DESTRUCTION – born to thrash (Live)

Sommer 2020: Wisst ihr eigentlich noch, wie live geht? Das Jahr hatte bei mir so toll angefangen mit Death Angel, Exodus und Testament bei der „The Bay Strikes Back“ – Tour im Februar und dem tollen Saxon-Konzert zusammen mit Diamond Head und Tygers Of Pan Tang Anfang März in Düsseldorf. Dann kam Corona, der Lockdown und der ganze Mist, aber wem erzähle ich das?

Aber gerade uns Metalfans, und da spreche ich sicher für die große Mehrheit, reicht es nicht, nur den Veröffentlichungen unserer Idole auf Konserve zu lauschen. Wir wollen unsere Musik live erleben, die unvergleichliche Atmosphäre eines Live-Gigs, den Moshpit, die Fans und natürlich die Bands auf der Bühne. Schlechte Karten im Sommer des Jahres 2020. Und so blicken wir sehnsüchtig zurück auf das vergangene Jahr 2019, als die Welt konzerttechnisch für uns noch in Ordnung war. Wo Corona noch eine hierzulande eher unbekannte Biermarke und im Sommer die Festival- und Open Air-Saison in vollem Gange war.

Und jetzt kommen Destruction. Am 7. August 2019 hatten sie ihr neues Album „Born To Perish“ veröffentlicht und einen Tag später spielten sie beim Party.San Metal Open Air auf dem Flugplatz Obermehler. Den Mitschnitt dieses Gigs hat man dann später angeblich ungeplant einfach kurzerhand mal der Plattenfirma präsentiert und anno 2020 als Livealbum veröffentlicht. Letzteres mag man eigentlich gar nicht glauben, denn die Soundqualität von „Born To Thrash“ ist brillant! Ein fettes, keineswegs lieblos dahingeklatschtes Livealbum, das man mal so zwischendurch auf den Markt wirft, um ein paar Dollars nebenher zu machen. Nein, diesen Eindruck hatte ich zu keiner Sekunde. Das Ding fängt die Live-Stimmung hervorragend ein und sämtliche Instrumente, die Vocals und auch Reaktionen des Publikums werden klanglich vorbildlich transportiert. Wenn Destruction der leidenden Metalgemeinde den Live-Entzug des Sommers 2020 abmildern wollten, so ist ihnen das mit „Born To Thrash“ einzigartig gelungen. Was für ein Brett! Destruction machen ihrem Namen alle Ehre und legen alles in Schutt und Asche. Klasse!

Und einen nicht geringen Anteil an der klanglichen Qualität dieses Live-Dokuments haben auch Drummer Randy Black, der den Sound mit seinem sehr straighten Spiel toll nach vorne treibt und der zweite Gitarrist Damir Eskić, der gleich zu Beginn zeigt, wie sehr eine zweite, fette Gitarre den Sound von Destruction aufwerten kann. Das alles zusammen sorgt für eine Mischung, die nicht nur ins Plattenregal jedes Destruction -Fans gehört, sondern sich auch in der Sammlung jedes anderen Metalfans sehr gut macht. Zumal ich auch das Artwork von „Born To Thrash“ alles andere als misslungen finde.

Was die Soundauswahl betrifft, so überrascht sicherlich, dass es einen Tag nach Veröffentlichung des aktuellen Albums mit „Betrayal“ und dem Titelstück nur zwei Songs vom selbigen auf „Born To Thrash“ geschafft haben. Der Rest ist ein Best Of Destruction und das muss ja nicht schlecht sein. Ist es auch nicht, denn es reiht sich Hit an Hit, bevor Destruction ihr Werk der totalen Zerstörung mit „Bestial Invasion“ beenden. Für mich ein Live-Album, das klanglich, atmosphärisch und von der Spielfreude der Band absolut überzeugt. Und deshalb gibt es von mir eine dringende Kaufempfehlung und es gäbe satte neun von zehn Punkte, wenn wir Livealben bewerten würden.

Titel:
Curse The Gods
Nailed To The Cross
Born To Perish
Mad Butcher
Life Without Sense
Betrayal
Total Desaster
The Butcher Strikes Back
Thrash Till Death
Bestial Invasion

Wertung: -/10
Autor: Wolfgang Haupt