CIRITH UNGOL, NIGHT DEMON, STALLION, KERRIGAN

Basel (CH), Sudhaus, 13.09.2024


Die Basilisk Deströyers (der Basilisk ist das Basler Wappentier), ein lokaler Heavy Metal Club, der seit 2015 aktiv ist, haben ein gutes Gespür für tolle Line-ups ihrer Events. Während die vergangenen Events mehrheitlich absolute Undergroundveranstaltungen darstellten, ist der erste, und aufgrund der Abschiedstour Wohl oder Übel auch letzte Auftritt von Cirith Ungol in der Schweiz, die deutlich größte Produktion, welche das Team auf die Bühnen Basels bringt. Eines muss man den Jungs lassen, das Konzert ist von A bis Z perfekt organisiert. Umso erfreulicher, dass das Sudhaus proppevoll ist und sich der Event schlussendlich wohl das „ausverkauft“ Schild umhängen durfte.

Kerrigan aus Freiburg genießen als Opener fast ein Heimspiel, liegt Freiburg im Breisgau lediglich gut 60 km von Basel entfernt. Die Band um die zwei Gründungsmitglieder Jonas Weber (v, g) und Bruno Schotten (g) spielen heute ihren erst zweiten Gig und dafür bringt das Quartett einen sehr guten Set aufs Parkett, der vom Publikum entsprechend honoriert wird. Groß war die Euphorie um die zwei Lone Wanderer Musiker nach dem 2020er 4-Track Demo namens „Heavy Metal 2020“. Aufgrund des tollen Debütalbums „Bloodmoon“, welches ziemlich genau vor einem Jahr veröffentlicht wurde, durfte man durchaus große Hoffnung in die Band stecken. Das Manko – als Duo bringst Du diese Art von Musik nicht auf eine Bühne. Die Suche nach geeigneten Mitstreitern erwies sich dann als etwas langatmig, so dass man erst jetzt auf Quartettstärke wachsen, und somit eine Bühne entern kann. Das Warten hat sich gelohnt. Denn auch wenn die Band teils noch etwas hüftsteif daher kommt, wird sie in Basel mit offenen Armen vom bereits zahlreich erschienenen Publikum empfangen. Der positive Zuspruch überwältigt die Band dann schon etwas, dürfte die Jungs aber auch auf den Auftritt am Deaf Forever Birthday Bash in Hamburg in einer Woche gut vorbereiten. Die Jungs eröffnen ihren knapp 45-minütigen Gig mit dem speedy-melodiösen Opener des Demos namens „Intruder“. Das leicht an Running Wild erinnernde „Bloodmoon“ ist für mich als Die-Hard Running Wild Fan natürlich ein Highlight des Debütalbums und kommt auch live gut rüber. Nach einem weiteren Demosong namens „Force And Will“ folgt mit „Child Of Sin“ wiederum ein richtiger Headbanger, bevor bei „Eternal Fire“ das Gaspedal durchgetreten wird und die Gitarrenharmonien schön eingängig aus den Boxen hämmern. Nach dem tollen und eingängigen „Hold The Banner“ hauen die vier Breisgauer zum Abschluss des schweißtreibenden Gigs mit „Heavy Metal 2020“ nochmals einen Demotrack ins Volk. Eine Darbietung, die mir gut heute gut gefällt. Auch wenn man mit dem Songmaterial keinen Innovationspreis gewinnt, machen die Songs durchaus Spaß. Ein guter Start in den heutigen Abend.

Setlist: Intruders; Bloodmoon; Force And Will; Child Of Sin; Eternal Fire; Forces Of Night; Hold The Banner; Heavy Metal 2020.


Stallion sind eine derjenigen Bands, die für gewöhnlich keine Gefangenen machen, und den Fans ihre Songs brachial und gnadenlos um die Ohren haut. Das ist auch heute so. Ich habe die Band in den letzten zehn Jahren mehrfach live gesehen, und jeder der Gigs war das Eintrittsgeld Wert. Musikalische Qualität und energiegeladene Shows sind dabei markante Attribute für das Quintett aus der Region Ravensburg (Baden-Württemberg). Und Gitarrendruck ohne Ende! Zudem gefallen mir Bands, die klar Stellung gegen Intoleranz, Rassismus und Faschismus beziehen. Die doppelte Darbietung von „Kill Fascists“ ist ein deutliches Zeichen! Das Quintett um Frontsirene Pauly verwandelt das Sudhaus recht zügig in ein Tollhaus und heizt das Publikum nahezu perfekt für die verbleibenden zwei amerikanischen Bands an. Dabei werden alle drei Alben der Band berücksichtigt, auch wenn der Fokus nicht ganz überraschend auf dem mittlerweile auch in die Jahre gekommenen, aktuellen Album „Slaves Of Metal“ (2020) und dessen Vorgänger „From The Dead“ (2017) liegt. Die Band findet ein gutes Gleichgewicht zwischen Abrissbirnen à la „Waking The Demons“, „No Mercy“ oder „Underground Society“ und den Midtempo Headbangern wie „Down And Out“, „Time To Reload“ oder das an die 80er Poserbands erinnernde „All In“. Selbst das etwas ruhigere, cool gesteigerte „Die With Me“ fügt sich ausgezeichnet in den Set ein. Man merkt schnell, dass man hier eine bühnenerfahrene Band vor sich hat, denn sowohl Sound- und Songqualität wie auch das Stageacting sitzt vom ersten Moment weg. Auf die Dauer geht mir persönlich das Gekreische von Pauly dann doch irgendwann leicht auf die Nüsse, und ich würde mir in den Vocals etwas mehr Variabilität wünschen. Das ist allerdings sein Stil und der passt auch gut zur Band. Dem Publikum im Sudhaus gefällt das Dargebotene ausgezeichnet, und es geht amtlich die Post ab vor der Bühne. Nach dem an „Port Royal“ von Running Wild erinnernden „Rise And Fall“ (das einleitende Riff habt aber elegant bei Herrn Kasparek abgekupfert, Jungs) beschließt der obligate und geniale Rausschmeißer namens „Canadian Steel“ diesen wiederum sehenswerten Gig. Stallion gehören zu jenen Bands, die nicht unbedingt zu meiner Plattensammlung beitragen müssen, ich jedoch auf jeder Bühne mir gerne live anschaue. We’re stallions of metal, we ride side by side.

Setlist: Waking The Demons; Down And Out; No Mercy; From The Dead; Kill Fascists; Time To Reload; Wild Stallions; Die With Me; Underground Society; All In; Rise And Ride; Kill Fascists; Canadian Steel.


Ich habe Night Demon über die Jahre hinweg unzählige Male live gesehen, und die Band kennt einfach keine schlechten Tage! Die Gigs in der Schweiz waren in der Vergangenheit leider nur durchschnittlich besucht, heute ist die Hütte aber rappelvoll und dementsprechend ist die Stimmung im Sudhaus: ausgezeichnet. Die Band ist wie gewohnt voll motiviert und gibt ab der ersten Note von „Outsider“ Vollgas. Der Sound ist kristallklar, die Band energiegeladen wie immer und das Publikum bereits gut angeheizt, so dass von Anfang an amtlich die Post abgeht. Stimmungstechnisch die mit Abstand beste Night Demon Show, die ich in der Schweiz gesehen habe. Die Band nimmt es wohlwollend zur Kenntnis und ballert sich souverän und tight durch den einstündigen Set. Auch wenn es heute der erste Gig dieses Tourabschnittes darstellt, ist die Band gewohnt eingespielt und aufeinander abgestimmt. Wenn ich zu Beginn des „Outsider“ Zyklus den ehemaligen Drummer Dusty noch vermisst habe, ist „Brutal Brian“ Wilson nun von den Fans voll akzeptiert und etabliert. Musikalisch ist Brian ein Gewinn und er hat von Tag eins an abgeliefert, aber die Fanakzeptanz war anfangs, auch aufgrund seiner eher zurückhaltenden Art, etwas schwieriger. Die Setlist ist sehr ausgewogen und Klassiker wechseln sich mit Songs des „Outsider“ Albums ab, so dass eine gute Mischung zustande kommt. 60 Minuten sind mittlerweile deutlich zu kurz, um die Wünsche der Fans im Hinblick auf die Klassiker zu befriedigen. Mir gefällt die Mischung jedoch sehr gut. Zum Abschluss feuert man jene Bandklassiker ins Publikum, die für gewöhnlich eine Night Demon Show beschließen. Bei „The Chalice“ kommt natürlich Bandmaskottchen Rocky wiederum zum Einsatz. Heute mit brandneuen Händen/Krallen. Das obligat abschließende „Night Demon“ beendet einen ausgezeichneten, für meinen Geschmack jedoch zu kurzen Gig. Leider verzichten Jarvis und Armand diesmal, sich durch das dicht gestaffelte Publikum zu rocken, wie sie das noch im Juni in Stuttgart und Aarau getan haben. Nichtsdestotrotz stellt jegliche Kritik an der Band aus Ventura Jammern auf sehr hohem Niveau dar. Die Fans hätten natürlich gerne noch einen weiteren Song gehört, aber das Trio musste Platz machen für den heutigen Headliner, bei dem Jarvis und Armand nochmals 90 Minuten aktiv sein werden.

Setlist: Prelude; Outsider; Screams In The Night; Escape From Beyond; Dawn Rider; The Howling Man; Beyond The Grave; The Wrath; Welcome To The Night; The Chalice; Night Demon.


Vom Energie- und Bewegungsniveau her können Cirith Ungol natürlich nicht mit Night Demon mithalten. Stimmungstechnisch wird aber schnell klar, dass viele Anwesenden heute auch wegen des Headliners nach Basel gekommen sind. Und so wird die erste und wohl letzte Cirith Ungol Show in der Schweiz denkwürdig in Erinnerung bleiben. Das aktuelle Album „Dark Parade“ ist meines Erachtens das beste Cirith Ungol Album, das die Band in ihrer über 50-jährigen Bandgeschichte aufgenommen hat. Daher passen sich die drei Songs dieses Albums – „Sailor On The Seas Of Fate“,„Looking Glass“ und „Down Below“ – nahtlos in die Reihe der Klassiker ein. Zudem muss man Tim und Rob Tribut zollen, dass sie auch mit 68 Jahren noch auf der Bühne stehen und musikalische hochstehende Sets abliefern können und wollen. Etwas befremdlich ist die Tatsache, dass nach dem Ausscheiden von Jim Barraza (g) auch der Urgitarrist Greg Lindström auf dieser Tour durch Abwesenheit glänzt und Night Demon Klampfer Armand die Gitarre alleine schwingen muss. Auch wenn Armand einen exzellenten Job macht, ist es schade, dass man auf dieser Abschiedstournee nicht alle drei noch verbleibenden Originalmitglieder von Cirith Ungol auf der Bühne erleben kann. Musikalisch ist die aktuelle Konstellation aber das Beste, was man je auf einer Bühne von der Band erleben durfte. Ich kann jedoch die aufkeimende Kritik, dass dadurch der Charme, der Cirith Ungol ausmacht, diese gewisse Kauzigkeit, verloren geht, durchaus verstehen. Als Musikliebhaber bin ich aber immer für die bestmögliche Qualität und daher gefällt mir die heutige Darbietung ausgezeichnet. Hut ab vor Armand und Jarvis, welche die Doppelbelastung ausgezeichnet meistern. Wie mir Rob später zu Protokoll gibt, treibt ihm die tolle musikalische Qualität, welche durch seine Inear-System hämmert, immer wieder Tränen in die Augen. Die auf Quartettgröße geschrumpfte Band startet mit einer Klassikertriplette, bestehend aus „Atom Smasher“, „I’m Alive“ und „Frost & Fire“ furios in ihren Set. Generell werden eine Handvoll Klassiker jeweils durch ein bis zwei neuere Songs ergänzt, so dass kaum ein Bruch in der Stimmung zustande kommt. Tim wird nie ein großer Entertainer werden, aber er führt das Publikum elegant durch den Set und ist dabei bestens bei Stimme. Die Band ist ultratight, wie bereits erwähnt musikalisch auf sehr hochstehendem Niveau und spielt sich ohne erkennbare Spielfehler durch die 90 Minuten. Bei den Gitarrensoli würde der Band ein zweiter Gitarrist aber schon sehr gut zu Gesicht stehen, so dass man den Druck durchgehend aufrecht erhalten könnte. Aber seien wir froh und dankbar, dass wir die Band heute nochmals live auf der Bühne des Sudhauses erleben dürfen. Das Publikum feiert die Band gnadenlos ab, und man darf die Bühnenpremiere von Cirith Ungol in der Schweiz als sehr gelungen bezeichnen. Mit der Klassikerdoublette aus „Paradise Lost“ und dem ultimativ genialen „Join The Legion“ beendet die Band aus Ventura einen tollen Abend mit vier ausgezeichnet performenden Bands.

Setlist: Atom Smasher; I’m Alive; Frost & Fire; Sailor On The Seas Of Fate; Blood & Iron; Chaos Descends; Black Machine; Looking Glass; Forever Black; Master Of The Pit; King Of The Dead; Down Below; Paradise Lost; Join The Legion.

Wie gewohnt erfüllen sowohl Night Demon wie auch Cirith Ungol die zahlreichen Foto- und Autogrammwünsche der Fans geduldig. Unter metallischen Klängen aus der Konserve geht musikalisch im Sudhaus nochmals amtlich die Post ab. Nachdem das Equipment verladen ist, spiele ich meine Rolle als lokaler Tourguide für die zwei US Bands aus und wir begeben uns zur nachmitternächtlichen Nahrungsaufnahme in einen nahegelegen Dönerladen und lassen den Abend im Irrsinn (lokaler Metalclub) bei weiterem Bier ausklingen. Dabei stellt sich heraus, dass Tim und Rob wahre Kinder der Nacht, und kaum zur Nachtruhe zu überzeugen sind. Ein großer Dank an die Basilisk Deströyers für einen perfekt organisierten Konzertabend. Ich freue mich schon auf den nächsten Event unter Eurer Regie.

Autor & Pics: Steph Bachmann