DEAD LORD, NIGHT
Lünen, Lükaz, 05.09.2017
Zwei mal Schweden, zwei mal Oldschool, das ist doch ein tolles Package. Mal sehen, wie viele Nasen sich an einem Dienstagabend ins Lükaz verirren. Erstmal legt eine aufstrebende Band los, die sich glasklar zum Heavy Metal bekennt, sich mit dem neuen Album “Raft Of The World” soundmäßig weiterentwickelt hat und jetzt dort ist, wo ihre Freunde von Dead Lord schon sind. Jedoch klingt der deutlich zugenommene Retroanteil auf ihrem aktuellen dritten Album live wesentlich fetter. Die Jungs von Night, ganz in Schwarz mit Oberhemden, engen Jeans und Stiefeln, eröffnen mit dem Doppelpack “Into The Night” und ” Surrender” furios. Einfach Hammer und sehr überzeugend auch “Gunpowder Treason” und die Tracks des neuen Albums wie “Fire Across The Sky”. Gitarrist und Shouter Oskar aka Burning Fire, bestens bei Stimme, bekommt mit mehreren “How Are You Doing Tonight” sofort ordentlich Resonanz aus der Menge, und tatsächlich ist das Lükaz für einen Wochentag sehr gut gefüllt. Ihr Auftritt macht einfach Laune und zieht die Audienz mit Doppelhalsgepose und auf den Punkt gespielten doppelläufigen Soli wie in “Running In The Night” auf ihre Seite. Man muss es noch einmal sagen, Shouter Oskar und seine Mannen bringen live erwartungsgemäß mehr Härte rüber als auf ihrem neuen, sehr retromäßigen Album und ernten zu Recht Megaapplaus mit Sprechchören. Nur muss mit “When Silence Awaits” nach 45 absolut kurzweiligen Minuten und Rufen nach Zugabe zum Trotz schon Schluss sein. Sie sind definitiv mehr als nur ein Opener, diese Night!
Im Anschluss füllen Dead Lord den Headlinerposten und es ist noch etwas voller geworden vor der Bühne. Nach einer einführenden Humpa-Akkordeonversion von “Paranoid” aus der Konserve bringen Gitarrist und Shouter Hakim und Co. den Punch bei einer ganz sicher nicht statischen Show. Das war zuletzt noch anders, als wir das Quartett in Essen auf der großen Bühne des Nord Open Airs live gesehen haben. Offensichtlich liegen ihnen Clubshows mehr im Blut, dafür kannste mal den Apfel flambieren. Wer die Band bislang noch nicht kannte, dem sei gesagt, die ihnen nachgesagte Thin Lizzy-Lastigkeit und Hakims Solo mit seiner Gitarre hinterm Kopf gehören inzwischen zum Standard, ebenso das angespielte Riff von Rainbows “Since You’ve Been Gone”, später heute noch gefolgt von Slayers “Raining Blood” Startriff. Ansonsten herrscht hier das selbe Phänomen wie bei Night: auf der Bühne kommen sie mit wesentlich mehr Druck und fetteren Gitarren als auf ihrer neuen Scheibe. So muss das ja auch, und nicht anders.
Auch bei Dead Lord ist es Begebenheit, dass der angesagte letzte Song auch am Schluss des regulären Sets gespielt wird, haha. Ein kleiner Zugabenblock beginnt mit “Ruins” und einer Wunderkerze an Olles Gitarrenhals, dann folgt eine extra lange Version von “Hammer To The Heart” mit allem drin, von Hakims Erzählungen bis zum kurzen Drumsolo, bevor nach etwas über einer Stunde schon Finito ist. Auf dieser laufenden Tour war man gestern zusammen in Frankfurt im Bett. Ob auch physisch, vermag der Verfasser dieser Zeilen grad nicht zu sagen, jedenfalls heißt die Location dort so. Morgen geht es weiter nach Lausanne in die Schweiz und danach wieder hoch nach Kölle. Mögen die nächsten Gigs ein ebensolcher Erfolg werden!
Autor & Pics: Joxe Schaefer