BREATHLESS – same

Yeah, endlich neues Futter aus dem Hause Dying Victims Productions… ähm, nee nicht so ganz. In der Ruhrpottidylle Essens hat man sich entschieden, ein neues Sub-Label zu gründen. Speziell für die Wiederveröffentlichung alter, längst vergessener Perlen. Relics From The Crypt, so der Name des DVP Ablegers, haut mit dem selbstbetitelten Debüts der belgischen Breathless gleich mal das erste Relikt raus. Ursprünglich 1985 veröffentlicht, wird das Teil 2021 zu neuem Leben erweckt. Mehr als dieses Album gibt es wohl auch nicht auf der Haben-Seite der Band zu verbuchen. Das Quintett kannte ich bis dato nur vom Namen und von dem ziemlich thrashigen Cover mit zwei kämpfenden Dinosauriern. Sehr kultig und alleine dafür muss man diesen Rundling eigentlich haben. Veröffentlicht wird das Erstlingswerk übrigens als Gatefold, special Gatefold mit Poster, Sticker, Postkarte und Patch sowie als CD-Version. Da ist wohl für jeden etwas dabei.

Der Fünfer aus Hasselt / Limburg hat auf sein Werk neun Granaten zu einem echten Speedinferno gebündelt. Schon das düstere Intro des über sechsminütigen Openers Nobody’s Perfect lässt einen aufhorchen. Dann geht es auch ziemlich zügig los mit einer schnittigen Riffattacke. Eine ganz leichte Punknote, gepaart mit progressiven Hooklines und dem stimmgewaltigen Gesang von Pascal Remans, lassen einen nur erahnen, wie in den Achtzigern auf Breathless Konzerten die Luft gebrannt haben muss. Alleine schon dieser erste Track ist gefüllt mit so viel Abwechslung, dass es für eine ganze Scheibe reicht. Ähnlich vielschichtig und mit haufenweise unvorhersehbaren Tempowechseln geht es in Hell’s Forever weiter und treibt mir die Freudentränen in die Augen.

Breathless zeigen, dass Speed Metal auch melodiös und gar ruhig sein kann, wie etwa in “Lost Tales Of Reality”. Besonders der knackige Gitarrensound und der wie schon erwähnt grandiose Gesang, bei dem man streckenweise aufgrund der Höhe die Gläser in Sicherheit bringen muss, machen mir total Spaß. Nächstes Highlight, sofern man bei dieser Dichte an Qualität überhaupt einzelne Songs rausstellen kann, ist der Titeltrack Breathless, der mit der Energie und Geschwindigkeit eines ICE’s entgegen rast. Den Nackenbrecher “The Night Crusader” solltet ihr auch unbedingt antesten, ach was soll’s – kauft euch einfach die komplette Scheibe und lasst euch rund fünfunddreißig Minuten in die Vergangenheit entführen. Um final wieder runter zu kommen, gibt es mit dem Akustikgitarren-Instrumental “Reno” Zeit zum verschnaufen, bevor die Scheibe die nächste Runde dreht. Bin gerade echt schockverliebt…

Für mich bleibt abschließend eine große Frage offen: Warum muss die Welt sechsunddreißig Jahre auf die Wiederveröffentlichung eines so grandiosen Albums warten? Danke Relics From The Crypt für die Neuauflage dieses Meisterwerkes. Das sollte definitiv in keiner Heavy / Speed Metal Sammlung fehlen.

Wertung: 9,5/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen