CRITICAL DEFIANCE (CHL) – no life forms

Es gibt Dinge, die muss man einfach mal tun, auch wenn die Bequemlichkeit wieder komfortabel ihre Macht durchsetzen will. Eigentlich wollte ich Deutschlands einwohnerzahlmäßiges Vizekapitol gar nicht besuchen, obwohl ich genau weiß, dass Hamburg immer eine Reise wert ist, weil man dort jedes Mal interessante Leute trifft. Doch dann kam alles ganz anders. Diesmal war die Zufallsbekanntschaft ein süddeutscher Konzertveranstalter, und jetzt und hier ist es eine knallig geile Thrashband. Es gab bei der Herkunft dieser Fünfertruppe sowieso schon keine Qualitätszweifel, denn der Andenstaat ist ein Garant für richtig gutes und deftiges Oldschoolmetall. Und das aus aktueller Produktion. Critical Defiance haben sich 2013 gegründet und grad ihr Zweitwerk zusammengeschraubt. Verdammt gut sind die zehn Tracks geworden, die mit schneidenden Riffsägen und munteren Ideen in die Vollen gehen. Das geht auch einfach und sofort mit dem knappen Zwischen-die Augen-Schuss „A World Crumbling Apart“ (definitiv als vollständiger Song und nicht als Intro zu werten) los, dass die Gliedmaßen nicht still verharren können. „Altering The Senses“ kann schon mal einiges, und muss schon wegen seiner lebendigen Fressekloppereien als unbedingter Anspieltipp genannt werden, auch wenn sein plötzlicher Fade-out verwundert. Noch so ein tötendes Fade-out in „Warhead (Emotional Fallout)“ kann die Angelegenheit aber auch nicht nach unten ziehen. Entgegen seinem Titel ist „Elephant“ der nächste Raser, der einfach in jede Thrashplaylist gehört. Glaubste nicht? Dann achte mal auf das Startsolo von „Edge Of Consciousness“, weil das fegt dir alle Gehörgänge frei, aber schon von aus der Hose an. Ein mehr als würdiger Finaltrack ist das Titelstück, noch ein unbedingter Playlistaspirant, an dem der findige Oldschooler im Leben nicht vorbei kommt. Die messerscharfe Produktion macht Druck und unterstützt damit unheimlich, das Album einfach genial finden zu müssen. Jetzt kann es natürlich sein, dass ich etwas voreingenommen wirke, wegen der unausweichlich guten Laune hier in diesem sonnendurchfluteten und liebevoll gestalteten Fischmarktcafe, wo sich eh alle wundern, warum der Excitershirtträger mit den Ohrstöpseln an seinem wackelnden Tisch noch nickt und trampelt, doch das hohe Qualitätslevel von „No Life Forms“ lässt sich nicht wegdiskutieren. Die Südamerikaner haben es einfach drauf, besser als du auf Kommando kacken kannst. Und dahin kannste als Ungläubiger auch gleich gehen, wenn du dir vorher den Bauch gewaschen hast!

Wertung: 9/10
Autor: Joxe Schaefer