COMMUNIC – hiding from the world

Die Norweger von Communic liefern mit “Hiding From The World” ihr mittlerweile sechstes Studioalbum ab. Mit Ausnahme des etwas schwächeren “The Bottom Deep” (2011) waren alle Alben durchgehend stark. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Band immer noch aus denselben drei Musikern besteht, welche die Band 2003 gegründet haben. Eine Kontinuität, die in der heutigen schnellebigen Zeit leider nur noch selten vorkommt, und die sich positiv auf die Musik des Trios auswirkt.

Ich erinnere mich wie ich 2005 bei meinem Plattenhändler des Vertrauens (Outsider Shop, Olten, Schweiz) auf der Suche nach neuem Stoff herumlümmelte. Als mir Fribi (Inhaber und langjähriger Kumpel) das Debütalbum “Conspiracy In Mind” mit den Worten “klingt wie Nevermore, vor allem der Sänger klingt wie Warrel Dane” in die Hand drückte, war meine Neugier natürlich geweckt. Nach kurzem Reinhören und Herunterfallen des Unterkiefers wurde das Teil mitgenommen und schnell liebgewonnen. Spätestens seit diesem Tag weiß ich, dass ich auf Fribis Tipps blind vertrauen kann.

Über die Jahre hinweg hab ich die Band etwas aus den Augen verloren und das letzte bewusst wahrgenommene Lebenszeichen der Band war das 2011er Album “The Bottom Deep”, welches mich leider nicht vollkommen überzeugen konnte. Daher war ich nun sehr gespannt wie sich das Trio aus Kristiansand im Jahre 2020 präsentieren würde. Die mehrheitlich langen Songs (neben dem kurzen, aber tollen Instrumentaltrack “Soon To Be” stellt “My Temple Of Pride” mit seinen knapp sieben Minuten ein Quicky dar) wissen vor allem durch ihren Abwechslungsreichtum und die eingängigen Melodieläufe zu überzeugen. Beim schnellen Opener darf man gegen Ende des achtminütigen Opus gar ungewohnte Blast Beats bewundern; der Titeltrack brilliert durch musikalische Abwechslung der Sondergüte. Die musikalische Nähe zu Nevermore ist zwar nach wie vor vorhanden, aber nicht mehr ganz so ausgeprägt wie noch vor 15 Jahren. Bei gewissen Gesangspassagen (z.B. beim Titeltrack oder “Born Without A Heart”) frägt man sich aber trotzdem, ob da nicht doch eventuell Herr Dane zu hören sein könnte. Mein absoluter Lieblingssong stellt das Letztgenannte dar, welches nicht nur aufgrund des ähnlichen Songtitels an das Quintett aus Seattle erinnert, sondern auch durch die musikalische Paralellen zur “Dead Heart In A Dead World” Phase von Nevermore besticht. Wer den Song einmal gehört hat, bekommt den Refrain und die Gitarrenleads einfach nicht mehr aus dem Kopf. Weitere Highlights sind der Headbanger “Plunder Of Thoughts”, das abwechslungsreiche “My Temple Of Pride” und die beiden sehr heavy gehaltenen “Face In The Crowd” und “Scavengers Await”. Wer denkt, bei Communic zu 100% das zu bekommen, was er oder sie erwartet, dürfte von gewissen Neuerungen im Sound der drei Skandinavier hoffentlich genauso positiv überrascht sein wie ich. Ein tolles, musikalisch hochstehendes Album mit extrem viel Tiefgang. Ein Album, welches abwechslungsreich ist, teils sehr heavy, teils sanft daher kommt und Stimmungen beinhaltet, die zwischen positiven Melodiebögen und dunkler Melancholie pendeln. Auch wenn die Vorgängeralben alle nicht von schlechten Eltern waren, stellt “Hiding From The World” das ausgefeilteste Werk der Band dar.

Wertung: 8,5/10
Autor: Steph Bachmann