DR. DEATH – reincarnation

Nach einer Schaffenspause von über 20 Jahren kehren die Siegener Dr. Death mit ihrem dritten Album zurück. Der Titel „Reincarnation“ ist also Programm. Die Truppe macht auch erst gar keinen Hehl daraus, aus welcher Zeit sie stammt, sondern nimmt den Hörer mit auf einen Trip in die Vergangenheit. Der großartige Opener „What Shall We Report“ weckt mit seiner Melodie am Anfang und dem schleppenden Riffing Erinnerungen an die mächtigen Bolt Thrower. Auch die Vocals haben eine gewisse Ähnlichkeit zu Karl Willets, allerdings sind Dr. Death in ihrer Herangehensweise bei weitem nicht so rabiat wie die britische Dampfwalze und haben eine andere Grundatmosphäre. Sie erinnern mich eher an die Zeit der frühen und mittleren 90er, als viele Death Metal Bands sich ein wenig weg vom puren Todesblei hin zu einem melancholischen, in Richtung Gothic ausgerichteten Stil entwickelten und damit ihre eigene Nische gefunden haben. Beim Genuss des Albums muss ich immer wieder mal an die Frühphasen von Bands wie Amorphis oder Cemetary denken, und ab und zu (z.B. bei „Sunslayer“) kommt auch mal ne schöne Sentenced-Gitarre durch. Diese Direkvergleiche sollen jetzt aber keinen falschen Eindruck erwecken, sondern nur grob umschreiben, wie Dr. Death anno 2021 in etwa klingen. „Reincarnation“ ist kein Plagiat und absolut eigenständig. Die Songs sind durch die Bank gelungen, eher im Midtempo gehalten, enthalten hier und da auch mal eine Prise klassischen Doom und werden gelegentlich durch kurze Parts mit cleanen Vocals aufgelockert. Das Niveau ist relativ konstant, so dass an dieser Stelle nicht jeder einzelne Song analysiert werden muss. Besonders stark sind neben dem bereits erwähnten Opener „Blood For The Rotten“, das gekonnt zwischen eingängiger Melodik und fettem Riffing balanciert, sowie der sehr atmosphärische Rausschmeißer „Messiah Of Death“. Soundmäßig ist auch alles im grünen Bereich. Die Produktion klingt ebenso im positiven Sinne Retro wie die Mucke. Garniert wird das Album noch von einem kultigen Cover-Artwork vom Großmeister Axel Hermann. Tatsächlich gibt es in der heutigen Zeit nicht mehr viele Bands, die so klingen wie „Reincarnation“, und somit ist die Scheibe jedem Fan des bereits beschriebenen Sounds ohne Umschweife zu empfehlen. Wer also Death Metal mag, bei dem es nicht um Geknüppel, sondern um Atmosphäre geht, sollte hier unbedingt ein Ohr riskieren. Schön, dass es noch sowas gibt – mehr davon! Welcome back, Dr. Death!

Wertung: 8,5/10
Autor: Felix Schallenkamp