach der Empfehlung, seine Zukunft selbst in die Hand zu nehmen, noch Iron Maidens „Futureal“. Das wars aber noch nicht, denn mit „Blood And Belief“ und dem finalen „A Thousand Years“, durch ganz persönliche ‚We Want Blaze“ Rufe eingeleitet, ist nach sehr intensiven, einhundert kurzweiligen Minuten dann doch Ende. Ein absolut großartiger Tourauftakt, dem man als Fan besser beiwohnte.
Autor & Pics: Britta Hollmann