CANNIBAL CORPSE – violence unimagined

Tja, was soll man groß zu Cannibal Corpse als Einleitung schreiben? Der Fünfer aus Tampa, Florida hat ein ganzes Genre maßgeblich beeinflusst und das Brutalitätslevel im Bereich Death Metal in der Vergangenheit auf ein neues Niveau gehoben. Mindestens die ersten drei Alben gelten bis heute als Meilensteine in der Extreme Music. Aber auch Nachfolgewerke wie “The Bleeding”, “Gallery Of Suicide” oder “Kill” sind für mich bis heute absolute Meisterwerke. Für viele eingefleischte Fans war Mitte der Neunziger der Weggang von Ur-Grunzer Chris Barnes ein Tag des Schreckens. Für mich muss ich sagen, wenn ich mir den Dreadlock Barden heute anhöre, wohl die beste Entscheidung, die die Kannibalen je getroffen haben. Trotz Lockdown und dass ich seit dem viel Zeit im Netz verbringe, musste ich beim Anwerfen des neuen Mach(t)werkes feststellen, dass der Abgang von Langzeitklampfer Pat O’Brien an mir vorbei gegangen ist. Nun, aber Corpse wäre nicht Corpse, wenn hierfür nicht auch eine passende Lösung gefunden worden wäre. Mit dem Einstieg von Multitalent Erik Rutan (Hate Eternal, ex-Morbid Angel, ex-Ripping Corpse), der “Violence Unimagined” auch gleich produziert hat, hat man einen brillanten Ersatz für Pat an Bord geholt.

Direkt beim Opener “Murderous Rampage” hört man auch gleich am Gitarrensound, dass Erik frischen Wind in die Bude bringt. Ansonsten kreist hier in altbewährter CC-Manie der blutige Hammer. Stiernacken George „Corpsegrinder“ Fishers’ Growls sind unverkennbar und geben Cannibal Corpse den unvergleichlichen Sound. Musikalisch spielt man einfach in der Champions League und die Jungs zocken sowas von routiniert ihre Blutorgien runter, dass es die pure Freude ist. Bei “Inhumane Harvest” wird erstmals der Fuß vom Gaspedal genommen, zumindest zu Beginn. Geile abwechslungsreiche Bangernummer. Das sind die Tracks, für die ich Cannibal Corpse einfach liebe. Ebenfalls im treibenden Midtempo agiert der Folgesong “Condemnation Contagion”, der ein reiner Nackenbrecher ist. Wer danach noch Nackenmuskeln übrig hat, kann sich den Rest dann bei “Surround, Kill, Devour” wegbangen. Was für ein Killersong, der die ein oder andere Parallele zu “Stripped, Raped And Strangled” aufweist. Auch das dreieinhalb minütige “Slowly Sawn” ist eine schwer stampfendes und bluttriefendes Monster. Mit “Overtorture” geht es dann wieder auf die Schnellstraße und hinterlässt nach zweieinhalb Minuten nur noch ein brodelndes Blutbad. Die letzte Bewährungsprobe für den momentan etwas untrainierten Nacken ist “Cerements Of The Flayed”, der sowohl den Slowfans, als auch der Prügelfraktion ein breites Grinsen ins Gesicht schnitzt.

Nach knapp dreiundvierzig Minuten ist das fünfzehnte reguläre Album auch schon wieder vorbei. Cannibal Corpse haben sich mit Erik Rutan eine echte Granate in die Reihen geholt, der frische neue Impulse platzieren kann. Elf ansonsten typische Tracks, die qualitativ auf ganz hohem Level angesiedelt sind und “Violence Unimagined” für mich zum besten Album seit zwölf Jahren macht. Pflichtkauf für alle Brutalofans!

Wertung: 9/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen