CHAOS DESCENDS, CULTIST

Dortmund, Blackend, 17.06.2017

cultist

Bei dem Überangebot an heutigen, für das X-CRASH relevanten Livedates in der Umgebung, getoppt durch den Inglorious-Gig in Köln, zieht es meine Wenigkeit jedoch ins heimische Wohnzimmer, eine stattliche Ladung Death Metal auf die Fresse zu kriegen. Um es gleich vorweg zu nehmen, das haben beide Bands auch geschafft. Das Blackend zu Dortmund ist zu einer coolen Location geworden, kleinere Bands bei freiem Eintritt auftreten zu lassen. Das wollen sich gut mehrere dutzend Nasen nicht entgehen lassen, die hier pünktlich zu Cultist aufschlagen. Cultist sind drei Jungs aus Bocholt, die uriges Gemetzel liefern und dralle Growls mit Hall versehen. Sie zerbröseln ihre Umgebung mit dumpfen Tiefbohrern aller Geschwindigkeiten und erreichen dabei fast schon Sulphur Aeon Atmosphäre, wofür der abgedunkelte Laden noch zu hell ist. Wenige Leads stechen heraus, sonst brodelt eine rhythmusbetonte Ursuppe, die Bock auf das nächste Bier macht. Das Publikum ist sehr zufrieden und lässt sich nach vierzig Minuten zu stattlichem Applaus und Rufen nach Zugabe hinreißen. In der Tat hätte man davon noch mehr vertragen können.


chaos descends

Ähnlich klingt es auch bei Chaos Descends aus Dortmund, die sich wie das gleichnamige Festival nach einem Cirith Ungol Song benannt haben. Doch es ist der kleine Unterschied, der es ausmacht. Wer genauer hinhört, will das Geprügel des Quartetts nicht immer exakt im Timing erkannt haben, das mehr ausgelassene Stimmung verbreitet und in den längeren Pausen zwischen den Songs Bier bestellt. Ihr Auftritt vor eigenem Publikum hat eben den erwarteten Heimspielcharakter und schon nach der Ansage “Wir sind Chaos Descends aus Dortmund!” gibt es mächtig Applaus. Die fünf Saiten des Basses drücken von unten und der Chromständer mit dem Mikro wird zu Ausflügen ins Publikum getragen. Die Jungs geben lang auf die “Zwölf”, so titelt auch ihr Demo aus 2014, doch auch weil einigen Besuchern die uncleanen Vocals nicht laut genug sind, bemerkt auch kaum jemand von ihnen, dass es deutschsprachige Texte sind. Auf jeden Fall verlassen die Leute nicht wegen der Band den Laden, sondern wegen der Luft hier drin. Draußen sind es angenehme 20°C, drinnen im Blackend wurde die Luft wegen schallschützender weil nachbarfreundlicher Tür- und Fensterverriegelungen schon etwas stickig. Nach diesen vierzig Minuten geht es für die meisten Beteiligten, bestens aufgewärmt, noch in den ‘Alter Weinkeller’ zur Blackout!-Party.

Autor & Pics: Joxe Schaefer