CHEVALIER – destiny calls

Draußen schneit es und die Temperaturen liegen kurz unter dem Gefrierpunkt. Was passt zu solch einem Wetter besser, als neue Musik aus dem frostigen Finnland? Genau da kommen Chevalier, was übersetzt Ritter heißt, aus Helsinki zum Einsatz. Warum der Fünfer sich einen französischen Namen ausgesucht hat, bleibt wohl ihr Geheimnis. Die Jungs um Fronterin Emma sind noch recht neu im Geschäft und man kann nach den ersten drei Jahren vermelden, dass man noch im Original Line-up spielt. Ist ja heute auch nicht mehr selbstverständlich. Seit Anbeginn im Jahre 2016 kann man bereits auf zwei EPs und eine Split zurückblicken und jetzt ist es also Zeit für das Debüt, an das nach den bisherigen Veröffentlichungen doch recht hohe Erwartungen gestellt werden. Mit einem coolen schwarz-weißen Mittelalter Cover hat das Quintett bei mir schon mal gepunktet.

Nach dem einminütigen “Introduction” beginnt “Destinys Call” dann mit einem recht kauzigen, aber charmanten Heavy / Speed Metal, der schön nach vorne geht. Nette mystische Samples peppen den Sound auf, wie etwa bei dem epischen, über achtminütigen “The Curse Of The Dead Star”. Sehr spannend arrangierter Track, der mächtig über einen kommt. Emma’s Gesangslinien gehen leider streckenweise etwas unter, kommen aber dann bei hohen Screamparts gut zum Tragen. Trotz zwei Gitarren klingen die Songs etwas dünn auf der Brust. Weiter geht es mit dem ebenfalls recht lang ausgefallenen “Road Of Lights”, bei dem Chevalier es schaffen, zusammen mit einem Gänsehaut-Intro eine bombastische Gesamtstimmung zu erzeugen.

Bei dem mit Wind- und Regengeräuschen untermalten Akustikgitarren-Instrumental “As The Clouds Gather”, kann man mit etwas Phantasie ein Schlachtfeld vor seinem inneren Auge erblicken. Das leicht progressive “Stormbringer” ist aufgrund des einprägsamen Refrains mein persönliches Highlight der Scheibe. Auch hier dreht Emma zum Schluss noch einmal ordentlich auf und zeigt, wie hoch sie kommt – starke Leistung. “In The Grip Of Night” ist auch so ein Song, bei dem es viel zu entdecken gibt, besonders die teils unvorhersehbaren Breaks und Tempowechsel steigern das Hörerlebnis. Nach einem weiteren kurzen Instrumental geht es dann bei “A Warrior’s Lament” ein letztes Mal in die Schlacht.

“Destinys Call” ist eine wirklich interessante Scheibe geworden, die man aber nicht nebenbei hören kann und sollte. Man muss sich schon Zeit nehmen, da die Songs doch recht komplex sind und man immer wieder kleine Details findet, die dieses Debüt zu etwas Besonderem machen. Tolle Songs, die teilweise mehr Druck hätten vertragen können. Wer also mal etwas über den klassischen Schubladen Heavy Metal hinaus möchte, ist bei Chevalier genau richtig.

Wertung: 8/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen