Der Detze Rockt

Daun-Rengen, Sportplatz Am Detzenberg, 16.06. – 17.06.2023


Tag 1: Freitag, 16.06.2023: Mechanic Tyrants, Coltre, Midnight Rider, Bunker 66, Enforcer, Uli Jon Roth

So ein ganzes Jahr zu warten kann sich ganz schön ziehen, aber jetzt endlich ist wieder Detze. Und es gibt ein paar Neuerungen, zum Beispiel befindet sich der Eingang nun nicht mehr neben der Bühne, sondern an der langen Seite. Wie immer verläuft der Einlass ziemlich entspannt und die vielen freiwilligen Helfer arbeiten ziemlich relaxt. Auf der Bühne macht sich grad die erste Band startklar. Shouter Florian und Basser Danny sind noch von Torpedo, deren Demo uns noch mit den Kinski-Cover im Gedächtnis geblieben ist. Plakativ für alle prangt nun das Banner mit dem Bandnamen über den Drums, der Titel des oben genannten Demos ist nun der Bandname des Vierers. Mechanic Tyrants haben ihre „Meanhattan“ EP im Gepäck, das heißt also, der Detze wird in diesem Jahr zünftig mit klassischem Heavy Metal eröffnet, daran ändert auch das Opel Shirt von Shouter und Gitarrist Florian nichts. Na ja, an den Vehikeln ist jedenfalls auch Metall dran. Lustig jedenfalls auch die Ansage Speed Metal zu spielen, und dann erstmal ein langsameres Stück nachzuschieben. Es hat sich bereits einiges an Metalvolk vor Bühne versammelt, und gemessen an dessen Gezappel und lautstarkem Zuspruch dürfen wir mit Fug und Recht behaupten, das Festival wurde amtlich eröffnet. (Joxe Schaefer).


Das Erscheinen der Debüt-EP „Under The Influence“ der britischen Band Coltre sorgte 2021 für große Begeisterung unter den Fans der NWOBHM, da es die Musiker wahrlich meisterlich schaffen, den rohen und groovigen Sound der späten 70er und frühen 80er Jahre weiterzuführen. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass die Band ihren ersten Live-Gig in Deutschland auf dem Detze gibt, steht bei dem Festival seit zehn Jahren doch immer mindestens eine „klassische“ NWOBHM-Band auf der Bühne. Mit etwas Verspätung und trotz der frühen Uhrzeit bei einer beachtlichen Menge an Publikum, geben die vier Jungs mit „Lambs To The Slaughter“ und „Crimson Killer“ gleich richtig Gas. Wer sich vorab fragte, wie die Band einen 45-Minütigen Gig mit einer EP von etwas mehr als 30 Minuten ausfüllen will, dem sei gesagt, dass diese beiden Songs auch schon die einzigen Titel der EP sind. Als Überraschung hat Coltre nämlich noch ein ganz besonderes Ass im Ärmel. So nutzt die Band diesen seltenen Auftritt dazu, ihr neues Album gleich vor einem ausgesprochenen Kennerpublikum zu testen. Den Besuchern des Detzes ist es gegönnt, gleich vier neue Titel des bisher unveröffentlichten Albums zu hören und dazu abzufeiern. Das kommende Album knüpft nahtlos an das Debüt an. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass sowohl die neuen und als auch die bereits bekannten Songs gleichermaßen gut beim Publikum ankommen. Einziger kleiner Wermutstropfen ist Coltres Interaktion mit der Crowd. Hier ist die Band teilweise noch zu zögerlich und manchmal mit sich selbst beschäftigt. Verzeihlich, da es sicherlich auch der Tatsache geschuldet ist, dass die Jungs in diesem Jahr noch keinen Auftritt hatten und dies auch noch der erste Gig mit dem neuen Album ist. Aufgrund des etwas verspäteten Beginns ist schließlich nach knapp vierzig Minuten Schluss. Schade, denn die Jungs kamen wirklich gut bei dem Publikum an und gegen einen weiteren Song hätte sicherlich niemand Einwände gehabt. Alles in allem also ein wirklich gelungenes Debüt einer der Bands der Stunde.
P.S.: Dass es sich bei Coltre um sehr sympathische und nahbare Typen handelt, zeigte sich dann spätestens am nächsten Tag, als es sich die auf dem Festival verbliebenen Bandmitglieder nicht nehmen ließen, den Auftritt von Kev Riddle‘s Baphomet mit den anderen Fans inmitten der Crowd zu verfolgen. Hierbei war nicht zu überhören, wie gut Marco Stamigna tatsächlich auch die Klassiker von Angel Witch singen kann. (Jürgen Sauer).


