DEAD KOSMONAUT – gravitas

Gefühlt ist es gerade erst kurze Zeit her, dass ich das letzte Review der kauzigen schwedischen Heavy Metaller Dead Kosmonaut geschrieben habe. Ein kurzer Blick auf meine Festplatte zeigt mir auch, dass ich Recht habe. Die vier-Track EP „Rekviem“ wurde Ende September veröffentlicht.  Das Quintett um Nifelheim Fronter Per Gustavsson hat sich seit der Gründung im Jahre 2014 einen beachtlichen Ruf im Underground erarbeitet. Das lag nicht zuletzt an ihrem Debüt „Expect Nothing“, das viele aufhorchen ließ. Knapp drei Jahre später ist es nun also soweit und die toten Kosmonauten beglücken uns mit dem zweiten Longplayer, welches den Titel „Gravitas“ trägt.

Schnell fällt auf, dass die Produktion um einiges cleaner und druckvoller geraten ist  als auf dem Erstlingswerk. Auch Per hat gesanglich zugelegt und kommt, besonders in den Höhen, kräftiger rüber. Musikalisch sind die Fünf ihrer Linie treu geblieben und zocken einen stimmungsvollen, skurrilen und energiegeladenen Metal, der streckenweise gesanglich sogar im Power Metal grast. Abwechslungsreiche und überraschende Songs wie etwa „The Spirit Devide“ fliegen einem hier um die Ohren. Die Jungs haben echt ein Händchen für Songwriting. Die elfeinhalbminütige Ballade „Hell / Heaven“ ist dafür ein gutes Beispiel, wo man sich gar Klavieruntermalung bedient. Auch wenn so ruhige Nummern nicht so meins sind, fesselt mich dieses Stück. Das eineinhalbminütige Titelstück entpuppt sich als schweres Akkustikgitarren-Instrumental. Den Schlußstein dieses Werkes setzten die beiden ergreifenden und mächtigen Stücke „Dead Kosmonaut Part I und Part II“, wobei ersteres lediglich das Intro zu Part II darstellt. Dieser knackt wieder mühelos die Marke von zehn Minuten, was die schleppende Nummer aber auch braucht, um seine ganze Vielfalt zu offenbaren. Immer wieder findet man interessante Details beim Hören, auch die Liebe zu der eisernen Jungfrau klingt an einigen Ecke an.

Also, Dead Kosmonaut haben sich eindrucksvoll zurückgemeldet. Wer hier klassischen Heavy Metal erwartet, wird enttäuscht. Wer sich aber etwas über den Tellerrand hinaus an abwechslungsreichem und stimmungsvollem Metal begeistern kann, kommt hier voll auf seine Kosten. „Gravitas“ ist definitiv kein Album für eine Autofahrt, eher für eine Sofasession mit gedimmtem Licht und einem schweren alkoholischen Getränk. Wer sich also die Zeit nimmt, um in eine andere, universelle Welt einzutauchen, wird dieses Album lieben.

Wertung: 9/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen