CHAOS DESCENDS FESTIVAL
Crispendorf, Ferienland, 21.07.2017 – 22.07.2017

Also nach dieser Anfahrt zum Waldgelände, auf der die Straßen seit Abfahrt der Autobahn A9 immer märchenhafter schrumpfen, muss man sich mit seinem reisenden Gefährt am Einlass erstmal einer ausgiebigen Glaskontrolle unterziehen. Aber nicht vor elf Uhr morgens. Wer früher anreist, muss am Rand des engen Waldweges im Auto nächtigen. Doch es soll sich lohnen. Die Location im engeren Sinne ist eine Wiese mitten im Wald, im weiteren Sinne ein altes Ferienlager der FDJ mit Freibad, Sportplatz und grauen Bauten wie einer Waschkaue aus damaliger Zeit. Eine kleine Bimmelbahn fährt Neugierige einmal über die Schienen längs durch das Gelände.

venomous skeleton

Tag 1: Venomous Skeleton, Maggot Heart, Vorum, Attic, Venenum, Mgla, Cirith Ungol, Sortilegia.

Auf einem Festival wie diesem, ähnlich wie beim Acherontic Arts oder dem auf dem Berg in Österreich, sind Bands vom Van Label ganz weit vorne. Das Label ist selbstredend auch mit eigenem Stand vertreten. Viel erwähnenswerter ist aber die Tatsache, dass diese Protagonisten wie die morgen auftretenden Sonne Adam aus Israel kommen, weil die nämlich 3/4 der Band sind. Ausgerechnet zu dem finsteren Zeug dieser Venomous Skeleton kommt pünktlich zum Beginn um 16:00 Uhr die Sonne wieder raus. Zu dritt wird breitbolleriges Getrete verursacht, gern mit Doublebass und hohen Tempi. Überwältigend auch die Tritte der langsameren Songs, welche mit breitfüßiger Anatomie die Gemächter nicht verfehlen. Die Wiese zwischen den Bäumen füllt sich immer mehr, scheinbar machen die Jungs mit ihrem tighten 35minütigen Extremgedresche alles richtig, dass ein paar Synthies nicht negativ ins Gewicht fallen. (Joxe Schaefer).


maggot heart

Seit der kurzen, aber sehr eindrucksvollen Zeit vom Duo The Oath 2013 / 2014, feiern die Fans alle Bands und Projekte ab, in denen eine der beiden Damen auftaucht. Ob das neue Projekt namens Maggot Heart von Frau Linnea Olsson, die zwischenzeitlich bei Beastmilk unterkam, tatsächlich was taugt, kann sich der noch Ahnungslose, der die EP „City Girls“ noch nicht kennt, jetzt live ein Urteil bilden. Sie kommt mit ihrer cleanen und definitiv nicht angepassten Stimme nach krankem Alternative a la Hole bis härter und noch härter. Kann sogar Spuren von Metal enthalten. Auch bei definitiv nicht zu heftigen Gitarren besitzen die Songs Ausdruck und Tiefe, dass man es hier auf keinen Fall mit belanglosem Quark zu tun hat, der jedoch auch nachmittagskonform auf einer größeren Open Air Bühne rocken könnte. Nur dass Frau Olsson ausgerechnet mit einem weißen Shirt auftritt, und dann noch mit Ketchupfleck drauf, kann sich kritisieren lassen, wenn auch nur optisch. (Joxe Schaefer).


vorum

Geile Umbaupausenmusik mit “Long Live Rock ‘n’ Roll’, Dio rult fast immer und allerorts. Doch ob es heute noch das angekündigte Gewitter geben wird, kann niemand so genau sagen, weil es hier im Wald kein Netz gibt, um den Computer in der Arschbackentasche befragen zu können. Für den Donner sorgen aber Vorum, die allein schon wegen ihrer Herkunft Exoten sind, denn in ihrer Heimat, den an sich zu Finnland gehörenden Alandinseln, wird Schwedisch gesprochen und mit Euro bezahlt, während man sich weitgehend autonom verwaltet. Das Quartett kann gut chaotische Disharmonien verbreiten, aber auch brutal geile Tempowechsel bringen. Daher herrscht zumindest on Stage Unwetter, dass zu tatsächlich strahlender Sonne vor der Bühne die Post abgehen lässt, weiter hinten immerhin anerkennendes Kopfnicken verursacht. (Joxe Schaefer).


attic

Die Mercyful Fate Worshipper aus dem Ruhrpott stehen kurz vor dem Countdown ihrer Rakete von neuem Album. „Sanctimonius“ wird ab Ende August 2017 die meisten Besucher zwischen die Augen treffen, das steht schon jetzt außer Frage. Und gemessen daran, wie sich die neuen Tracks, drei an der Zahl, in die Setlist schmiegen und hier ankommen, wird es mit den Ruhrpottlern weiter bergauf gehen. Weil zu späterer Stunde mehr Schatten vor der Bühne ist, wird dort auch die sonnenverabscheuende Zuschauermasse mehr. Das kommt Attic entgegen, die mit bereits bewährtem Zündstoff “Join The Coven” und “The Invocation” trotzdem jeden erreichen und dass Meister Cagliostro zwar alle Höhen, aber nicht jeden Ton exakt trifft, interessiert so wirklich niemanden. Attic sind und bleiben die King Diamond-Alikes Nummer eins! (Joxe Schaefer).


venenum

Das „Trance Of Death“ Album hat Venenum coole Kritiken und einige Fans mehr beschert. Der Dunkeldeath aus Bayern erfreut sich wachsender Beliebtheit und beschert dem Vierer eine Auftrittszeit zu vorangeschrittener Stunde. Eigentlich müssten sich die Bayern gar keine weiße Schminke im Gesicht auftragen, denn ihr Anlitz ist permanent unterm herabhängenden Haupthaar verdeckt. Auch wenn man noch so lange im Fotograben ausharrt, bekommt man nur Mähnen vor die Linse. Aber wir haben es versucht. Wie bei fast allen Bands auf diesem Festival wird zu viel Rauch abwechslungsreiches Düsterzeug gebracht, das durch seinen Ideenreichtum an sich gar nicht langweilig werden kann. Dazu gehört auch das dreiteilige Stück „Trance Of Death“, das ein gewisser Götz K. hier vor Ort als Hit bezeichnet. (Joxe Schaefer).


mgla

Auf geht’s Richtung Bühne, Zeit für Mgla! Hier wird klar, dass ein Großteil der Angereisten ebenfalls auf die Polen gewartet hat. Was soll man sagen, alle Erwartungen werden erfüllt. Faszinierend, wie die Band die Intensität der Alben auch live rüber bringt. Ohne große Show erschaffen MGLA eine ganz eigene Atmosphäre, die einen sofort in ihren Bann zieht. Souverän groovt die Band durch ihr Set und hinterlässt nur zufriedene Gesichter. Fazit für mich, beste Band am Freitag!! (Mario Seipp).
Für manche Black Metaller sind Mgla grad der heißeste Scheiß. Es soll sogar Leute geben, für welche die letzte Scheibe „Exercises In Futility“ der Polen zehn Punkte wert ist. Auch wenn man das Album ganz offensichtlich mit anderen Ohren gehört hat, weckt ein Liveauftritt der Band dennoch Interesse, wie sie ihr Blackzeug vor Publikum performt bekommen. Musikalisch bringen die Polen ohne Einschränkung die Black Metal Wucht. Die Zuschauer gehen ab, auch wenn man ohne viel Action performt. Die vermummten und schlicht in Schwarz Gekleideten stehen sogar völlig regungslos, wenn sie grad keinen Einsatz haben. Da herrscht im krassen Gegensatz zum Publikum absolute Bewegungsarmut. Was neben dem Sound noch überzeugt, ist der Zuspruch der Audienz, denn kaum jemand steht noch im Bereich hinter dem Mischpult. (Joxe Schaefer).


cirith ungol

Die beiden knieenden Skelette auf dem Backdrop verraten nun auf dem Gelände an der Wisenta, Cirith Ungol sind dran. Sie waren der Headliner des diesjährigen Keep-It-True Festival und konnten dabei auch Besucher beeindrucken, die von dieser Band noch nie etwas gehört haben. Das wird einem gestandenen Metaller nicht passiert sein, denn der deklariert die ersten und einzigen vier Longplayer als essentiell. Einer von denen ist unser Schweizer Korrespondent Steph Bachmann, der auf die Protagonisten auf dem Up The Hammers steilgegangen ist und dort ihre Darbietung lobte. Nach Meinung der Fans haben sie überall abgesahnt, und das ohne wirklichen Hit. So können sie spielen was sie wollen und sind dennoch überall Headliner. Voll der Luxus. Ist es? Ja, es ist. Die US Amerikaner kauzen ihr Zeug in den Nachthimmel des Saale-Orla-Kreises, bewegen das Volk mit “Black Machine” und covern “Fire” von Arthur Brown. Ohne den Bass übernehmenden Jarvis von Night Demon, der noch bei den Briten Jaguar singt, gäbs das nicht, denn er brachte die Band erst wieder an den Start. Manche finden sie heute sogar noch geiler als den Hallenauftritt beim KIT. Sie könnten ewig spielen, damit würde hier niemand ein Problem haben. (Joxe Schaefer).


sortilegia

Aber danach kommt noch was anderes, nämlich viel Räuchergemüffel von einem Altar voller Kerzen, der in Bühnenmitte noch vor dem Mikrofonständer positioniert wurde. Dahinter ein kaum erkennbarer Kapuzenmensch mit Gitarre, der allein mit einem Drummer nach einem laaaangen Intro schwarze Dreschwände in den Wald stellt. Von weitem sieht das so aus, als würde die Bühne brennen, so wie der künstlich erzeugte Nebel in den Nachthimmel steigt. Die beiden mögen ihren sphärischen Black Metal roh und werden auch einen Scheiß tun, sich irgendwie anders zu verhalten. Die beiden nach Kanada ausgewanderten Russen, Drummer Haereticus und Gitarristin wie Growlerin Koldovstvo, zusammen als Sortilegia agierend, drehen gegen Ende noch mehr auf und nehmen immer mehr Verbliebende mit an ihre melancholische Klangmauer. Danach braucht man schon etwas Zeit, um für die bis in die Morgenstunden gehenden Aftershowparty wieder in Partylaune zu sein. (Joxe Schaefer).


Tag 2, Samstag, 22.07.2017: Paul Werling, A Dead Forest Index, Okkultokrati, Night Demon, Dread Sovereign, Deathhammer, Sonne Adam, Absu, (Dolch), Sunn O))).

paul werling

Der zweite Tag beginnt zunächst mit etwas Regen. Der einzige übrigens an beiden Tagen. Dann kommt die Sonne raus und der Crazy Train dreht schon wieder seine Runden. Doch warum auf dem Campingplatz dieses Festivals dauernd irgendwo Bon Jovi läuft, konnte ich nicht ergründen. Bei Pophits von Bellinda Carlisle und Herrn Jackson gibt man schon vorm Nachdenken auf. Zeit für etwas richtige Musik. Wenn man jetzt ordentlich was vor den Latz bekommen möchte, muss man sich noch ein wenig gedulden. Denn erst einmal gibt ein Paar unter dem Banner Paul Werling im alten, stillgelegten Freibad mit Gitarre, Geige und Gesang ein akustisches Konzert, wo zu alten Zeiten geschwommen wurde. Hat die Violinendame Hanna Mauk zu seinen Solosongs Pause, setzt sie sich auf einen Stuhl. Sehr entspannte Vorführung, welche anständig mit Applaus bedacht wird. (Joxe Schaefer).


a dead forest index

Und was dürfen wir von einem Duo mit dem Namen A Dead Forest Index erwarten, das aus Neuseeland kommt und auf einem solchen Festival wie diesem auf einer Nature Stage auftritt? Im Prinzip dasselbe wie zuvor, nur sitzen hier beide auf einem Stuhl. Nie von ihnen gehört, doch dadurch, dass sie hier spielen, werden sie schon wieder interessant. Man könnte das folkigen Akustik-Alternative nennen, der an sich auch ankommt. Nur wandern hier auch wieder einige Zuschauer ab, jedoch aus Ermangelung an schattigen Plätzen. Der Begriff Nature Stage ist gar nicht so schlecht gewählt, wachsen doch inzwischen schon kleine Bäumchen aus dem Boden des Schwimmbeckens. An sich aber ein starker Kontrast zum Programm auf der Mainstage und eine coole Idee. (Joxe Schaefer).


okkultokrati

Die erste Band auf der Mainstage sind heute ein Quintett mit Gitarre und Keyboard. Die Osloer von Okkultokrati sollen bekannt für ein Potpourri der Stilistiken sein, wie sie Core, Punk, Ambient und Black ineinander fließen lassen. Ihr Gitarrist frönt ausgiebigem Halsgeschwenke wie Malmsteen und sieht auch in seiner braunen Fransenlederjacke danach aus. Nur passt auch der extremere Geradeaussound mal so gar nicht dazu. Denn live ist der bunte Stilmix für die Ohren noch etwas einfacher zu verstehen, weil er daher rührt, nicht einfach in eine der genannten Schubladen gepackt zu werden, als dass tatsächlich diese Stile alle einfließen. Es geht einfach synthieunterlegt straight nach vorne. Vielleicht etwas zu straight, denn viel Abwechslung wird nicht geboten. Im Gegensatz zur vorangegangenen Akustik im Schwimmbad aber schon, so stellt sich zwar kein Aha-Effekt ein, wird aber auch nicht als störend empfunden. (Joxe Schaefer).


night demon

Oft genug gibt es die Diskussion welche Band die Fähigkeit hat die “Alten” als Headliner auf den größeren Festivals zu beerben. Wer nicht auf Night Demon kommt hat nicht viel verstanden. Das einzig Negative zuerst, die Band musste meiner Meinung nach zu früh ran. Lemmy sei Dank stört das nur mich und die Herren Musiker ballern von der ersten Sekunde an aus allen Rohren. Mit Songs wie “Screams In The Night”, “Curse Of The Damned” und “Welcome To The Night” bieten Night Demon ein Feuerwerk par excellence und machen auch die letzte “Leiche” wieder munter. Immer wieder beeindruckend, mit wie viel Spaß und Energie Jarvis & seine Mannen zu Werke gehen. Zum Abschluss lässt noch “The Chalice” (selbstredend mit Kelchträger) die Grinsefalten der Anwesenden größer werden. Prädikat: äußerst wertvoll!! (Mario Seipp).


dread sovereign

Danach bringen Dread Sovereign wieder etwas mehr Finsternis ein, die sich zwischen den Sonnenstrahlen aber nicht gänzlich entfaltet. Ihr Shouter Alan Averill ist in so einigen Bands aktiv, die bekannteste davon ist Primordial. Bei Dread Sovereign, die gerade mit dem plakativen Titel „For Doom The Bell Tolls“ eine anständige Platte supporten, übernimmt er zusätzlich noch den Bass. Dazu liefert Alan in dieser Band mehr Gesang, als wie man es sonst von ihm gewohnt ist. Dennoch erreicht das Trio durch relaxt groovigen Doom seine Fans, welche nach jedem Song die Arme recken. (Joxe Schaefer).


deathhammer

Die Extremthrasher von Deathhammer wollte ich schon immer mal live sehen. Das Gerücht, dass ihr Bassist und Shouter ins Krankenhaus gekommen sei, trübte die Erwartungshaltung zunächst etwas, konnte dann aber nicht bestätigt werden. Der blondmähnige Mann steht nämlich putzmunter auf der Bühne, dreht total auf wie ein Gestochener und begrüßt das Publikum mit ‘German Cunts’. Apropos gestochen: alle Arten von nervigen Wespen gibt es hier auf dem Gelände, doch glücklicherweise blieben die meisten recht friedlich. Die galoppierende Energie der Norweger und das nicht immer geistesgegenwärtige Acting ihres Frontmanns überträgt sich auf das Publikum, in dem plötzlich ganz schön Bewegung herrscht. Völlig Psycho auch seine kranke hohe Stimme aus der Living Death und Evil Invaders Liga, doch sein „ich liebe deutsche Land!” zum Abschied haben wir ihm alle abgenommen. (Joxe Schaefer).


sonne adam

Keine Ahnung, ob man die kultigen Israelis von Sonne Adam wirklich als Frauenband bezeichnen sollte, ohne den Verdacht zu hegen, dass dies zu Missverständnissen führen könnte. Fakt ist jedoch, dass in meinem Umfeld unheimlich viele weibliche Bekannte die Todesdoomer favorisieren. Für die am Vortag aufspielenden Venomous Skeleton gilt das weniger, die aus drei der vier Sonne Adam Members bestehen. Möglicherweise liegt der weibliche Zuspruch eher daran, dass dieses Quartett mit ausgiebigem Bassdruck arbeitet, dass mir heute im Fotograben zum ersten Mal die Hosenbeine flattern. Und das soll definitiv nicht das letzte Mal gewesen sein, aber dazu später mehr. Bei Sonne Adam growlt zusätzlich zu Gitarrist Tom noch Basser Chen in einer ähnlichen Stimmfärbung. Für viele die Band des Tages, für mich bis jetzt auch. Aber was machen Absu danach, die ebenfalls ganz oben auf meiner Must-See-Liste stehen? (Joxe Schaefer).


absu

Denn irgendwie habe ich Absu noch nie live gesehen. Viele Maiden Fans stehen drauf, weil sie mal „Transsylvania“ covertern. Ob die Texaner aus Dallas das Original vom ersten Maiden Album spielen werden? Die Frage im Vorfeld mit Absu-Fans diskutiert, schaut man reihenweise in leuchtende Augenpaare. Man erinnert sich dabei auch ihren Auftritt beim Hell’s Pleasure, dem Vorgänger des Chaos Descends. Aus den Boxen knallen überzeugende Versionen von den gesetzten “Swords And Leather” und “Highland Tyrant Attack” und danach kommt der growlende Drummer hinter seinem Kit hervor nach vorn, sorgt vom vorderen Bühnenrand aus unter gestenreichem Spektakel mit Headmic für die Vocals und lässt sich an der Schießbude durch ihren neuen Drummer für den restlichen Auftritt ersetzen. Ebenfalls sorgt viel Bewegung seitens der Gitarristen für optische Untermalung ihres Sounds, der konstant nach vorne geht und vor einer entsprechend abgehenden Menge das Maß aller Dinge ist. Eins steht fest: Man sollte viel öfter Absu hören, zu Hause aber mit dem besagten Maiden-Cover! (Joxe Schaefer).


(dolch)

(Dolch) aus deutschen Landen, korrekt in Klammern geschrieben, machten zuletzt mit ihrer „King Dude“ EP von sich reden. Das war 2016 und nun haben wir die Gelegenheit, die Kapuzen live zu sehen. Das mit dem Sehen relativiert sich aber flugs, denn die vierte Van-Band des Festivals agiert in Mönchskutten und verzichtet bei der Performance komplett auf Beleuchtung. Lediglich beim Soundcheck konnte man die Band bei etwas Licht noch unvermummt erkennen. Trotz der Dunkelheit setzen sie auf viel Nebel, obwohl man eh nix sieht. Zwar gab es ab und zu mal ein Blitzlicht aus dem Publikum, aber sonst war ein Schießen von Fotos in der Finsternis zwecklos. Vielen Dank an dieser Stelle auf das Lichtbild von Deaf Forever Fotografin Saskia, die es mit ihrer Cam dennoch schafft, denn Licht gibt es nur an den Ständen rings herum. Deutlich mehr Signale als die Augen empfangen die Ohren, nämlich melancholisch harmonischen Black Metal mit Atmosphäre und klaren female Vocals. Das langsame und düstere Wechselspiel von laut und leise darf schon als eigenwilliges Material beschrieben werden, wie auch die statische Performance als ziemlich eigenwillig. (Joxe Schaefer).


sunn o)))

Viel eindeutiger wird es für die nächsten zwei Stunden ganz sicher nicht, so viel sei gleich vorweg verraten. Eine Kutte mit gaaanz tiefer Stimme kommt zu einer Art Ansage auf die Bühne. Doch das geht gut zehn Minuten und in Gesänge über, bis überhaupt ein andrer Ton auftaucht. So geht das weiter, denn alles Hörbare, meist so tief wie möglich, mischt sich nach und nach ineinander. Die zusätzlichen Bassboxen auf der Bühne ließen es vorab schon erahnen, warum der geschriebene Name Sunn O))) noch mit drei Klammern endet. Denn es gibt Bass ohne Ende; selbst die Monitornoxen sind auf der Bühne mehrfach fett mit Gaffatape befestigt. Geräusche, von denen man nicht weiß von welchem Instrument sie grad kommen, dröhnen ineinander über. Wenigstens gibt es jetzt etwas mehr Bewegung und Licht auf den Brettern. Zur Performance wird viel gestikuliert oder einfach nur häufig die Arme empor gestreckt. Nach dieser ausgiebigen und ganz sicher intensiven Unterleibsmassage, mit der die US Amerikaner mindestens schon seit über zehn Jahren so einige Undergrounddoomerinnen und -doomer in ihren Bann ziehen, neigt sich das diesjährige Chaos Descends dem Ende zu, mit ganz sicher einem Batzen an Gesprächsstoff zur Aftershowparty. (Joxe Schaefer).

Autoren: Mario Seipp, Joxe Schaefer.

Pics: Saskia Gaulke, Joxe Schaefer.