Weil wir Bassist Martin und Gitarrist Blumi noch von Metal Inquisitor kennen, wo man sich ihrem Sound angemessen natürlich klassisch metalmäßig kleidete, treiben uns ihre völlig anderen Bühnenklamotten bei retro-rockigeren Midnight Rider jedes Mal ein schmunzelndes Grinsen ins Gesicht. Letztendlich können wir wirklich nicht genau sagen, wie oft wir Midnight Rider in der jüngeren Vergangenheit schon live gesehen haben, auf jeden Fall war es vor wenigen Tagen noch auf dem Rock Hard Festival. Der Fuß vom auch hier auf dem Barhocker sitzenden Gitarristen Blumi steckt noch immer im Gips, hoffentlich schreitet seine Genesung zügig voran. Es wird eine ähnliche Setlist wie am Kanal gezockt, aber heute ist mit dem langen „No Regrets“ einer der stärksten Songs vom neuen Album „Beyond The Blood Red Horizon“ mit dabei. Darauf ein frisches Bit, auf das man am Thekenbereich übrigens nie lange warten musste. (Joxe Schaefer).


In der Abendsonne des ersten Festivaltags macht sich das Trio Bunker 66 aus Sizilien daran, die Bühne zu entern. Ich habe von der Band noch nicht viel gehört und lasse so erst einmal alles auf mich zukommen. Für eine Black Thrash Band finde ich es ungewöhnlich, dass die beiden Frontleute komplett mit klassischen Fender Modellen zu Werke gehen. Irgendwie hätte ich bei den Jungs mit Hellhammer und Voivod–Shirts Instrumente mit mehr Ecken und Zacken erwartet, aber es kommt ja darauf an, wie es nun klingt. Der Sound ist recht eigenwillig, irgendwo zwischen Celtic Frost und Speed Metal, ein bisschen Venom ist auch mit drin. Dem Detze Publikum gefällt es auf jeden Fall, beim ersten Song geht direkt der erste Moshpit los. Dieser muss nur direkt nach wenigen Sekunden wieder unterbrochen werden, da sich eine sehr junge Festival Besucherin darin verlaufen hat. Nachdem die Kleine wieder zu ihren Eltern in Sicherheit gebracht wurde, geht vor der Bühne die Party weiter. Der Sound gefällt mir gut, im Laufe des Sets erinnert er immer mehr an Midnight, auch wenn deren fetter Bass-Sound leider fehlt. Alle Bandmitglieder wechseln sich bei den Lead Vocals ab, ich denke, ich sollte mich mal näher mit dem Trio befassen. Ein schöner Gig am Freitag. (Jens Wäling).


Die Schweden von Enforcer habe ich bereits vor drei Wochen auf dem Rock Hard Festival mit einem Superauftritt gesehen. Auf dem Detze ist die Band ähnlich gut drauf und voller Spielfreude wie am Rhein-Herne-Kanal. Dennoch ist das Konzert hier eine ganze Nummer besser, da Band und Publikum eine deutlich intensivere Verbindung haben. Die Setlist ist aufgrund der Co-Headliner Position länger als in Gelsenkirchen und so gibt die Band auch ihre neue Powerballade „Nostalgia“ vom gleichnamigen Album zum Besten. Enforcer beweisen erneut, dass sie die Anführer der New Wave of Traditional Heavy Metal sind! (Matze Fittkau).


Für die ausgefallenen Flotsam & Jetsam musste ein adäquater Ersatz her. Okay, Thrash ist es nicht geworden, aber dafür noch oldschooliger, denn die Blüte des nächsten Künstlers und seinen Songs reicht bis in die Siebziger zurück. Und damit ist Mister Uli John Roth sowas von passend auf dem Detze, zumal einige Fans ihn noch nie live gesehen haben und sich wegen der bekannten Tracks seiner alten Band Scorpions darauf wie blöde freuen. Ab geht die Rutsche mit „All Night Long“, das auch nur auf dem „Tokyo Tapes“ Livealbum zu finden ist, und zwar dort ebenfalls als Opener. Insgesamt ist die Bühne in diesem Jahr größer und höher, da drückt der Sound einfach besser ins Gesicht. Und davon profitiert auch der Hannoveraner mit seiner Band, wie der Sound seiner gespielten Songs von den Scorpions noch psychedelischer geworden ist. Der als sehr unkompliziert bekannte und auch so auftretende Uli scheut sich nicht davor, auch Stücke aus der Schenker und Meine Feder zu performen wie eines unserer Favoriten „Pictured Life“. Leider wirkt der  Gitarrensound seiner einzigartigen Skyguitar manchmal etwas sehr dünn, es ergibt aber noch immer ein schlüssiges Gesamtbild. Sehr geil in der ganzen Angelegenheit, wie laut „In Trance“ mitgesungen wird, bei den Fans nicht erst seit der gecoverten Version von Night Demon ein Späthit. Und weil „Speedy’s Coming“ heute wieder nicht gespielt wurde, haben wir kurzerhand diesen Schenker/Meine Song in die zügige Oldschoolplaylist der bis tief in die Nacht laufenden Aftershowparty geschoben. Holen wir uns danach mal eine verdiente Mütze Schlaf und freuen uns auf Festivaltag zwei. (Joxe Schaefer).


Tag 2: Samstag, 17.06.2023: Firmament, Karloff, Venator, Aggressive Perfector, Hellripper, Kev Riddle’s Baphomet, Violator, Mortuary Drape, Razor.

Nachdem wir uns vom ersten Festivaltag halbwegs erholt haben, steht auch schon Tag zwei in den Startlöchern. Zeit zum Vorglühen am Camp bleibt uns nur wenig, aber bei den Bierpreisen, die übrigens nicht angehoben wurden und damit stabil geblieben sind, kann man direkt auf dem Gelände mit gutem Gewissen die erste kühle Hopfenschale zu sich nehmen. Das tun wir natürlich auch und begeben uns dann direkt vor die Bühne, wo der Opener des heutigen Tages in den Startlöchern steht. Nach der Begrüßung durch Veranstalter Martin, in der er noch mal klarstellt, dass Nazis hier nicht willkommen sind, entern die Leipziger Firmament unter Applaus die Bühne. Der Fünfer, der mit seinem aktuellen Output „We Don’t Rise We Just Fall“ nicht nur bei mir für feuchte Augen und Hose gesorgt haben, nehmen sie die Menge nach dem Intro und dem folgenden „On The Edge“ auf ihre Heavy Rock Reise mit. Die Jungs haben sich im Vergleich zu unserem ersten Auftritt auf dem Heavy Metal Maniacs Festival im vergangenen Jahr sehr stark weiterentwickelt und gehen ziemlich tight zu Werke, was die zahlreichen Metaller vor der Bühne dankbar annehmen. Weiter geht es mit einem meiner Lieblingssongs „Firmament“. Eine echt geile Nummer, die unter die Haut geht. Bereits um diese frühe Zeit ballert die Sonne schon ordentlich und Schatten suchen die zahlreichen Banger vor der Bühne leider vergebens. Das Quintett zockt sich unbeirrt durch seine Setlist mit etlichen starken Nummern, wie etwa „Hide & Seek“, „Live In The Night“ oder „Mortal Giants“. Nach dem krönenden Abschluss mit „The Void“ ist die Spielzeit dann auch schon zu Ende. Ein super Auftritt von Firmament und ich ärgere mich sehr, zwei Wochen zuvor auf dem Muskelrock zu faul gewesen zu sein und nachts nicht mehr der Zeltshow der Leipziger beigewohnt zu haben. (Tino Sternagel-Petersen).


