DAMNATION DEFACED, SUPREME CARNAGE, KILL REFLEX

Münster, Sputnikhalle, 13.10.2017


Die Jungs von Damnation Defaced machen ‘ne Party und laden ein, und das ausgerechnet an Freitag, dem 13. Das muss nix heißen. Ihr neues Album “Invader From Beyond” ist nämlich erst das dritte, wurde just vom Stapel gelassen und wird nun im Rahmen einer Release-Show vorgestellt. Dazu haben sie zwei Bands zur Gestaltung des Vorprogramms eingeladen. Von denen dürfen sich Kill Reflex als erstes der Audienz vorstellen. Die Members sind keine Neulinge im Underground, doch darf man die Deaththrasher mit modernerer Ausrichtung zusammen als Band noch so bezeichnen. Eine erste selbstbetitelte Single ist schon raus, ein Album hat man bereits geschrieben. Die Bochumer haben Punch und Tiefengroove, mit dem sie besonders gut ankommen, solange das Material straight bleibt. Vertrackteres zündet schwerer, aber öfters klingt eine Rhythmik wie “No Remorse” von Metallica durch. Bevor sie mit “My Legacy” fast dreißig Minuten gezockt haben, nimmt ihr Basser mit Kopfsocke und Down-Shirt einen großen Schluck aus der Jack Daniels Pulle: “Ist nur Eistee, keine Sorge!”


Supreme Carnage aus Münster sind den Oldschoolern bereits ein Begriff, nicht zuletzt weil ihr letztes Album “Sentenced By The Cross” bei Erscheinen vor zwei Jahren derbe bleibende Eindrücke hinterlassen konnte. Schon die ersten Töne heute Abend gehen mitten ins Kontrollzentrum. Für die Optik sorgen Gummischädel an zwei Mikroständern, für einen Tacken Fiesheit mehr kümmert sich eine erlesene Stimme, alle Variationen gutturalem Vocalsortiments aufbietend. Vorgestellt wird Jonathan aus Brasilien, der neue Basser der Münsteraner. Eine Hüne, bei dem sein umgehangenes Instrument wie ein Spielzeug aussieht. Mit “Lies Of Disciplin Rise (phonetisch)” gelangt ein neuer Song in die Setlist, man geht nämlich in Kürze für das dritte Album ins Studio. Ebenfalls neu ist “The Fire Prevails”, das Ding soll vielleicht sogar Titeltrack werden. Was ein Killersong! So, jetzt wird er der Titeltrack. Mächtig Spaß gibt es bei ihrem Heimspiel auf beiden Seiten der Bühnenkante. Zu Rufen nach Zugabe hängt man sich zwar die Bretter wieder um, doch leider war zeitlich kein weiteres Stück mehr drin und die Menge musste sich mit einem fünfundvierzigminütigem Auftritt zufrieden geben.


Der Headliner und Gastgeber Damnation Defaced aus Celle ist bereits seit 2006 mit groovendem Death unterwegs. Ihr neues Album “Invader From Beyond” fährt dick auf, bekam einen Mix und Mastering von Dan Swanö verpasst, fällt aber vor allem erstmal wegen seines hellen und fiesen Artworks von Juanjo Castellano ins Auge. Dass auf der Bühne bislang jeweils der Gitarrist einer jeden Band des Billings ganz links im Dunklen steht, liegt nicht nur daran, dass dort auch immer einer seinen Platz hat, sondern blöderweise ist das Licht so eingestellt, dass mehr Publikum als Bühne beleuchtet wird. Ganz anders bei Damnation Defaced, die haben ihr eigenes Licht mitgebracht, das zwar den Raum bestrahlt, aber die komplette Band unbeleuchtet lässt. Das wird jedoch der musikalischen Atmosphäre gerecht. Ungewohnter dagegen ist das Bild, bei ihrem Sound eine Telecaster zu spielen. “Münster seid ihr gut drauf?” lautet die Frage von Shouter Philipp, der von seinem absolut selbsbewussten Auftreten profitiert und sich nach Songs wie “Mark Of Cain” schon bedankt, bevor jemand Beifall spendet. Die Synthies kommen wie Samples und viele Effektgeräte aus dem Back, wer nicht drauf steht, kann froh sein, dass sie nicht dominant alles zukleistern. Die Niedersachsen haben ihr Handwerk drauf, sind routinierte Musiker und drücken noch zwei Zugaben durch, von denen vielleicht die erste gewünscht war und kommen insgesamt bloß auf eine Stagetime von schlappen 55 Minuten. Na ja, war kein leichtes Publikum für sie heute, denn sie konnten hier in Münster als Headliner nicht viel Bewegung verursachen, daher waren Supreme Carnage heute beste Band!

Autor & Pics: Joxe Schaefer