DUST BOLT, BLOODSPOT, FABULOUS DESASTER

Bochum, Rockpalast, 14.03.2019


Wer jetzt nicht gerade bei Overkill auf Tour ist, oder bei dem parallel stattfindenden Konzert mit Solstafir, ebenfalls hier in Bochum, sollte über ein Erscheinen im Rockpalast Bochum nachgedacht haben, wo heute Thrash regiert. Die Jungs aus Bonn sollten den letzten Kick gegeben haben, am heutigen Donnerstag nicht auf der Couch zu versauern. Denn wer sich nach einem Album von Exodus benennt, von dem darf der Thrasher etwas erwarten. Rufen wir auch mal ins Gedächtnis, dass eines unserer ersten Reviews bei X-CRASH das “Hang ’em High” Album von Fabulous Desaster war. Pünktlich zur besten Tagesschauzeit zappelt der Vierer motiviert los und wenn eine Band Shirts von Razor, Pripjat, Demolition Hammer und Raven trägt, dann weiß sie was sie tut. Flitzesoli sitzen und mit Tracks wie “The Revenge Of The Mighty Alouatta“ und „Customized“ erkämpft sich der Vierer mehr als Kopfnicken und “Faster Than Light“ soll schon das letzte Stück sein. Die zugedachte halbe Stunde Spielzeit entpuppt sich als einfach zu wenig für Material und Meute, für eine Band, die nach siebenundzwanzig Minuten die Bühne verlässt, obwohl alle noch mehr von ihr vertragen hätten.


Nach einem extrem kurzen Wechsel von bloß zehn Minuten darf die zweite Zusammenkunft und erste Band des Tourtrosses am heutigen Abend ran. Sie heißen Bloodspot und widmen das Konzert dem verstorbenen Bernd vom Kalkwerk Limburg, wo sie proben. Voraushallenden Gerüchten nach soll ihr Shouter Pete Barfuß performen. Der jedoch lässt sich gesundheitlich angeschlagen von einem Eric vertreten. Grad keine Ahnung, in welchem Genre der Mann mit der Rastamähne sonst shoutet, aber er hat Moves wie im Hardcore drauf. Und ziemlich gut gelingt es ihm, Bewegung in die Hütte zu bekommen, mischt die ersten Reihen persönlich mit auf und begibt sich im Laufe des Gigs immer wieder mit der Absicht Pits anzustiften in die Menge. Auch der musikalische Groove überträgt sich durch straightes und für Thrashverhältnisse atmosphärisches Material; man will irgendwo auch mal Synthies aus dem Back vernommen haben. Gut was los hier, so schnell können vierzig Minuten vergehen … und an dieser Stelle noch Gute Besserung an Pete!


Der sogenannte Thrashnachwuchs von Dust Bolt tourt inzwischen als Headliner durch die Republik und dem angrenzenden Ausland. Sein viertes Album „Trapped In Chaos“ kam in den Kritiken gut bis sehr gut weg und das Quartett eröffnet auch gleich mit dem Oberknaller „The Fourth Strike“, sehr geile Sache. Das erste Mal in Bochum soll für die Bayern in Erinnerung bleiben und „Mind The Gap“ wie „Mass Confusion“ macht schon gut Mische in den ersten Reihen. Shouter und Gitarrist Lenny ergreift immer wieder mit Rechts den Mikroständer, wenn er grad keine Saiten anreißen will, und versteht es jederzeit, die Audienz mit den richtigen Worten zu erreichen. Gerne fügt er bei den Ansagen der Songtitel ein Wörtchen hinzu, wie zu „Killing Fucking Time“, „Toxic Fucking Attack“ und „Rhythm To My Fucking Madness“, wo es immer wieder zu Circle Pits kommt. Basser Bene spricht ebenfalls mit dem Publikum und kann bis zu ihrer Behebung ein wenig technische Probleme überbrücken, welche die Wahnsinnigen danach mit Doppelsoli locker wieder wettmachen. Nach etwa einer Stunde kitzeln durchgehende Dust Bolt Rufe noch die bravuröse Zugabe, das musikalisch absolut hochwertige „Another Fucking Day In Chaos” raus.  Gerade in dem Track kommt die Stimme von Lenny besonders gut zur Geltung, durch die er immer wiedererkennbar sein wird. Allerdings dürfte allen Anwesenden klar gewesen sein, dass mit einem Obertempoklopper abgeschlossen wird. Dem ist auch so, denn die Wahl für die zweite Zugabe fällt auf “Agent Fucking Thrash”, der noch einmal für mächtig Geschiebe sorgt und einen Randalestall verursacht. Endlich mal ein Headliner, der in einem kleineren Venue deutlich über eine Stunde Spielzeit hinauskommt. Aber wen wundert es, wenn man es mit einer Band zu tun hat, die sich bereits anschickt, ihren Undergroundstatus zu verlassen. Alle Daumen hoch, das war über fünfundsiebzig kaiserliche Minuten ganz großes Kino! Die Fans werden auf der laufenden Tour, vom morgigen Oldenburg bis zum abschließenden München, noch mächtig Freude haben, das sei versprochen!

Autor & Pics: Joxe Schaefer