Nach einem weiteren kühlen Getränk, geht es on stage direkt weiter mit Karloff. Auch dieses Trio haben wir die letzte Zeit des Öfteren gesehen, zuletzt auf dem Dying Victims Festival in Essen. Das punkige Black Metal Trio aus Oldenburg verzichtet heute wohl aufgrund des Wetters auf seine Bühnendeko in Form von Leuchtkugeln. Gut, wäre bei dem Sonnenschein auch etwas sinnbefreit. Mit „Through My Misantrophic Kingdom“ legen die Jungs ziemlich druckvoll los. Überhaupt ist der Sound heute echt spitze. Auch optisch haben sich Fronter Tom Horrified und seine Mannen ihren musikalischen Vorbildern Celtic Frost angenähert mit ihren dezent geschminkten Augen. Wie es Tom mit einem Cordsakko bei den Temperaturen auf der Bühne aushält, ist mir ein Rätsel. Stoisch und tief in ihre Musik versunken, zocken sich Karloff durch ihre Setlist und mit Krachern wie „Sound Of Discipline“ und „Hate Consumer“ ziehen sie unzählige Fans vor der Bühne in ihren Bann. Das nächste Tageshighlight für mich! Weiter geht es mit „No Friends“, „Bastard Of The Night“ und „Skeleton In Ashes“, bevor es mit „On The Old Ropes“, „I Like Blood“ und „A Violent Winter“ umjubelt über die Ziellinie geht. Karloff haben mal wieder abgeliefert und wie! (Tino Sternagel-Petersen).


Auch die folgende Band, haben wir vor wenigen Wochen bereits auf dem Dying Victims Festival gesehen, Venator. Der Linzer Fünfer hat dort bereits ordentlich Laune gemacht und genau da setzen die Jungs heute auch wieder an. Es geht direkt rund vor der Bühne und Venator feuern ihren energiegeladenen Heavy Metal in die schwitzende Menge und mit ihrem letztjährigen Debütalbum „Echoes From The Past“ haben die Ösis auch reichlich starkes Material dafür. Der Nietenbehangene Shouter Hans Huemer hat sich in bester Manowar Manie noch Fellstulpen über das Schuh- und Beinwerk geworfen, Respekt bei dem Wetter, bei mir steigt die Körpertemperatur stetig an. Als dann mein Hirn gefühlt gegrillt wird und auch noch Schwindel einsetzt, entscheide ich mich nach dem Kracher „Maniac Man“ in den Schatten zu flüchten. Natürlich nicht, ohne noch einen kurzen Abstecher durch das schattenspendende Merchzelt zu machen und mir ein weiteres Venator Shirt zuzulegen. Glücklicherweise liegt unser Zeltplatz direkt auf der Rückseite des Geländes und so kann ich durch den Zaun gucken und die finalen Tracks „Seventh Seal“, den Killersong „Paradiser“ und das abschließende „The Hexx“ genießen. Ein weiterer starker Auftritt am zweiten Festivaltag – Top! (Tino Sternagel-Petersen).


Dass Aggressive Perfector, trotz des Namens, kein billiger Slayer Ripp-off sind,  haben die drei Engländer spätestens auf dem aktuellen Album „Havoc At The Midnight Hour“ von 2019 klargestellt. Dennoch können Mikhail Wargoat, Intimidator und Generel Holocausto live nicht verleugnen, welche ihre größten Vorbilder sind. Die Band bietet kurzweiligen Old School Thrash mit Einflüssen aller Bands, die die Achtziger geprägt haben. Das Ganze steht jedoch auf eigenen Beinen, da die drei Musiker es schaffen, ihre Musik mit ihrem eigenen Label zu versehen. Aggressive Perfector haben das Publikum auf jeden Fall schon mal gut eingeheizt. (Matze Fittkau).


Jetzt sind die Schotten dran und sie fahren eine ähnlich amtliche Speedschiene wie die Band zuvor. Es sind einige Fans nur wegen ihnen zum Detze gefahren, und ihr Logo kann man im Vorfeld schon bei einigen Festivalbesuchern auf dem Allerwertesten ablesen, denn am Merch werden kurze Hellripper Pants angeboten. Das uncleane Gebrüll von Shouter und Alleinherrscher James, der auf der Bühne mit Livemusikern auftritt, steht im krassen Gegensatz zu seinen recht leisen Ansagen. Der Spruch „All Hail The Goat“ auf seiner weißen Flying V steht dagegen im Einklang mit seinem Venom Shirt. Der Song ist für später auf der Setlist vorgesehen. Es geht heftig nach vorn los und in der Tat macht der Vierer gut Tempo, reißt aber nicht ganz so mit wie grad noch Aggressive Perfector. Dabei geben sie ordentlich auf die Fresse und es kommt ihre Motörhead Attitüde ebenfalls fett rüber, während die Sonne langsam am Horizont verschwindet. (Joxe Schaefer).


Wer auf die New Wave Of Heavy Metal Legende Angel Witch steht, ist auch mit Kevin Riddles Baphomet vertraut, die in jüngerer Zeit auf Festivals sehr munter unterwegs sind und ihre Versionen der Songs wie „Confused“, „Sorceress“ und „Atlantis“ und um das selbstbetitelte Debüt unters Volk tragen. Kev darf das, da er die Songs damals mitgeschrieben hat. Großartiger Umstand dabei, dass er in seiner Band Tytan, vor der auch die anderen Musiker sind, einen super Sänger hat, der das Material lebendig und sehr druckvoll rüberbringt. So geht ein Schub durch die nicht zu dicht stehenden Menge, nur die Schuhe von Kev dürfen hier noch Erwähnung finden, denn das sind in der Tat sogenannte Crocs. Recht spaßig auch die Tatsache, dass der im eigenen Bandshirt gekleidete Kev gefühlt alle zehn Sekunden seine Mimik ändert. Aber sonst ist alles gut. Schlussendlich pfeift „Angel Witch“ noch mal alle an und erwartungsgemäß dreht die ganze Menge ab. Super passend, diese Band für dieses Festival geholt zu haben. (Joxe Schaefer).


Nachdem im letzten Jahr Corona den Auftritt der Brasilianer in der Eifel verhindert hatte (alle, die die Tour vorher noch gesehen haben, wissen, was das für ein Verlust war), wird dieser nun ein Jahr später nachgeholt. Endlich gibt es richtigen Thrash Metal auf dem Detzenberg. Während des Soundchecks von Violator freuen sich die Jungs schon sichtlich, es endlich hier hin geschafft zu haben. Es geht kurz runter von der Bühne, Maidens „Phantom Of The Opera“ wird als Intro gestartet, es geht zurück auf die Bühne und der Wahnsinn geht los. Passend zum Opener „Ordered To Thrash“ tobt ab Takt 1 auf dem Detze der größte Circlepit, den dieses Gelände je gesehen hat, es geht einmal über die komplette Bühnenbreite und die Anzahl der Leute, die ruhig stehen bleiben ist kleiner als die der Leute im Pit. Daher fällt dieses Review leider auch etwas kürzer aus, als die Band es verdient hätte. Ich konnte da auch nicht so einfach mit Zettel und Stift an der Seite stehen bleiben. Mit „Atomic Nightmare“ geht es nahtlos weiter in die nächste Runde mit fliegenden Menschen. Der Grund des Ausfalles im letzten Jahr wird bei „Respect Existence“ noch einmal thematisiert. Dieses Stück wird den 700.000 Corona–Toten in Brasilien gewidmet. Die Jungs verstehen sich als politische Band und Frontmann Poney gibt zwischen den Songs seine Meinung zur Sprache. So wird „False Messiah“ Brasiliens Ex – Präsident Bolzonaro gewidmet und ich glaube nicht, dass er ihn gewählt hat…. Neben diesen ersten Themen findet er aber zwischen den Songs noch Zeit, Anekdoten zu diesem Konzert zu erzählen. So war die Band bei den Eltern eines der Veranstalter untergebracht und die mangelnde Schnittmenge aus Eifeler Platt, Englisch und Portugiesisch wurde dann einfach durch Gras und Bier ersetzt, was zu einer guten Zeit für alle führte. Man könnte jetzt hier noch die Setlist weiter abschreiben, bei der jede Nummer schneller und energiegeladener als die andere war, so dass selbst der Monitormischer bangenderweise auf der Bühne steht, oder man kann einfach genießen und mitmachen. Der Höhepunkt dieses Feuerwerks wird mit „United For Thrash“ erreicht, bei dem das Publikum die Bühne in Beschlag nimmt und die Band auf der Bühne crowdsurft. Im Nachgang wusste einer der Veranstalter von einem leichten unwohlen Gefühl bei der Aktion zu berichten, ob denn die Bühne das auch alles aushalten und alles dabei heil bleiben würde. Spoiler: Alles gut gegangen. Hoffentlich gibt es die Jungs bald wieder auf dieser Seite des Atlantiks zu sehen! (Jens Wäling).


Nach dem totalen Thrash Gemetzel von Violator wird es mit Mortuary Drape düster und okkult. Nach einem zu langen Soundcheck betritt Wildness Perversion, einziges verbliebenes Gründungsmitglied, die Bretter der Detze Bühne. Wie gewohnt hält die Band eine schwarze Messe ab, in der Songs aller Veröffentlichungen Berücksichtigung finden. Der Sound ist annähernd perfekt abgemischt und besonders S.C. am Bass spielt unfassbar tight. Der Basssound ist stellenweise ähnlich knackig und präzise wie der Sound von Overkills D.D. Verni, der wie Mortuary Drape italienische Wurzeln hat. Zufall oder Italien Black Magic? Shouter Wildness Perversion liest die Messe nicht nur von seiner Kanzel aus, sondern nutzt die Größe der Bühne aus, um auch mit dem Publikum an den Seiten in Kontakt zu treten. Die Abenddämmerung tut ihr übriges, um den Auftritt der Band noch mystischer und dunkler erscheinen zu lassen. (Matze Fittkau).


In jüngster Zeit machen diese Kanadier wieder von sich reden und kloppen auch an der Livefront wieder ordentlich auf den Lukas. Im Falle des Der Detze Rockt Festivals holen die sehnlichst erwarteten Razor jetzt ihren Gig von letztem Jahr nach. Und die alten Recken, die Mitte der Achtziger mit den Alben „Executioner’s Song“ und „Evil Invaders“ die Speed und Thrash Metal Welt aufmischten, legen auch jetzt auf dem Detze mit dem Klassiker „Cross Me Fool“ das amtliche Brett vor. Shouter Bob hat optisch was von Blaze Bayley, wirkt aber neben Urmember Dave an der Gitarre gefährlicher. Der Sound haut direkt in die Fresse und dabei entstehen ordentlich Pits, selbstredend nicht ganz so große wie bei Violator, aber sehr amtlich. An dieser Stelle übernimmt unser geschätzter Kollege Tino, weil der Verfasser dieser erster Zeilen ab hier nun für die Aftershowparty aufbauen geht … (Joxe Schaefer).

Naja, Joxe, an solch einen Ausnahmezustand wie bei Violator kam und kommt sicher so schnell auch nix nur annähernd heran. Wie bereits erwähnt, haben die Kanadier ihre glorreichen Zeiten in den 80er Jahren und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Dave und Co erst mal mit Gassenhauern wie „Instant Death“, Violent Restitution“ oder „Behind Bars“ die Menge hinter sich bringen, bevor mit „Off My Meds“ den ersten Song vom aktuellen, eher schwächeren Album „Circle Of Contempt“ angestimmt wird. An die folgenden Klassiker wie „Iron Hammer“ oder „Electric Torture“ kommt der natürlich nicht heran, genau so wenig wie der finale Track der regulären Setlist „Jabroni“. Nach einem kurzen Verschnaufpäuschen kommen dann endlich die von vielen erwarteten Übersongs „Take This Torch“ und natürlich „Evil Invaders“, die von den Headbangers dankbar angenommen werden und so kreisen sowohl die Haare, als auch die Metaller an sich im Circle Pit. Damit setzen Razor ein sehr amtliches Ausrufezeichen und sind in beeindruckender Weise auf einander eingespielt. Nun bin ich doch sehr froh, dass das Quartett am heutigen Samstag spielt und ich den Alkoholkonsum bis dato schon stark reduziert habe, denn beim letzten Mal auf dem Hamburger True Thrash Fest Ableger habe ich wohl nicht mehr allzu viel vom Auftritt der Nordamerikaner mitbekommen, haha…  Wie auch immer, Razor sind ein würdiger Abschluss für dieses grandiose Festival und wir freuen uns jetzt schon auf das kommende Jahr, denn nach dem Detze ist vor dem Detze. An dieser Stelle sagen wir DANKE an alle Helfer des Festivals, die übrigens alle ehrenamtlich dieses kultige Event auf dem Detzenberg stemmen und gemeinsam für das Gelingen an einem Strang ziehen – C u next year!!! (Tino Sternagel-Petersen).

Autoren: Joxe Schaefer, Matze Fittkau, Jens Wäling, Jürgen Sauer, Tino Sternagel-Petersen
Pics: Joxe Schaefer