DIRKSCHNEIDER, CROWNSHIFT, ALL FOR METAL

Oberhausen, Turbinenhalle, 27.03.2025


Ja nun gut, die beiden modernmetallischen Vorbands All For Metal und Crownshift sind mal eben überhaupt nicht unsere Kragenweite, dass wir beide zusammen in einem Absatz besprechen können. Letztendlich kam es uns auch nicht ungelegen, dass wir zwei Stunden wegen Staus für die Anfahrt benötigten und erst zur zweiten Band des Abends die Halle betreten haben, als Crownshift bereits mitten in ihrem Set waren. Ob die Jüngeren der Anwesenden sich noch daran erinnern, wofür Accept damals in der Metal Szene mal standen, darf zumindest insoweit bezweifelt werden, dass sie Mitte der Achtziger noch gar nicht geboren waren. Udo selbst scheint das heute sehr locker zu sehen, da er auf der Tour regelmäßig nach zwei anders gearteten Nachwuchsbands auftritt. Der Sound scheint noch nicht optimal zu sein und am Pult wird an einem permanenten Bassbrummen gearbeitet, welches besonders zwischen den Songs deutlicher hörbar wird. Auf der Bühne wird noch der Groove des Hits „Black Velvet“ von Alannah Myles durch wildere Rhythmik demontiert, dass festgestellt werden muss, dass weniger manchmal eben doch mehr ist.

Ziemlich genau um halb zehn ist es dann soweit. Nachdem „The Number Of The Beast“ ziemlich laut aus dem Back abgespielt wird, wie das „Doctor Doctor“ von UFO alle Maiden Shows einleitet, finden die Accept-Songs den Weg ins Dirkschneider-Programm, die man auch auf den ersten Accept Livescheiben findet. Das „Balls To The Wall“ Album wird ersteinmal nicht berücksichtigt, das starke „Russian Roulette“ leider überhaupt nicht. Begonnen wird selbstbewusst mit dem ersten Speed Metal Song aller Zeiten, „Fast As A Shark“. Die Bude rockt, klar, das war dazu auch gar nicht anders zu erwarten. Zuletzt waren wir bei Sodom hier und der Sound ist heute wesentlich besser. Rauchsäulen steigen zu „Living For Tonight“ auf, Accept spielten das Ding auch dauernd live, ebenso wie die Single „Midnight Mover“. Bei unserem Favoriten „Breaker“, dem Titelstück des dritten Albums, sehen wird das bekannte Synchrongepose, wie im Stagebild von damals. Sehr cool. Das ergibt begeisterte Udo-Rufe und das unbekanntere „Flash Rocking Man“ darf als eine kleine Überraschung gewertet werden. Im Gegensatz zu den unbedingten Ohoho-Chören von „Metal Heart“, die wir schon erwartet haben, aber dennoch ziemlich imposant kommen, wie die ganze Halle mitmacht. Noch eine kleine Überraschung wird das leisere „Breaking Up Again“, das Peter Baltes selber ansagt und das Ding auch so wie damals singt. Seine Stimme hat er noch, und Udo ist dazu gar nicht auf der Bühne. Grandios für unsere Ohren, einfach Weltklasse! Auch super, ihn überhaupt mit Udo zusammen auf der Bühne erleben zu dürfen.

Okay, bis jetzt fünfunddreißig Minuten gespielt. Was nach einer kurzen Pause mit Stille und Dunkelheit dann folgt, dürfte hier jedem der Anwesenden klar sein. Das bekannte Mollriff zum Titelstück „Balls To The Wall“ löst die Spannung auf und es werden fünf schwarze Riesenwasserbälle ins Pulk gestoßen. Schwer sich darauf zu konzentrieren, wenn man die Luftgitarre bedient. Bei „London Leatherboys“ übernehmen die Fronter wieder die bekannten Synchronposen. Udo singt viel stimmschonend in einer Tonlage, wie zum Beispiel zu „Fight It Back“. Dann kommen wir zu einem der schönsten Soli ever, das hat nämlich das Folgende „Head Over Heels“. Die Gitarristen Andrej Smirnow und Fabian Dammers halten sich dabei schon respektabel sehr nah am Original, ohne ausschweifende Klassikimprovisationen wie bei Accept! „Losing More Than You’ve Ever Had“ sei einer von Udos Lieblingstracks, verrät er uns, und der wird echt mit mehr Würze gebracht, scharfkantigeren Riffs und natürlich so arschtight, dass so einige Arme der Audienz hochgehen. Wenn man das Riff zu „Love Child“ hört, und man sich mal alle Riffs dieses Albums zusammengeballt vorstellt, bangt und mosht man doch in Kürze ne Kiste Bier leer. So fühlen wir uns auch bei „Turn Me On“, welches übrigens in einer obergrandiosen Version gebracht wird. Doch allen Superlativen zum Trotz kann noch einer draufgesetzt werden, denn es folgt unser Fave „Losers And Winners“, der auch in dieser Besetzung gut kracht und optisch mit den Gitarristen auf dem Drumpodest punktet. Man kann sagen, Peter Baltes gibt auf der Bühne schon musikalisch den Ton an und übrigens denken wir gerade darüber nach, ihn als Basser des Jahres vorzuschlagen. Nach „Guardians Of The Night“ folgt das quasi-Weihnachtslied „Winter Dreams“, das Udo mit glatter Stimme singt und sich grad ganz schön ungewohnt anhört. Obwohl Düsseldorf gar nicht weit ist, singt er den Song allein, und nicht wie im aktuellen Videoclip mit Frau Pesch.

Die lauten Rufe nach Zugabe werden erhört. Sven Dirkschneider kommt als erster zurück, sagt hinter seinem Kit stehend „Princess Of The Dawn“ an und der Zugabenblock ist mit gereckten Armen eröffnet. Nach „Up To The Limit“ folgt dann natürlich noch als absoluter Rauswurf „Burning“, wo noch einmal die ganze AC DC-Affinität zieht und eine gefährliche Tempoanhebung punktet. Zu „Bound To Fail“ danach vom Band ist nach 113 Minuten Schluss. Sehr cooler Auftritt so kurz vor Tourende, sehr coole Setlist. Auch wenn Knaller wie „Screaming For A Love-Bite“, „Aiming High“, „Son Of A Bitch“, „Starlight“, „I’m A Rebel“ und das ganze „Russian Roulette“ Album ausgelassen wurden. Jetzt hoffen wir mal, dass Udo in Zukunft wieder das tut, was nur er am besten kann, nämlich U.D.O. Songs spielen! Übrigens gerne auch mit Peter …

Autor: Joxe Schaefer
Pics: Stahli (baalphemor.de)