Death Speed Burn Part 1

Oberhausen, Kulttempel, 18.04.2019


Eine der positivsten Überraschungen der letzten Zeit widerfährt uns gleich zu Anfang. Während wir verkehrstechnisch nicht ganz pünktlich am Kulturtempel hinter der Turbohalle eintreffen, das ehemalige Saint übrigens, schrubbt drinnen schon die erste Band. Es dauert gar nicht lange, bis Madnes ohne zweites ‘s’ im Namen komplett überzeugen. Wären wir bloß pünktlich gewesen. In knappen Songs mit Punkeinschlag bringt das Trio ungehobelt den Arschtritt und erreicht vor allem mit mächtig Undergroundfeeling so einige der Anwesenden. Dass Basser Mike ein cooles Shirt von den Bottropern Cultist trägt, kommt definitiv nicht von ungefähr. Dara an der Flying V nutzt drei aufgestellte Mikrofone, steht gern und lange dem Publikum abgewandt zu, brüllt, faucht, keift und versprüht dadurch Outline-Attitüde und etwas Nervosa-Roghness. Rückkopplungen spielen keine unwesentliche Rolle und irgendwann wird mal ein knochiges “Run To The Hills“ angespielt. Ebenfalls am heutigen Abend spielen Midnight in Essen, und gemäß Dara könnten wir gleich alle dorthin rüber. Komisch, denn dabei sind heute auffällig viele Midnight-Kutten hier in Oberhausen. Jedenfalls eine angenehme Überraschung diese Madnes, da bleiben wir doch mal am Ball!


Dieser angeblich grüne Donnerstag eignet sich staumäßig weniger für längere Konzertabende, wenn wegen des auch für Ungläubige stillen Feiertages auf jeden Fall noch vor Mitternacht komplett Schluss sein muss. So wird bei vier Bands auf dem Billing früh begonnen und im weiteren Verlauf das Timing streng eingehalten. Die Thrasher von Destroy Them haben wir bereits im Februar diesen Jahres in der Zeche Carl zu Essen auf dem Endzeit Festival live gesehen. Heute Abend spielen sie in Oberhausen, quasi nebenan. Nach ausgiebigem Soundcheck folgt das Intro und Shouter Hendrik fordert schon im Opener zum Mitmachen auf. Doch die Besucher hier in Oberhausen ziehen es noch vor, geräumig Parkflächen vor der Bühne freizulassen. Das seriösere „Life In Suicide“ mit anspruchsvoller Aussage nimmt erstmal das Tempo raus, aber es dauert bis zur nächsten Tempoanhebung nicht mehr lange. Mit „Beyond Force“ biegt der Vierer langsam auf die Zielgerade ein, der letztendlich vierzig Minuten auf den Punkt kam.


Zu Lifeless geht ein kleiner Ruck durch die Menge, es wird voller vor der Bühne und Oberhausen kommt selbständig in Bewegung. Bei Granaten wie „From Chaos Our Order Shall Rise“ oder „Rites Of Desolation“ kann das auch kaum anders sein. Basser Sascha im Darkthrone Shirt, der noch bei Suffocated Art die Axt schwingt, kommt auf den Punkt, hat die Ruhe weg, und wechselt mal die Bühnenseite. Sonst steht eine brachiale Death Metal Wand im Vordergrund, die einfach alles mitreißt. Durch üppiges HM-2 Gebrate und fies lange Abschlussvokale von Gitarrist und Growler Marc schmeißen die Dortmunder richtig Feuer ab und erreichen das Publikum. Da muss erst vor „The Occult Mastery“ noch ein Intro her, oder ein geniales Lead zu „Perdition Of The Whore“, um der Menge mal kurz eine Pause zu gönnen. Was für ein geniales Brachialpfund. Beim Brett von „Under The Sign Of The Iron Cross“  hat man sich schon mehrfach die Frage gestellt, was Lik gleich anstellen müssen, um nicht abzustinken. Lifeless wollen sich übrigens am 10.05.2019 wieder mit genialen Schweden die Bühne teilen, nämlich in Bochum mit Entrails.


Weiter geht die HM-2 Attacke, diesmal auch von Schweden verursacht. Im Mittelpunkt steht ihre neue Scheibe „Carnage“, die im Vinylformat am Merch für zwanzig Schleifen den Besitzer wechselt. Lik ballert erstmal ohne Pause durch, dass in der Audienz Bewegung durch Action und Randale vor der Bühne die logische Folge sind. Neubassist Joakim am Fünfsaiter animiert die Menge immer weiter, als ob hier noch gar nichts los wäre. Wie schon bei Destroy Them, wo sich mit einer Applausabfrage bei allen beteiligten Bands bedankt wurde, werden Madnes wieder mit auffällig viel Beifall bedacht. Außerdem trägt Shouter und Gitarrist Thomas schon ein Shirt des Trios. Korrekt so! Seine Ansagen fallen clean und eher leise aus, dabei punktet der sympathische Fronter durch lockere Sprüche wie „I heard you have a day off tomorrow…!“ und stellt ihren Drummer zu „Embrace The End“ zweimal vor, der schon nach dem Opener das erste Bruchholz ins Publikum warf. Jubel gibt es gleich nach der Ansage zu „Necromancer“, und entsprechend geht es auch ab im Pit, wie zu den Punches von „Left To Die“. Beim Tempo von „Death Cult“ wird es noch Bewegungsfreudiger vor der Bühne, dazwischen kommt das mörderische “The Deranged” grad recht. Nach „Skin Necrosis“ und Abklatschen mit den ersten Reihen verlassen die Stockholmer unter Lik-Rufen die Bretter. Denn es muss nach etwas über einer Stunde Spielzeit aus genannten Gründen schon Schluss sein, über den Day Off weiß Tomas ja bescheid …

Autor & Pics: Joxe Schaefer