CLOVEN HOOF – age of steel

Als Cloven Hoof nach dem gescheiterten Live Comeback mit Russ North 2014 mit einem neuen Album „Resist Or Serve“ und neuem Line-Up um die Ecke kamen, war das Ergebnis doch ein wenig ernüchternd. Das beileibe nicht schlechte Album (wie eigentlich keines der Band) wirkte ein wenig zerfahren und enthielt neben einigen modernen Elementen auch wohlschmeckende Zutaten aus dem goldenen Zeitalter der NWoBHM. Am Ergebnis änderte auch die Hinzunahme eines Castingshow Finalisten leider wenig. Seitdem aber Aska Sänger George Call das Mikro 2015 übernommen hat, befindet sich die Band wieder im Aufwind. Zugegebenermaßen hat die Musik kaum noch was mit dem selbstbetitelten Debüt (1984) oder der „The Opening Ritual“ EP aus dem Jahre 1982 zu tun.

Dafür ist sie aber gar nicht so weit von den Spätachtziger Großtaten wie „Dominator“ oder „A Sultan‘s Ransom“ entfernt. Sozusagen die Schnittmenge aus US Metal und Euro Metal mit viel Melodie und ohne jeglichen Kitsch. Diese Mischung dürfte und sollte jedem qualitätsbewussten Traditionsmetaller munden. Ob „Age Of Steel“ wirklich das beste je aufgenommene Cloven Hoof Album ist, wie Mastermind Lee Payne im Vorfeld behauptet hat, sei mal dahin gestellt. Man kann aber mit Fug und Recht sagen, dass es wieder einmal sehr stark ausgefallen ist. Im Großen und Ganzen befindet man sich im Fahrwasser des gelungenen Vorgängers „Who Mourns For The Morning Star“ (2017). Ursprünglich sollte das „Zeitalter des Stahls“ schon 2018 erscheinen. Komponiert wurde das Album bereits kurz nach dem Erscheinen des Vorgängers. Der Titelsong „Age Of Steel“ ist sogar noch ein paar Jahre älter. Der Grund für die Verschiebung des Releases war allerdings ein guter und auch aus Fansicht nachvollziehbar: Die allererste US Tour in der vierzigjährigen Karriere von Cloven Hoof. Der erfolgreiche Trip umfasste über 70 Konzerte. Von einer weiteren US Tour wurde zugunsten der Fertigstellung von „Age Of Steel“ abgesehen.

Aber zurück zum neuen Album! So what‘s up? Neu hinzugekommen sind sinfonische und bombastische Elemente im Gesamtsound der Band. Keyboarder Chis Dando hat hier ganze Arbeit geleistet und nebenbei auch einige Backingvocals beigesteuert. Diese verwässern die tollen Kompositionen allerdings zu keiner Zeit, sondern verleihen Songs wie zum Beispiel dem Opener „Bathory“ oder dem darauf folgenden “Alderley Edge“ mehr Epik, Dramatik und Tiefgang. Apropos „Alderley Edge“, nie war Mr Call stimmlich näher an Bruce Dickinson als hier! Allerdings kann ich persönlich nicht die Kritik nachvollziehen, in der behauptet wird, dass besonders bei diesem Song zu stark vom „Seventh Son“ Titelstück abgekupfert worden sei. Nach eigenem Bekunden hat sich Lee bereits nach „Number Of The Beast“ kein weiteres Maiden Album mehr angehört oder generell Alben von anderen Bands, um sich ganz bewusst nicht mehr von Modebewegungen innerhalb unserer geliebten Musik beeinflussen zu lassen. Ich nehme ihm das hier auch unbedingt ab.

Generell kann man sagen, dass das Album epischer ausgefallen ist. In der zweiten Hälfte wird mit „Ascension“ wieder die „Dominator“ Thematik aufgegriffen und somit eine Brücke in die goldenen Achtziger geschlagen. Frischen Wind bringt auch Neugitarrist Ash Baker mit, dessen zeitweise sehr rasantes, stets melodisches Gitarrenspiel mehr als einmal für herunter gelassene Futterluken sorgt, und die Neukompositionen regelrecht voran peitscht. Er ist ein würdiger Nachfolger für den langjährigen Leadgitarristen Chris Coss, der jetzt nur noch als Rhythmusgitarrist gelistet ist. Zeit zum Luftholen bekommt man lediglich bei der Halbballade „Bedlam“, welche ebenfalls sehr episch geraten ist. Ohne dabei kitschig zu wirken, wohlgemerkt.

Zusammengefasst kann man also festhalten, dass Cloven Hoof ihre Stärken nochmals gebündelt haben und sich im Vergleich zum direkten Vorgänger noch einmal steigern konnten. Die neuen Songs sind noch komplexer, abwechslungsreicher, ausgepfeilter denn je ausgefallen. Und doch melodisch und eingängig genug, um sowohl die Keep It True Gemeinde, als auch die „Don‘t bore us – bring us to the Chorus“ Happy Metaller hinter sich zu vereinen. Anspieltipps? Das fällt schwer! Das gesamte Album ist wie aus einem Guss. Wie jeder echte Metaller, sollte man sich das Album von vorne bis hinten, von oben nach unten und wieder von vorne anhören und nicht einzelne Songs in einer Spotify Playlist! Na ja, für die Unverbesserlichen unter Euch: „Touch The Rainbow“, „Alderley Edge“, „Gods Of War“ und „Age Of Steel“.

Wertung: 9/10
Autor: Michael Staude