CARCINOID – metastatic declination

Vom Coverartwork her weiß der Oldschooler sofort, was hier Anmach ist. Daran ändern anfangs auch die Computertöne im Intro nichts, denn das Erwartete lässt nicht lange auf sich warten. Die Einheit von Down Under drückt knochigen Death auf Seiten von urigen Hellhammer Querverweisen hoch. Die Saiten scheinen sehr locker zu sein, schlackern quasi vor dem geistigen Auge an der trockenen Gitarre und am knorrigen Bass. Trotz staubtrockener Produktion wurde nicht nur jedes Anticken der Becken, sondern jede Zutat klar hörbar herausgestellt. Und weil allein schon tempotechnisch eine große Schippe Doom mitschwingt, überraschen flinke D-Zug Ideen wie der Start von “Ravenous Being”, oder das komplett eilige “Suffering Reborn”. Zwischen Rückkopplungen und den Breaks der elf Tracks verarbeiten die Melbourner viele Einfälle, ohne den gesteckten Rahmen zu verlassen. Das ist entgegen der Kernaussage des einen oder anderen ‘metallischen’ Printmagazins, nach denen nur durch den Einfluss von Moderne und das bloße Verlassen der Oldschoolwurzeln das Gewinnen eines Innovationspreises möglich ist, überhaupt gar nicht notwendig. Wer reinen Gründerzeitmetal spielt, will auch gar keinen Preis gewinnen und kann deswegen gar nichts verkehrt machen. So sieht’s nämlich aus!

Jeder der elf Würgeangriffe dauert mindestens fünf Minuten, womit die Fahnehochhaltenden auf eine stattliche Gesamtspielzeit von über eine Stunde kommen. Auch weil noch drei qualitativ kaum schlechtere Demostücke angehangen wurden. Das ist auch ohne diesen Bonus schon mal nicht zu wenig. Für andere reicht es, damit zwei ganze Alben zu befüllen. Somit muss unterm Strich festgestellt werden, die Australier haben alles richtig gemacht. Damit sei ihnen das synthetische Plastikintro verziehen und die Hoffnung geschürt, dass es auch auf ihrem Zweitwerk ohne Trendanbiederungen so weiter gehen mag.

Wertung: 8,5/10
Autor: Joxe Schaefer