BLIZZEN – 10 Years Anniversary

Gießen, MuK, 05.10.2024


Heute ist mal wieder so ein Tag, an dem so einige für uns Oldschooler relevante Konzerte stattfinden. Bei unserer Auswahl, an welcher wir nun teilnehmen, hat diese das Rennen gemacht. Nicht zuletzt wegen der freundlichen Einladung … vielen Dank an die Veranstalter. Zum Wachwerden fängt mal gleich die heftigste Band des Abends an. Beim Vierer aus Gießen ist es schon ziemlich gefüllt, und gemessen an dem Massengenicke scheinen Oracle Of Worms zu gefallen. Es wird auch einiges geboten, von Gehämmer bis zu deutlichen Rückkopplungen ist alles dabei. Es können auch Grollstimmungssamples den Raum zwischen zwei Songs füllen. Am geilsten kommen die Speedphasen, die gerne noch häufiger hätten auftauchen können. Shouter Chris fliegt das Kabel aus dem Bass und sein Nietengürtel rutscht ihm vom Arsch, das ist ihm als Frontmann bei Insomniak vor einer Woche auf dem Grillplatz Rauschenberg nicht passiert. Aber egal. Super Auftritt … auch wenn es bloß 22 Minuten waren! Kommen wir nun zu Oberhemden, Westernstiefeln und weißen Spiralkabeln … und einer neuen Sängerein! (Joxe Schaefer)


Lynx habe ich am Warm-up des diesjährigen ‚Up The Hammers‘ Festivals in Athen bereits einmal live gesehen. Nach dem Geballer des Openers ist der relativ seichte Hardrock des Gießener Quintetts ein ziemlich krasser Kontrast. Die Band um Blizzen Klampfer Marvin Kiefer hat heute genauso ein Heimspiel wie der Headliner. Mein Fazit bleibt auch beim zweiten Anlauf, mit der Band warm zu werden, dasselbe. Der Sound ist für meine Ohren ganz okay, solange Marvin das Mikro schwingt. Mit den Vocals von Amy habe ich weiterhin Mühe, kommen diese für mich zu drucklos aus den Boxen und können mich nicht überzeugen. Zudem gehöre ich zur Fraktion, die Keyboards im Hardrock und Metal als überflüssig empfinden. Das Dargebotene ist allerdings sauber gespielt und die Band hat sichtlich Spaß und auch das Publikum zeigt sich deutlich milder in seinem Urteil, als ich das tue. Ich finde es völlig legitim, dass sich Marvin mit Lynx soundtechnisch in anderen Gefilden bewegt als mit Blizzen, der Sound ist und bleibt jedoch nicht meine Baustelle. Außer “Island Universe”, welches bisher unveröffentlicht ist, stammen alle Songs vom Debütalbum “Watcher Of Skies”. Gegenüber dem Up The Hammers-Set wird die Setlist um zwei Songs gekürzt, so dass der gut dreißigminütige Auftritt ohne Überraschung bleibt. (Steph Bachmann)

Setlist: Odyssey; Heartbreak City; Savage Mountain; Island Universe; Beyond The Infinite; Intro; Grey Man.


Mechanic Tyrants aus Nürnberg sind aus der Band Torpedo entstanden und habe ich 2022 beim Trveheim Festival bereits einmal live gesehen. Damals war lediglich eine 3-Track EP namens “Meanhattan” erhältlich. Pünktlich zum heutigen Auftritt ist nun Ende September auch das Debütalbum “St. Diemen Riots”, welche von unserem Tino mit 8,5 Punkten honoriert wurde, erschienen. Dieses Album kann ich jedem Metalhead wärmstens empfehlen, auch wenn ein gewichtiger Teil dieses Albums noch von der Vorgänger Band stammt, deren 2019er Demo folgerichtig “Mechanic Tyrants” heißt. Der speedige, aber eingängige Metal kann mich sofort fesseln. Der Album Opener “Tower 42”, wie auch die Mitgrölhymne “Speed Metal Guerilla” und das knackige “Sons Of Evil” sind gute Argumente, sich mit der Band näher zu beschäftigen. Man gewinnt mit der Originalität der Songs sicherlich keinen Preis, aber die Songs machen live durchaus Spaß und die Agilität der Band reißt einen wirklich mit. Dem Publikum gefällt der Sound auch sehr gut, so dass vor und auf der Bühne durchweg gute Stimmung herrscht. Basser Danny heizt dabei mit bodenständigen Ansagen das Publikum mächtig ein. Ein echt cooler Auftritt der leider zu schnell zu Ende ist. Leider kommt das auf der Setlist notierte “Mechanic Tyrants” nicht mehr zum Zuge. Das wäre die Kirsche auf der Sahnetorte gewesen. (Steph Bachmann)

Setlist: Tower 42; Murder At The Barricades; Speed Metal Guerilla; St. Diemen Riots; Sons Of Evil; Wrath Of God; Above The Law; Granada.


Indian Nightmare habe ich das bisher einzige Mal als Opener für RAM auf deren Tour im September 2019 live gesehen. Die multinationale Truppe hat mich damals mit ihrer fulminanten Liveshow echt beeindruckt. In diesem Jahr gab es auf der Gesangsposition einen ersten Line-up Wechsel und Ursänger Poison Snake wurde durch Morbyda Sänger Jaguars Claw (oder Mogli) ersetzt. Leider ist der Gesang heute durchwegs zu leise, so dass ich den Sänger im Gesamtgerumpel des Quintetts mehr schlecht als recht identifizieren kann. Wenn die ganze Band Spinal Tap-mäßig ihre Verstärker auf Volume 11 aufdreht, kommt genau das dabei raus. Schade, denn von der Bühnenpräsenz und vom Stage Acting her macht Mogli einen sehr guten Job. Zudem kann man ihn headbangend und auf einer Bierflasche Luftgitarre spielend bei den folgenden Bands in der ersten Reihe bewundern. Definitiv ein fulminanter Heavy Metal Charakter! Indian Nightmare machen von Beginn weg Spaß und die Saitenfraktion inklusive Sänger Mogli sind permanent in Bewegung. Mir ist das Gerumpel auf die Dauer etwas zu eintönig. Man muss dem Quintett jedoch zugestehen, dass es das Publikum mächtig aufmischt, so dass vor der Bühne amtlich die Post abgeht. Über den Abend hinweg ernten Indian Nightmare die beste Publikumsresonanz und dürfen daher als Gewinner des Abends gesehen werden. Interessanterweise liegt der Fokus der Setlist auf dem Debütalbum “Taking Back The Land” (2016). Da heute Abend mit “Looking In The Fire” und “Lucifer” auch zwei neue bzw. unveröffentlichte Songs zum Zuge kommen, steigt die Hoffnung, dass uns die Truppe demnächst mit einem neuen Longplayer beglücken wird. Es wird nämlich höchste Zeit, stammt das letzte musikalische Lebenszeichen des Quintetts aus dem Jahre 2019! (Steph Bachmann)

Setlist: Circles Of Fire; Bastions Of Nightmares; Riders O Doom; Warlords; Looking In The Fire; Betrayers; Fire Meets Steel; Lucifer.


Knife wäre nicht Knife, wenn man auf die Performance von Indian Nightmare nicht noch eins obendrauf setzen könnte. Obwohl die Band gewohnt Vollgas gibt, enttäuscht mich die etwas reservierte Publikumsreaktion. Dafür, dass die Band fast ein Heimspiel genießt, hätte ich etwas mehr Schub vom Publikum erwartet. Der Band kann man keinen Vorwurf machen, hämmert sie einen Kracher nach dem anderen ins Publikum. Sänger Benni versucht die Meute auch regelmäßig zu animieren, was aber lediglich in den ersten Reihen richtig anzukommen scheint. Das Quartett aus Marburg ist schon länger als fulminante Liveband mit energiegeladenen Liveshows bekannt. Heute spielt man praktisch dieselbe Setlist wie eine Woche zuvor am Black Forest Festival in Villingen-Schwenningen. Einzig “Realm Of Violence” muss aus Zeitgründen gestrichen werden. Dabei präsentiert man eine gute Mischung der beiden Alben, ergänzt durch zwei Coverversionen. Neben dem Desaster Klassiker “Metalized Blood”, der sich nahtlos in die eigenen Kompositionen einreiht, beschließt das Bathory Cover “Sacrifice” wie gewohnt den Set. Für zwei Songs übernimmt Gitarrist Jannik der Gießener Thrasher Insomniak den Bass, um mit der Band zu zocken. Den Hintergrund für den Gastauftritt kenne ich nicht, aber coole Aktion. Der reguläre Basser Philipp lässt es sich nicht nehmen, während diesem Gastauftritt auf der Bühne zu bleiben, seine ultralange Rastamähne zu rotieren und basslos amtlich zu posen. Neben den gewohnten, bereits zu Bandklassikern avancierten Songs wie “Black Leather Hounds”, “I Am The Priest” oder “White Witch Black Death” kommt heute auch wieder einer meiner Lieblingssongs der Band namens “With Torches They March” zum Zuge. Bei der Songansage gibt Benni ein klares Statement gegen jegliche politisch rechte Tendenzen ab. So muss das! Ein gewohnt toller Auftritt der Marburger Black Thrash Walze, von der ich mich immer gerne wieder überrollen lasse. (Steph Bachmann)

Setlist: Heaven Into Dust; Inside The Electric Church; Behold The Horse Of War; Black Leather Hounds; No Gods In The Dark; The Hallowed Chamber Of Storms; I Am The Priest; Demon Wind; Metalized Blood; With Torches They March; White Witch Black Death; Sacrifice.


Keine Band haben wir in jüngster Vergangenheit öfter gesehen, als The Night Eternal. Zuletzt auf dem Erntedrunkfest, wo sie ebenfalls den Co-Headliner Slot spielten. Der Zeitplan stimmt hier im MuK schon lange nicht mehr, und auch die lange Warteschlange am Thresen wird einfach nicht kürzer. Man könnte hier viel mehr Getränke verkaufen, da sind die Gänge zur benachbarten Tanke gefühlt kürzer. Die Publikumslieblinge auf der Bühne fangen wieder mit „Between The Worlds“ an und wir stellen fest, es wird nun tempomäßig etwas gemächlicher als bei den Bands zuvor, aber ziemlich voll vor der Bühne. Es wird auch weniger gebangt, sondern mehr mitgewippt. Den Mann am Tieftöner kennen wir doch auch, das ist diesmal der Chris von Attic, der am Bass aushilft. Auch heute ist wieder nach „Prince Of Darkness“ und „Moonlit Cross“ Ende. Wir verbuchen dazu eine kurzweilige Dreiviertelstunde auf dem Haben-Konto. Bis zur Finalband des feierlaunigen Abends bekommen wir noch etwas mehr Zeit und es fällt immer wieder auf, dass es nirgends Sitzgelegenheiten gibt. Sehr Schade für rückenkranke Gäste. (Joxe Schaefer)


Nun wird es endlich Zeit für die Helden des heutigen Abends. Denn es wird Zehnjähriges gefeiert, und wie adäquat die Gastgeber und Headliner geladen haben, war ja oben bereits zu lesen. Blizzen haben sich einen ausgiebigen Soundcheck gegönnt, auf den Zeitplan der Running Order kann nun auch wirklich geschissen werden. Aber dann kommen noch technische Schwierigkeiten dazu, bis endlich das Intro aus dem Back ertönt. Die Sache nimmt Fahrt auf, anfangs noch mit Soundproblemen und reichlich ungewollter Rückkopplungen. Ob es an der für Speed Metal untypischen Telecaster von Gitarrist Marvin lag, konnten und wollten wir nicht mehr in Erfahrung bringen. Es zählt der Spaßfaktor, den Songs wie „Strike The Hammer“ automatisch verursachen. Wie bei seiner anderen Band, mit der er heute eröffnete, schaut Gitarrist Andi auch bei häufigem Doppelhalsgepose genau auf seine Saiten. Währenddessen gibt es im Publikum wieder mehr Geschiebe, die Gastgeber treiben die Menge an. Auch bei „Masters Of Lightning“ geht das hohe Tempo schön weiter. Dann taucht Gastsänger Ricardo von The Night Eternal auf der Bühne auf und man shoutet zusammen zu „Fight For Your Right To Party“ von den Beasty Boys, das Publikum aber deutlich hörbar auch. Ziemlich cooler Event an diesem Samstagabend, da lohnte sich die weitere Anreise aus dem Pott. Nicht ganz so weit wie die von unserem Schweizer Freund, aber jeder Kilometer hat sich gelohnt! Schnell am Merch noch ein Blizzen-Shirt abgegriffen, die es für schlappe zehn Euronen zu Erstehen gibt. Alle Daumen hoch! (Joxe Schaefer)

Autoren & Pics: Steph Bachmann, Joxe Schaefer